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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 5: REFLEXIV-DEFLEXIVE MODERNISIERUNG UND DIE DIFFUSION DES POLITISCHEN 319<br />

(1992), d.h. zu e<strong>in</strong>er Analyse <strong>der</strong> symbolischen (Macht-)Strukturen <strong>der</strong> globalen Kultur<strong>in</strong>dustrie<br />

(vgl. auch <strong>der</strong>s./Urry: Economies of Signs and Space).<br />

Zu Lashs Ansatz, <strong>der</strong> – wie die Überlegungen von Giddens – wichtige Impulse für das von<br />

mir anvisierte Theorieprojekt zu geben vermag, werde ich an späterer Stelle noch nähere<br />

Erläuterungen machen. Wenn es aber darum geht, e<strong>in</strong>e kritisch-dialektische Erweiterung <strong>der</strong><br />

Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung vorzunehmen, so ersche<strong>in</strong>t mir dazu die von Ulrich Beck<br />

entworfene Theorievariante – obwohl sie nicht explizit mit e<strong>in</strong>em +kritischen* Anspruch auftritt<br />

– als geeignetster Ausgangspunkt. Denn Becks latent materialistischer Reflexivitätsbegriff be<strong>in</strong>-<br />

haltet, an<strong>der</strong>s als bei Giddens und Lash, nicht alle<strong>in</strong>e gedankliche (kognitive) o<strong>der</strong> ästhetische<br />

und hermeneutische Reflexion bzw. Reflexivität, son<strong>der</strong>n betont vielmehr die ökologische<br />

Risiken produzierende +Nebenfolgenhaftigkeit* <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung, die die Mo<strong>der</strong>ne (ungewollt)<br />

9<br />

auf sich selbst verweist und so (potentiell) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e +zweite Mo<strong>der</strong>ne* überführt (siehe zurück<br />

zu S. XLII und vgl. auch <strong>der</strong>s.: Wissen o<strong>der</strong> Nicht-Wissen?; S. 289ff.). Genau dieses +mate-<br />

rialistische Moment* im Theorierahmen Becks ist <strong>der</strong> mögliche Fix- und Wendepunkt für<br />

e<strong>in</strong>e kritisch-dialektische Um<strong>in</strong>terpretation (die allerd<strong>in</strong>gs – da mit ihr schließlich e<strong>in</strong>e doppelte<br />

Überschreitung angestrebt wird – auch die Momente kognitiver, ästhetischer und hermeneutischer<br />

Reflexivität nicht ignoriert).<br />

Der (entfernten) Nähe zum Historischen Materialismus und damit zu Marx ist Beck sich natürlich<br />

durchaus bewußt. Er bemerkt: +Daß die Dynamik <strong>der</strong> Industriegesellschaft ihre eigenen Grund-<br />

lagen aufhebt, er<strong>in</strong>nert an die Botschaft von Karl Marx: Der Kapitalismus ist <strong>der</strong> Totengräber<br />

des Kapitalismus* (Das Zeitalter <strong>der</strong> Nebenfolgen und die Politisierung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne; S. 44).<br />

Als +Neomarxisten*, <strong>der</strong> dem Historischen Materialismus e<strong>in</strong>e +ökologische Wendung* gibt,<br />

sieht Beck sich allerd<strong>in</strong>gs – und das durchaus zu Recht – mißverstanden. Denn nach ihm<br />

s<strong>in</strong>d es +erstens nicht die Krisen, son<strong>der</strong>n die Siege […] des Kapitalismus, die die neue<br />

gesellschaftliche Gestalt erzeugen. Damit ist zugleich zweitens gesagt: nicht <strong>der</strong> Klassenkampf,<br />

son<strong>der</strong>n […] Weitermo<strong>der</strong>nisierung, löst die Konturen <strong>der</strong> klassischen Industriegesellschaft<br />

auf* (ebd.). Zudem gilt <strong>in</strong> <strong>der</strong> (ökonomisch nivellierten und damit +<strong>in</strong>dividualisierten*) Risiko-<br />

gesellschaft <strong>der</strong> +zweiten Mo<strong>der</strong>ne*, e<strong>in</strong>e gewandelte Verteilungslogik, <strong>in</strong> <strong>der</strong> nicht mehr so<br />

sehr Probleme <strong>der</strong> Reichtumsverteilung, son<strong>der</strong>n Probleme <strong>der</strong> Risikoverteilung im Mittelpunkt<br />

stehen: +In Klassenlagen bestimmt das Se<strong>in</strong> das Bewußtse<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Risikolagen umgekehrt das<br />

10<br />

Bewußtse<strong>in</strong> (Wissen) das Se<strong>in</strong>.* (Ders.: Risikogesellschaft; S. 70) +Das läuft auf e<strong>in</strong>e bemerkens-

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