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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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344 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

(objektive) Wahrheit beanspruchen kann und will. Sie bietet allerd<strong>in</strong>gs die Möglichkeit, die<br />

rationalistischen Objektivierungen, die das Denken +verd<strong>in</strong>glichen*, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e reflexive +Objektivität*<br />

zu überführen, d.h. den Mo<strong>der</strong>nisierungsprozeß – im Bewußtse<strong>in</strong> <strong>der</strong> treibenden Angst –<br />

zu e<strong>in</strong>em Gegenstand unserer Betrachtungen zu machen. Die Bewegung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne entspr<strong>in</strong>gt<br />

aus dieser Perspektive e<strong>in</strong>er +kritischen Hermeneutik* (Waldenfels) +ursprünglich* e<strong>in</strong>em defle-<br />

xiven Impuls: nämlich die Angst durch +Unterdrückung* und rationale Kontrolle zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Aber durch die latente Dialektik <strong>der</strong> Angst wie des gesamten Prozesses, kann sich die Bewegung<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne auch +verkehren*. Um diese Möglichkeit e<strong>in</strong>er reflexiven Mo<strong>der</strong>ne als ihrer<br />

bewußten Selbstaufhebung und -überschreitung wird es im folgenden gehen.<br />

5.1.2 WEITERGEHENDE MODERNISIERUNG UND DAS ENDE DER GEWIßHEITEN – DIE REFLEXIVE<br />

(SELBST-)KONFRONTATION DER SICH +OBJEKTIVIERENDEN* MODERNE<br />

Der treibende +Ursprung* <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne wurde von mir im Vorangegangenen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Angst verortet. Diese Angst, die ihrerseits aus e<strong>in</strong>em historischen Umbruch, <strong>der</strong> verunsich-<br />

ernden Auflösung <strong>der</strong> alten Ordnung folgte, bewirkte e<strong>in</strong>e kompensatorische Flucht <strong>in</strong>s Rationale,<br />

die <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne ebenso e<strong>in</strong>e (Halt) suchende Rastlosigkeit wie die gewaltvolle Tilgung <strong>der</strong><br />

die neue rationalistische Ordnung bedrohenden Ambivalenz diktierte. Die +fundamentale*<br />

Revolution <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne und ihr +Fortschreiten* ersche<strong>in</strong>t aus dieser Perspektive als Regreß,<br />

und auch ihre +gewaltigen* Leistungen beruhen letztlich auf ihrem zwanghaften Charakter.<br />

Aber <strong>in</strong> ihrem regressiven Vorwärtsstreben unterhöhlt sich die mo<strong>der</strong>ne Ordnung auch selbst.<br />

Sie entzieht sich den Boden, <strong>in</strong>dem die <strong>in</strong> ihr manifestierte Gewalt gegen sie zurückschlägt<br />

und die radikalisierte Vernunft sich gegen ihre eigenen Grundlagen richtet. Und während<br />

weitgehend im mo<strong>der</strong>nen Bewußtse<strong>in</strong> verhaftete +Antiquare* <strong>der</strong> westlichen Aufklärung wie<br />

z.B. Agnes Heller angesichts dieses latenten +Todeswunsches* <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne besorgt fragen:<br />

45<br />

+Can Mo<strong>der</strong>nity Survive?* (1990), formulieren postpostmo<strong>der</strong>ne Provokateure wie Bruno<br />

Latour (siehe auch S. 130ff.) nur lakonisch: +Wir s<strong>in</strong>d nie mo<strong>der</strong>n gewesen* (1991). 46<br />

Folgt man Peter Wehl<strong>in</strong>g, so handelt es sich bei <strong>der</strong> (nie gewesenen) Mo<strong>der</strong>ne gar um e<strong>in</strong>en<br />

+falschen* S<strong>in</strong>n stiftenden Sozialmythos: +Die angeblich entzauberte Welt br<strong>in</strong>gt neue Mythen<br />

hervor, welche die versachlichten Herrschaftsverhältnisse zugleich verschleiern und auf falsche<br />

Art bildhaft konkretisieren […]* (Die Mo<strong>der</strong>ne als Sozialmythos; S. 19). Denn h<strong>in</strong>ter dem

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