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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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350 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

schwörung des Bösen zurückführt. Allerd<strong>in</strong>gs ist ihr +Erzähler* <strong>der</strong> Insasse e<strong>in</strong>es Irrenhauses<br />

und somit von fragwürdiger Glaubwürdigkeit. Trotzdem verweist die zirkuläre Macht ihrer<br />

Deutung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das Böse durch das Böse erklärt wird, auf die Möglichkeit, daß es an<strong>der</strong>e<br />

Erklärungen als die wissenschaftliche geben könnte und +stellt damit das Allerheiligste [<strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>ne] <strong>in</strong> Frage – den Glauben an die Überlegenheit des wissenschaftlichen über jedes<br />

an<strong>der</strong>e Wissen* (ebd.: S. 296).<br />

In dieser Doppelstruktur <strong>der</strong> Erzählung, ihrem Verweis auf die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Wahrheit<br />

jenseits <strong>der</strong> wissenschaftlichen Wahrheitskonstrukte ist +Das Omen* e<strong>in</strong> geradezu +postmo<strong>der</strong>ner*<br />

Roman, denn die Mo<strong>der</strong>ne erreicht e<strong>in</strong>e neue Stufe, +sobald sie fähig ist, <strong>der</strong> Tatsache <strong>in</strong>s<br />

Auge zu sehen, daß die Wissenschaft, nach allem, was man weiß und wissen kann, e<strong>in</strong>e<br />

unter vielen Geschichten ist* (ebd.; 297). In dieser neuen Stufe <strong>der</strong> (<strong>Post</strong>-)Mo<strong>der</strong>ne entsteht<br />

im aus <strong>der</strong> +Verkettung* <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angst +gelösten* Kont<strong>in</strong>genzbewußtse<strong>in</strong> – wie Bauman <strong>in</strong> Parallele<br />

zu Richard Rorty formuliert (vgl. Kont<strong>in</strong>genz, Ironie, Solidarität und siehe S. 161) – die Mög-<br />

lichkeit und Notwendigkeit für Solidarität. Denn: +Um das emanzipatorische Potential <strong>der</strong><br />

Kont<strong>in</strong>genz als Geschick zu entwirren [vgl. auch Heller: Hermeneutics of Social Science; S.<br />

41 und siehe hier Anmerkung 45], würde es nicht genügen, die Demütigungen des an<strong>der</strong>en<br />

zu vermeiden. Man muß sie auch respektieren […] Man muß die An<strong>der</strong>sheit im an<strong>der</strong>en<br />

ehren, die Fremdheit im Fremden […] Me<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zu dem Fremden enthüllt sich<br />

mir als Verantwortung, nicht als <strong>in</strong>differente Neutralität […] E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Schicksal würde<br />

auch mit wechselseitiger Toleranz auskommen; e<strong>in</strong> geteiltes Geschick [<strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz] erfor<strong>der</strong>t<br />

[!] Solidarität.* (Mo<strong>der</strong>ne und Ambivalenz; S. 286f.).<br />

Auf die Problematik dieser letzten Argumentationsfigur habe ich bereits im Zusammenhang<br />

me<strong>in</strong>er (kurzen) Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit postmo<strong>der</strong>nen, auf den Wert <strong>der</strong> Differenz abhebenden<br />

Ethikkonzepten h<strong>in</strong>gewiesen (siehe S. 60f.), an die Bauman explizit anschließt (vgl. auch <strong>der</strong>s.:<br />

56<br />

<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>n Ethics). Denn wenn das Se<strong>in</strong> als solches kont<strong>in</strong>gent ist, dann ist es notwendig<br />

auch das Sollen. (Soziale) Werte können <strong>der</strong> +Wirklichkeit*, so wie sie sich darstellt, bestenfalls<br />

angemessen se<strong>in</strong>. Aus Kont<strong>in</strong>genzfeststellungen Normen wie Differenz o<strong>der</strong> Solidarität (zw<strong>in</strong>gend)<br />

57<br />

ableiten zu wollen, ist also problematisch. Vielversprechen<strong>der</strong> für e<strong>in</strong>e reflexive Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne und +ihrer* aus <strong>der</strong> Angst (an)getriebenen Bewegung ist aber ohneh<strong>in</strong> Baumans<br />

bereits im vorangegangen Abschnitt (siehe S. 332) kurz umrissene These von <strong>der</strong> +Selbsterzeugung<br />

<strong>der</strong> Ambivalenz* durch die entfremdende Wirkung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung:

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