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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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304 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

im Zentrum <strong>der</strong> öffentlichen Aufmerksamkeit stand, hektische Aktivität. An<strong>der</strong>erseits +vergaß*<br />

die <strong>Politik</strong> das Problem auch nicht so schnell wie die ständig nach neuen Berichterstattungs-<br />

themen suchenden Medien, son<strong>der</strong>n bearbeitete es kont<strong>in</strong>uierlicher und traf sogar e<strong>in</strong>e begrenzte<br />

Vorsorge.<br />

Die wichtigsten Anti-BSE-Maßnahmen <strong>der</strong> britischen Regierung fallen nämlich, wie sich bereits<br />

aus den e<strong>in</strong>leitenden Bemerkungen ergibt, <strong>in</strong> den Zeitraum 1988 bis 1990 – erfolgten also<br />

schon etwas vor dem ersten Höhepunkt <strong>der</strong> Berichterstattung. An<strong>der</strong>erseits fällt <strong>der</strong> oben<br />

erwähnte +spektakuläre* Medienauftritt von Landwirtschaftsm<strong>in</strong>ister Gummer mit se<strong>in</strong>er Tochter<br />

genau <strong>in</strong> die Zeit <strong>der</strong> ersten <strong>der</strong> großen Medienhysterie. Und bezeichnen<strong>der</strong>weise wurde<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> Abstimmung mit <strong>der</strong> EU erarbeitete Tötungsplan für die britischen R<strong>in</strong><strong>der</strong> 1996<br />

beschlossen. Als die öffentliche Aufmerksamkeit beson<strong>der</strong>s groß war (und zusätzlich äußerer<br />

Druck ausgeübt wurde), wurde also +dramatisch* gehandelt. Die +Objektivität* wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse, die wie<strong>der</strong>um die öffentliche Dynamik mit angefacht hat, kann nicht als primäre<br />

Erklärung für die Drastik des politischen Krisenmanagements dienen, da es warnende Stimmen<br />

aus <strong>der</strong> Wissenschaft schon zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Krise gegeben hatte und die wichtigsten wissen-<br />

schaftlichen Ergebnisse, die für die öffentliche Aufregung mit verantwortlich waren, <strong>der</strong> <strong>Politik</strong><br />

(durch ihre Berater und eigene Auftragsforschungen) auch meist schon früher bekannt waren<br />

als <strong>der</strong> (Medien-)Öffentlichkeit.<br />

4.5 KULTURELLE UND SOZIALSTRUKTURELLE ASPEKTE DES BSE-DRAMAS<br />

Ich habe bereits <strong>in</strong> Abschnitt 4.1 dargelegt, daß die R<strong>in</strong><strong>der</strong>haltung lange Zeit e<strong>in</strong> zentraler<br />

Aspekt <strong>der</strong> Ökonomie war – und deshalb ebenso e<strong>in</strong>e hohe kulturell-symbolische Bedeutung<br />

hatte und hat. Insbeson<strong>der</strong>e Indien diente mir hier als Beispiel (siehe S. 282f.). Doch auch<br />

das imperiale +Mutterland* dieser ehemaligen britischen Kronkolonie ist zutiefst von <strong>der</strong> +R<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

kultur* geprägt, und nicht zufällig werden die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> königlichen Wache +Beefeaters*<br />

genannt. Diese Bezeichnung verweist auf ihre herausgehobene Stellung, die ihnen (ehemals)<br />

das begehrte +Privileg* des Konsums von R<strong>in</strong>dfleisch e<strong>in</strong>räumte.<br />

Schon <strong>in</strong> keltischer Zeit hatte das R<strong>in</strong>d und se<strong>in</strong> Fleisch nämlich e<strong>in</strong>e zentrale (ökonomische<br />

wie kulturelle) Bedeutung <strong>in</strong> Britannien. Jeremy Rifk<strong>in</strong>, auf den ich mich im folgenden<br />

hauptsächlich beziehen möchte, bemerkt: +The English were the great beef eaters of Europe*

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