09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

322 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

werden (Abschnitt 5.1.1). Doch <strong>in</strong> ihrer gewaltvollen Entfaltung steigert sie (ungewollt) nur<br />

ihre Ambivalenz, welche sich ihr schließlich dadurch verstärkt zum Bewußtse<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt: Die<br />

Mo<strong>der</strong>ne erkennt sich selbst <strong>in</strong> ihrem Wi<strong>der</strong>spruch. Sie wird reflexiv und damit +objektiv*,<br />

d.h. sie wird sich zu e<strong>in</strong>em Objekt und Gegenstand und vernichtet damit genau jene Gewiß-<br />

heit(en), die zu suchen und wie<strong>der</strong>herzustellen sie sich aufmachte (Abschnitt 5.1.2).<br />

Diese +gegenständliche* Verunsicherung ihrer ursprünglichen Impulse manifestiert sich zuweilen<br />

<strong>in</strong> Resignation, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er +posthistoristischen Lähmung*. An<strong>der</strong>erseits: Die reflexive Objektivierung<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne entfesselt die Subjekte – potentiell – aus den Zwängen <strong>der</strong> (Selbst-)Gewißheit<br />

und schafft damit auch die Basis für e<strong>in</strong>e neue +Bewegung*, für e<strong>in</strong>e theoretische und praktische<br />

Umorientierung (Abschnitt 5.2). Das löst auch e<strong>in</strong>e latente Erosion <strong>der</strong> sozialen Institutionen<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne aus. Es kommt also – allerd<strong>in</strong>gs nur, wenn die materiellen und strukturellen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen kritische +Reflexionen* begünstigen – zu jener schon oben mit Beck angesprochenen<br />

Subpolitisierung, d.h. <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen <strong>Politik</strong> wird <strong>der</strong> +Grund* entzogen und gleichzeitig<br />

erfolg e<strong>in</strong>e entgrenzende Politisierung des gesamten sozialen Lebens. Subpolitik stellt damit<br />

– implizit und explizit – die Frage nach <strong>der</strong> politischen (Def<strong>in</strong>itions-)Macht und <strong>der</strong> politischen<br />

Organisation <strong>der</strong> Gesellschaft, sie ist Meta- und Superpolitik (Abschnitt 5.2.1). Doch das ist<br />

nur ihre e<strong>in</strong>e Seite: Subpolitik, die nicht zugleich selbst-bewußt und subversiv ist und – sich<br />

selbst begrenzend – vor <strong>der</strong> Überschreitung <strong>der</strong> +Systemgrenzen* zurückschreckt, kann un<strong>in</strong>ten-<br />

diert auch zu e<strong>in</strong>er Diffusion und Zersplitterung des Politischen führen, das sich immer mehr<br />

<strong>in</strong> abgespaltene E<strong>in</strong>zelfragestellungen +auflöst* (Abschnitt 5.2.2).<br />

Subpolitik begrenzt sich also selbst. Aber sie wird auch durch ihre +systemische* Umwelt<br />

begrenzt, und die kritischen Reflexionen, die sie bewirkt, werden von dort zurückgeworfen<br />

und – entschärfend – abgelenkt (Abschnitt 5.3). Wie sich im Verlauf <strong>der</strong> Analyse des politischen<br />

+Rahmens* <strong>in</strong> Kapitel 2 und 3 zeigte (und auch hier rückblickend bereits angesprochen wurde),<br />

besitzen die e<strong>in</strong>gespielten Akteurszusammenhänge <strong>der</strong> etablierten (Sub-)Systeme mächtige<br />

Ressourcen für solche Deflexionsversuche. Grundsätzlich läßt sich im Zusammenhang <strong>der</strong><br />

Deflexion zwischen Ideologien (Abschnitt 5.3.1) und Praxologien (Abschnitt 5.3.2) unterscheiden.<br />

Die wichtigste Deflexionsideologie ist me<strong>in</strong>es Erachtens die funktionalistische Theorie von<br />

<strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> Systeme, da sie die zentralen Praxologien <strong>der</strong> Übersetzung und <strong>der</strong> rituellen<br />

Integration als Überbau abstützt. +Aktive* (d.h. gezielt betriebene) Deflexion ist jedoch die<br />

Ausnahme. Untergründiger, +von <strong>in</strong>nen* wirkend und deshalb vermutlich weit effektiver ist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!