09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 323<br />

passive Deflexion, d.h. das <strong>in</strong> ihrer Masse begründete +Momentum* <strong>der</strong> Systeme sowie die<br />

+rout<strong>in</strong>isierte* Trägheit des Denkens und Handelns, die reflexives Bewußtse<strong>in</strong> und reflexive<br />

Handlungsalternativen blockiert.<br />

Reflexive Mo<strong>der</strong>nisierung kann aufgrund dieser Limitierungen nie vollständig reflexiv se<strong>in</strong>.<br />

Die +objektive* (d.h. materielle) Reflexivität <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung durch ihre Nebenfolgen wird<br />

deshalb nicht immer +objektiv* (d.h. selbst-thematisierend) gedanklich gespiegelt (kognitive<br />

Reflexion). Und auch die sich aus <strong>der</strong> weitergehenden Mo<strong>der</strong>nisierung ergebende Reflexivität<br />

<strong>der</strong> sozialen S<strong>in</strong>nwelten und Symbole wird durch die +ents<strong>in</strong>nlichende* Prägekraft <strong>der</strong> globalen<br />

Kultur<strong>in</strong>dustrie kaum kritisch reflektiert (ästhetisch-hermeneutische Reflexivität). Deshalb gibt<br />

es auch ke<strong>in</strong>e weitreichenden praktischen Reflexionen, ke<strong>in</strong>e Spiegelungen <strong>der</strong> +objektiven<br />

Reflexivität* im Handeln. So besteht aktuell – wenngleich durch Ideologien und Praxologien<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen wie <strong>in</strong>dividuellen Wahrnehmung weitgehend +verdrängt* – e<strong>in</strong>e Dialektik von<br />

reflexiven und deflexiven Prozessen (Abschnitt 5.4). Das Aufzeigen dieser Dialektik ist deshalb<br />

die zentrale Aufgabe e<strong>in</strong>er kritischen Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung.<br />

Die Dialektik von Reflexion und Deflexion ist jedoch für die +Evolution sozialer Systeme*,<br />

um die Sprache <strong>der</strong> Systemtheorie zu benutzen, bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad sogar +funktional*.<br />

Denn das System benötigt reflexive +Inputs*, um sich an potentielle und konkrete Herausforde-<br />

rungen anpassen zu können. Allerd<strong>in</strong>gs besteht mit <strong>der</strong> deflexiven Integration reflexiver Impulse<br />

die Gefahr e<strong>in</strong>er reflexiv-deflexiven Risikospirale, d.h. die (die Reflexionen auslösenden) Wi<strong>der</strong>-<br />

sprüche des bestehenden Systems werden durch se<strong>in</strong>e +konservative* Adaption auf e<strong>in</strong> immer<br />

höheres Niveau transformiert. Politisch betrachtet führt e<strong>in</strong>e solche risikopotenzierende reflexiv-<br />

deflexive Dialektik sehr wahrsche<strong>in</strong>lich zu e<strong>in</strong>er entpolitisierenden Diffusion: Die <strong>in</strong>stitutionelle<br />

<strong>Politik</strong> versucht sich dadurch vor den Reflexionen ihrer Wi<strong>der</strong>sprüche zu retten, daß sie sich<br />

selbst entpolitisiert, um ke<strong>in</strong>e Angriffspunkte mehr zu bieten, und die ohneh<strong>in</strong> +zerstreute*,<br />

fragmentisierte Subpolitik beschränkt sich – <strong>der</strong>art +befriedet* – auf das Subpolitische.<br />

In diesem Zusammenhang stellt sich allerd<strong>in</strong>gs die generelle Frage: Welche E<strong>in</strong>stellungen,<br />

Umstände und Verhaltensweisen s<strong>in</strong>d im hier gebrauchten S<strong>in</strong>n +reflexiv* bzw. +deflexiv*<br />

zu nennen? E<strong>in</strong>e ausführlichere Antwort darauf wird lei<strong>der</strong> erst an späterer Stelle erfolgen<br />

können (siehe Anschnitt 5.3). Für den Augenblick soll es genügen klarzustellen, daß es sich<br />

hier um e<strong>in</strong>e theoretisch gesetzte (re<strong>in</strong> begriffliche) Unterscheidung handelt, die weniger mit<br />

dem Anspruch antritt, e<strong>in</strong> objektives, e<strong>in</strong>deutiges und +operationalisierbares* Kriterium angeben

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!