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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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348 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Kontext betrachtet, <strong>in</strong> dem Sartre se<strong>in</strong> Werk (1943) verfaßte: Er wollte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong><br />

deutschen Besatzung von Paris den Wi<strong>der</strong>stand gegen das nazistische System stärken und<br />

deshalb alle Ausflüchte für die Kollaboration mit diesem System (etwa den Verweis auf e<strong>in</strong>en<br />

angeblichen +Befehlsnotstand*) mit dem Aufweis <strong>der</strong> Unh<strong>in</strong>tergehbarkeit <strong>der</strong> Freiheit unmöglich<br />

machen. Aber die bestehenden externen wie <strong>in</strong>ternen Zwänge des Selbst und <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

werden <strong>in</strong> dieser Sichtweise ausgeblendet, und Freiheit wird überdies je<strong>der</strong> utopische Gehalt<br />

genommen.<br />

Von ähnlichen Vorstellungen geleitet – allerd<strong>in</strong>gs eher <strong>in</strong> bezug auf Heidegger – hat auch<br />

Adorno se<strong>in</strong>e Kritik am existenzphilosophischen Angst-Konzept formuliert: +Das angebliche<br />

Existential <strong>der</strong> Angst ist die Klaustrophobie <strong>der</strong> System gewordenen Gesellschaft* (Negative<br />

Dialektik; S. 32f.). Adorno verweist hiermit darauf, daß die Angst weniger e<strong>in</strong>e existentielle<br />

Grundbef<strong>in</strong>dlichkeit, als vielmehr <strong>der</strong> Ausdruck defizitärer sozialer Verhältnisse ist, die gleichzeitig<br />

dazu drängen, diese Angst zu verdrängen, vor ihr <strong>in</strong> die Anpassung zu flüchten, anstatt sie<br />

55<br />

sich bewußt zu machen und sie zu reflektieren – was wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Ansatzpunkt zur<br />

H<strong>in</strong>terfragung und Transzendierung eben dieses auf die Angst gegründeten Systems se<strong>in</strong> könnte<br />

(vgl. auch Geyer: Angst als psychische und soziale Realität; S. 355ff.). Und so bemerkt er:<br />

+Mit <strong>der</strong> Angst und ihrem Grunde verg<strong>in</strong>ge vielleicht auch die Kälte.* (Negative Dialektik;<br />

S. 338)<br />

Die deflexive Verdrängung <strong>der</strong> Angst wie die synthetische Auflösung ihrer Dialektik ist deshalb<br />

ke<strong>in</strong> Ausweg. Die Angst muß reflektiert (d.h. entfaltet) werden, um reflexiv zu wirken (d.h.<br />

die Potentiale des Selbst zu entfalten). Und Reflexion me<strong>in</strong>t deshalb gewiß ke<strong>in</strong>e +Austreibung*,<br />

ke<strong>in</strong>en +Exorzismus* <strong>der</strong> cartesianischen Angst, wie ihn Richard Bernste<strong>in</strong> – sich selbst wi<strong>der</strong>-<br />

sprechend – e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>t, um die Gegenüberstellung von Objektivismus (als <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>anten<br />

Ideologie <strong>der</strong> wissenschaftlichen Mo<strong>der</strong>ne) und Relativismus (als <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>anten Ideologie<br />

<strong>der</strong> +nachwissenschaftlichen* <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne) zu überw<strong>in</strong>den (vgl. Beyond Objectivism and<br />

Relativism; S. 19 und S. 223–231). Denn das Verlangen nach e<strong>in</strong>er Austreibung <strong>der</strong> Angst<br />

entspr<strong>in</strong>gt natürlich selbst <strong>der</strong> im Bedürfnis nach fundamentaler Sicherheit verhafteten carte-<br />

sianischen Angst. Das kann auch anhand <strong>der</strong> Ausführungen von Zygmunt Bauman verdeutlicht<br />

werden, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e +postmo<strong>der</strong>ne Utopie* e<strong>in</strong>es +Lebens mit Kont<strong>in</strong>genz* u.a. mittels <strong>der</strong> Analyse<br />

zweier Romane verdeutlicht, die beide sehr erfolgreich verfilmt wurden: +Der Exorzist* (von<br />

William Blatty) und +Das Omen* (von David Seltzer).

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