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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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XL POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne* (Der philosophische Diskurs <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne; S. 12), doch gibt es für ihn ke<strong>in</strong>e<br />

Alternative zum Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Vernunft. Nur auf ihrer Basis kann sich e<strong>in</strong> fruchtbarer Diskurs<br />

entsp<strong>in</strong>nen, <strong>der</strong> mittels <strong>der</strong> wechselseitigen Akzeptanz <strong>der</strong> Geltungsansprüche zu <strong>in</strong>tersubjektiver<br />

Verständigung führt (vgl. ebd.; Kap. XI). 56<br />

Habermas zieht daraus die Konsequenz und bezeichnet das postmo<strong>der</strong>ne Denken, das (wie<br />

noch zu zeigen se<strong>in</strong> wird) den Anspruch auf e<strong>in</strong>e übergeordnete und übergreifende Vernunft<br />

weitgehend aufgegeben hat, als neokonservativ (vgl. Die Mo<strong>der</strong>ne – E<strong>in</strong> unvollendetes Projekt;<br />

S. 32 und siehe hier S. LXX). Niklas Luhmann geht so weit nicht und bekennt:<br />

+Die Proklamation <strong>der</strong> ›<strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne‹ hatte m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Verdienst. Sie hat bekannt gemacht, daß<br />

die mo<strong>der</strong>ne Gesellschaft das Vertrauen <strong>in</strong> die Richtigkeit ihrer eigenen Selbstbeschreibungen verloren<br />

hat […] Auch sie s<strong>in</strong>d kont<strong>in</strong>gent geworden.* (Beobachtungen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne; S. 7)<br />

Komplexität und Kont<strong>in</strong>genz gelten Luhmann schließlich gerade <strong>in</strong> letzter Zeit immer mehr<br />

als wesentliche Charakteristika mo<strong>der</strong>ner Sozialsysteme (siehe auch S. XXV), die als +offene<br />

57<br />

Gesellschaften* (Popper) für die Individuen zahllose Handlungsalternativen be<strong>in</strong>halten. Noch<br />

mehr gilt die Kont<strong>in</strong>genzfeststellung jedoch für die beobachtende Beschreibung von Gesellschaft. 58<br />

Da <strong>der</strong> Diskurs über die Mo<strong>der</strong>ne weitgehend auf semantischer Ebene geführt wird, kulturellen<br />

Merkmalen e<strong>in</strong>e immer größere Bedeutung zukommt, konnte man entsprechend +leichtfüßig<br />

[…] die Beschreibung von mo<strong>der</strong>n auf postmo<strong>der</strong>n* umstellen (ebd.; S. 13). 59<br />

Weniger +leichtfüßig*, so lautet <strong>der</strong> Umkehrschluß, gelänge dies, wenn man strukturelle Merkmale<br />

heranziehen würde. Ausgerechnet o<strong>der</strong> vielmehr gerade mit Bezug auf Marx versucht deshalb<br />

Luhmann, e<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Strukturwandel und <strong>der</strong> Ver-<br />

schiebung <strong>der</strong> sozialen Semantik herzustellen. Er übernimmt dazu von Marx das (von diesem<br />

wie<strong>der</strong>um bei Hegel entliehene) Argument <strong>der</strong> Entfremdung. Entfremdung, die für Luhmann<br />

analog zu Marx durch Technisierung (mit) ausgelöst wird, wertet er – <strong>in</strong> impliziter Anlehnung<br />

an Gehlen (siehe Anmerkung 60) – jedoch an sich positiv. Sie zw<strong>in</strong>gt nämlich zu Selbstreflexion<br />

und führt so zu Emanzipation, die damit +unvermeidlicher Nebeneffekt dieser Technisierung*<br />

ist (ebd.; S. 21). Die Selbstreflexion – d.h. <strong>in</strong> marxistischer Term<strong>in</strong>ologie ausgedrückt: die<br />

Erlangung des Bewußtse<strong>in</strong>s für die eigene Klassenlage – führt gemäß Luhmann aber natürlich<br />

60<br />

nicht zur proletarischen Erhebung. Vielmehr erlaubt sie es schlicht, +das eigene Beobachten<br />

zu beobachten* (ebd.; S. 22) und versetzt damit <strong>in</strong> die Lage, zur Lösung <strong>der</strong> technikerzeugten

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