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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 321<br />

+freisetzenden* Individualisierungs- und Subpolitisierungsprozesses die Maske des Optimismus<br />

trägt (siehe auch Abschnitt 2.5), ist tatsächlich – d.h. wie ich es sehe – <strong>der</strong> Ausdruck des<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, entgegen den Intentionen ihrer +Väter*, gesteigerten Ungewissen.<br />

Die Entfesselung <strong>der</strong> Produktivkräfte, die bei Marx noch <strong>in</strong> das +Reich <strong>der</strong> Freiheit* führt<br />

(wenn sie +sozialistisch umgebogen* wird), erhält bei Beck deshalb den Charakter e<strong>in</strong>es<br />

grundsätzlich ambivalenten Phänomens. Und er ist sich ebenso bewußt, daß Individualisierung<br />

nicht nur +Gew<strong>in</strong>ner*, son<strong>der</strong>n auch +Verlierer* produziert und jede Freisetzung mit neuen<br />

Formen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und mit neuen Zwängen verbunden ist – und sei es dem +Zwang<br />

zur Freiheit*. Nur zieht er daraus nicht die für e<strong>in</strong>e kritisch-dialektische Theorie notwendige<br />

Konsequenz und konzentriert sich bei se<strong>in</strong>en Betrachtungen weniger auf die Restriktionen<br />

reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung (durch Selbstbegrenzungen wie durch deflexive Gegenbewegungen),<br />

14<br />

als auf ihre Chancen. Soweit jedenfalls me<strong>in</strong> (Miß-)Verständnis von Beck.<br />

Was könnte dieser damit sozusagen +auf halbem Weg steckengebliebene* Ansatz e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>en<br />

+kritischen Dialekt* sprechenden Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung mit auf ihren Weg geben,<br />

was könnte er ihr sagen? – Die Antwort lautet: Gerade <strong>in</strong> dem, was dieser Ansatz nicht sagt,<br />

könnte er sie weiterführen, denn er könnte ihr – und nichts ist produktiver – <strong>in</strong> diesem<br />

+Schweigen* Fragen stellen: Was s<strong>in</strong>d die Gründe für die +Beharrlichkeit* <strong>der</strong> (<strong>in</strong>stitutionellen)<br />

Strukturen <strong>der</strong> +e<strong>in</strong>fachen* Mo<strong>der</strong>ne? Durch welche Prozesse und welche Mechanismen wird<br />

<strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> ersten <strong>in</strong> die zweite (radikalisierte, reflexive) Mo<strong>der</strong>ne blockiert? Welche<br />

(neuen) Zwänge br<strong>in</strong>gt die radikalisierte Mo<strong>der</strong>ne (reflexiv) hervor? Wor<strong>in</strong> liegen ihre Wi<strong>der</strong>-<br />

sprüche? Im Bewußtse<strong>in</strong> dieser Fragen und Probleme gilt es, im folgenden (Abschnitt 5.1)<br />

noch e<strong>in</strong>mal den disparaten, schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Anfängen wi<strong>der</strong>sprüchlichen Mo<strong>der</strong>nisierungsprozeß<br />

von <strong>der</strong> Neuzeit bis an die Grenze <strong>der</strong> +postmo<strong>der</strong>nen* Gegenwart zu verfolgen. Vor allem<br />

mit Bezug auf +Die Dialektik <strong>der</strong> Aufklärung* (1944) von Horkheimer und Adorno sowie Zygmunt<br />

Bauman soll die +ursprüngliche* Bewegung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne dabei als e<strong>in</strong> (Angst-getriebenes)<br />

Projekt <strong>der</strong> Elim<strong>in</strong>ierung von Ambivalenzen aufgefaßt werden – e<strong>in</strong> Projekt allerd<strong>in</strong>gs, das<br />

nur deshalb Ungewißheit und Ambivalenz so vehement bekämpft, weil es selbst zutiefst<br />

ambivalent ist, <strong>in</strong>dem es den Wi<strong>der</strong>spruch von Freiheit und Sicherheit synthetisch zu vere<strong>in</strong>en<br />

versucht. Aus eben dieser +Grund-legenden* Ant<strong>in</strong>omie <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, die ihr doppeltes<br />

Versprechen doppelt une<strong>in</strong>lösbar macht und Freiheit wie Sicherheit <strong>in</strong> ihr Gegenteil (Zwang)<br />

verkehrt, kann die Beharrlichkeit und die implizite Gewalt <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Ordnung erklärt

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