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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? XLI<br />

Probleme wie<strong>der</strong>um Technik (als <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sichtweise e<strong>in</strong>zig erfolgversprechendes Mittel)<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Dieser +technokratische* Aspekt <strong>in</strong> Luhmanns Denken, <strong>der</strong> ansonsten mit se<strong>in</strong>en Kategorien<br />

+Komplexität*, +Kont<strong>in</strong>genz*, +Selbstreferenzialität* und +Autopoiesis* durchaus Bezüge zum<br />

61<br />

<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nismus aufweist (siehe S. XLVIIff.), entspr<strong>in</strong>gt dem Bewußtse<strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen,<br />

<strong>der</strong> halbierten Mo<strong>der</strong>ne, wie Beck sie nennt (vgl. z.B. Risikogesellschaft; S. 118). Ihr Horizont<br />

ist die an l<strong>in</strong>earem Fortschritt orientierte und im Glauben an die Macht <strong>der</strong> Technik verhaftete<br />

<strong>in</strong>dustrielle (Schichtungs-)Gesellschaft, <strong>der</strong>en Bild noch immer die soziologische Begrifflichkeit<br />

weitgehend bestimmt, die aber genau genommen bereits aufgehört hat zu existieren – wenn<br />

62<br />

sie denn jemals so existiert hat, wie die Soziologen sie gedacht haben. Wie auch immer:<br />

Jene heute sozial überholte Soziologie <strong>der</strong> +klassischen* Industriegesellschaft war wesentlich<br />

orientiert an Modellen wie standardisierter Erwerbsarbeit, <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>familie mit ihrer geschlechts-<br />

spezifischen Rollenteilung und dem national verfaßten (Wohlfahrts-)Staat etc., und nach Beck<br />

lassen sich folglich drei Grundannahmen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Mo<strong>der</strong>nisierungssoziologie benennen:<br />

• Da die Industriegesellschaft als Großgruppengesellschaft aufgefaßt wurde, g<strong>in</strong>g man davon<br />

aus, daß +Lebenslagen und Lebensverläufe […] <strong>in</strong> Klassen [bzw. Schichten] sozial organisiert<br />

und soziologisch abbildbar* s<strong>in</strong>d (Die Erf<strong>in</strong>dung des Politischen; S. 72).<br />

• Ferner war man von e<strong>in</strong>em relativ ungetrübten Fortschritts- und Vernunftglauben beseelt.<br />

Dieser Fortschritt, +die Auflösung <strong>der</strong> traditionalen Ordnung […] vollzieht sich als e<strong>in</strong> revo-<br />

lutionärer Prozeß, und zwar entwe<strong>der</strong> offen und explosiv (wie die Französische Revolution)<br />

o<strong>der</strong> dauerhaft und eruptiv (wie die Industrielle Revolution)* (ebd.; S. 73). 63<br />

• Mit dem solchermaßen als unaufhaltsam gesehenen Fortschritt geht die Ausdifferenzierung<br />

von Subsystemen e<strong>in</strong>her, die von ihrer +Eigengesetzlichkeit dom<strong>in</strong>iert [s<strong>in</strong>d]. Das heißt:<br />

Das Bewegungsgesetz <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Mo<strong>der</strong>ne ist e<strong>in</strong> zwar vielgestaltiger, aber l<strong>in</strong>ear und<br />

e<strong>in</strong>dimensional gedachter Rationalisierungsprozeß im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Steigerung und Entfaltung<br />

systemspezifischer Zweckrationalität.* (Ebd.; S. 74)<br />

Heute s<strong>in</strong>d diese Grundannahmen, wie oben schon angedeutet, fragwürdig geworden. Die<br />

zunehmende Individualisierung löst die Klassen- und Schichtzusammenhänge auf. Angesichts<br />

<strong>der</strong> Nebenfolgen <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Produktion, die globale Risiken erzeugt, ist <strong>der</strong> vernunftgläubige<br />

Fortschrittsoptimismus drastisch gesunken, und Krisenszenarien beherrschen die Zukunfts-

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