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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 4: DER FALL +BSE* 303<br />

war und ist jedoch weitgehend losgelöst von <strong>der</strong> +objektiven* Entwicklung, verläuft sogar<br />

vielmehr quer zu ihr: Dies zeigt sich beson<strong>der</strong>s deutlich, wenn man die Intensität <strong>der</strong> Bericht-<br />

erstattung (gemessen an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> zum Thema verfaßten Artikel) und die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> BSE-Fallzahlen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleicht. Wie aus Abbildung 4 (S. 274) abzulesen ist, erfolgte<br />

zunächst es e<strong>in</strong> relativ rasches, kont<strong>in</strong>uierliches Hochschnellen <strong>der</strong> BSE-Fälle, wobei <strong>der</strong><br />

Höhepunkt <strong>der</strong> Seuche mit 36.682 erkrankten Tieren auf 1992 fällt. Danach ist e<strong>in</strong> fast ebenso<br />

schnelles und kont<strong>in</strong>uierlich Abs<strong>in</strong>ken festzustellen, so daß <strong>der</strong>zeit nur mehr relativ wenige<br />

Fälle beobachtet werden können.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s verlief die Medienberichterstattung: (Erster) Höhepunkt <strong>der</strong> Thematisierung von<br />

73<br />

BSE <strong>in</strong> den Medien war nach den von <strong>der</strong> +Glasgow Media Studies Group* ermittelten Zahlen<br />

e<strong>in</strong>deutig 1990. E<strong>in</strong> leichter Peak war auch 1994 festzustellen (als es aufgrund von wissen-<br />

schaftlichen Experimenten deutliche Indizien für e<strong>in</strong>e Übertragbarkeit <strong>der</strong> Krankheit auf den<br />

Menschen gab), während es 1992, also dem Jahr <strong>der</strong> meisten toten Tiere, eher ruhig um<br />

das Thema BSE war. 1996, das lei<strong>der</strong> nicht mehr von den schottischen Medien-Wissenschaftlern<br />

bei ihrer Auswertung erfaßt wurde, kam es dann, wie je<strong>der</strong> selbst nachvollziehen kann, ausgelöst<br />

durch das E<strong>in</strong>geständnis <strong>der</strong> britischen Regierung, daß BSE auch für den Menschen e<strong>in</strong>e Gefahr<br />

darstellen könnte, zu e<strong>in</strong>er wahren Inflation von Beiträgen.<br />

Was also auffällt, ist die Diskont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Medienberichterstattung, die im Gegensatz zum<br />

eher kont<strong>in</strong>uierlichen An- und Abschwellen <strong>der</strong> BSE-Fälle steht. Diese Diskont<strong>in</strong>uität <strong>der</strong> Bericht-<br />

erstattung ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit <strong>der</strong> schon oben mit Adam angesprochenen Ereignisfixierung<br />

<strong>der</strong> Medien zu erklären. Michael Burton und Trevor Young gelangen nun bei ihrer Untersuchung<br />

des Mediene<strong>in</strong>flusses auf das Verbraucherverhalten im Kontext <strong>der</strong> BSE-Krise zu dem Ergebnis,<br />

daß sich e<strong>in</strong>e Korrelation <strong>der</strong> Konsumgewohnheiten mit <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Medienberichterstattung<br />

zeigt, wobei <strong>der</strong> kurzfristige negative Effekt auf den R<strong>in</strong>dfleischkonsum relativ groß ist, <strong>der</strong><br />

erwartete langfristige Effekt allerd<strong>in</strong>gs etwas gemäßigter ausfällt (vgl. Measur<strong>in</strong>g Meat Consumers’<br />

Response to the Perceived Risks of BSE <strong>in</strong> Great Brita<strong>in</strong>). Die Diskont<strong>in</strong>uität und die Hysterie<br />

<strong>der</strong> Medienberichterstattung übersetzt sich damit, sollte sich diese Prognose als richtig erwiesen,<br />

im Verbraucherverhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kont<strong>in</strong>uität auf gesenkten Aufmerksamkeitsniveau.<br />

Ähnliches läßt sich me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach auch für die politischen Reaktionen auf den Medien-<br />

diskurs aufzeigen. Denn die <strong>Politik</strong>er orientierten sich bei ihren Dr<strong>in</strong>glichkeitse<strong>in</strong>schätzungen<br />

offenbar auch an <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Berichterstattung und entfalteten immer, wenn das Thema

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