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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 325<br />

Damit Dialektik sich allerd<strong>in</strong>gs bis zum Umschlagspunkt <strong>der</strong> Aporie entfalten kann, die <strong>der</strong><br />

Potentialität des Se<strong>in</strong>s Raum gibt, muß <strong>der</strong> Aktualität des Se<strong>in</strong>s etwas entgegengesetzt werden.<br />

Negativität, die sich <strong>der</strong> +Positivität* <strong>der</strong> sozialen +Wirklichkeit* versperrt, stellt darum die<br />

e<strong>in</strong>zige +mögliche* theoretische und praktische Option dar, die die bestehenden Verhältnisse<br />

überw<strong>in</strong>den kann. Auch diese Negativität speist sich <strong>in</strong>dessen aus dem Se<strong>in</strong>. Sie f<strong>in</strong>det ihren<br />

haltlosen Rückhalt im eigenen Se<strong>in</strong> und dessen +Bestimmungen*, das sich – <strong>in</strong> bestimmter<br />

Negation – auf das an<strong>der</strong>e Se<strong>in</strong> bezieht, sich an diesem reibt und stößt. Sie speist sich aus<br />

<strong>der</strong> (Un-)Möglichkeit des +authentischen* Selbst, das sich gegen die entäußernde Unterdrückung<br />

<strong>der</strong> Vielheit se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Stimmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> pluralen, aber e<strong>in</strong>dimensionalen Marktgesellschaft<br />

wehrt, <strong>der</strong>en Optionen selektiv s<strong>in</strong>d. Se<strong>in</strong>e nicht-identische (Nicht-)Identität richtet sich, von<br />

außen angestoßen und nach <strong>in</strong>nen +geworfen*, gegen die Absperrung se<strong>in</strong>er Potentiale. Derart<br />

werden Reflexionen ver<strong>in</strong>nerlichter Machtstrukturen und deflexiver Praktiken <strong>in</strong> Gang gesetzt,<br />

die e<strong>in</strong>e Überschreitung ermöglichen können, <strong>in</strong>dem sie sich <strong>der</strong> Faktizität des Seienden<br />

negativ entziehen. Und nur auf diese negative Weise werden die im Wirken <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

sich auftuenden Kont<strong>in</strong>genzräume für die +Utopie* sozialer Konvergenz genutzt, die die Indi-<br />

viduen wie<strong>der</strong> ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> annähert, ohne sie mit dem Zwang zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Selbst<br />

und e<strong>in</strong>em vere<strong>in</strong>heitlichenden Konsens zu bedrängen. Denn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Negation wird e<strong>in</strong> Möglich-<br />

keitsraum offen gehalten, <strong>der</strong> alle<strong>in</strong>e von den Individuen <strong>in</strong> ihrem +freien* Zusammenwirken<br />

ausgestaltet und nicht positiv +vorbestimmt* werden kann (siehe auch Exkurs).<br />

Diese hier nur grob skizzierten Vorstellungen e<strong>in</strong>er kritisch-dialektischen Theorie reflexiver<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung s<strong>in</strong>d so wi<strong>der</strong>sprüchlich und paradox, wie die Welt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> und für die sie<br />

gedacht wurden. Sie s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> sich selbst wi<strong>der</strong>sprechende Ausdruck <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit<br />

des Se<strong>in</strong>s, die dem Se<strong>in</strong>, so wie es ist, wi<strong>der</strong>sprechen. Das bedeutet, daß es darum geht,<br />

möglichst wi<strong>der</strong>(ge)spenstige Gedanken produzieren, die sich <strong>in</strong> den Weg stellen, zur Ause<strong>in</strong>-<br />

an<strong>der</strong>setzung +zw<strong>in</strong>gen*, zu ihrer Verwerfung und Diffamierung aufrufen, aber auch zur Selbst-<br />

verwerfung und -überschreitung. Die Dialektik muß – um <strong>der</strong> Ambivalenz des Se<strong>in</strong>s gerecht<br />

zu werden – entfesselt werden, und so ist auch dieser Text nichts an<strong>der</strong>es, als <strong>der</strong> ambivalente<br />

(und damit auch +fragwürdige*) Versuch e<strong>in</strong>er Entfaltung von Dialektik. Der Horizont dieser<br />

befreiten und befreienden, aus <strong>der</strong> bestimmten Negation gespeisten negativen Dialektik im<br />

Bewußtse<strong>in</strong> des Nichtidentischen (vgl. auch Adorno: Negative Dialektik; S. 16) ist die u-topische<br />

Utopie, jener negative Nicht-Ort, <strong>der</strong> die Begrenzungen des sozialen Raumes, dem Ort <strong>der</strong>

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