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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 4: DER FALL +BSE* 293<br />

problematisch wird, wenn dadurch die Probleme <strong>der</strong>art anwachsen, daß sie nicht mehr lösbar<br />

s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> nur mit ungleich höheren Kosten, als wenn +rechtzeitig* gehandelt worden wäre.<br />

Auch dafür ist +BSE* e<strong>in</strong> treffendes Beispiel. Rechtlich-bürokratische Erstarrungsersche<strong>in</strong>ungen<br />

können dieses Problem zusätzlich verstärken. Je +aufgebähter* e<strong>in</strong>e Bürokratie ist und je mehr<br />

Regelungen bestehen, die beim <strong>in</strong>stitutionellen Handeln und bei Entscheidungen berücksichtigt<br />

werden müssen, desto +träger* wird die Reaktion <strong>der</strong> Institutionen. So läßt sich z.B. die relativ<br />

späte Reaktion <strong>der</strong> EG auf die BSE-Krise erklären.<br />

Aufgrund <strong>der</strong>artiger Probleme und <strong>der</strong> re<strong>in</strong> im juristischen Diskurs nicht zu beantwortenden<br />

normativen Fragen, die durch Versuche politisch-rechtlicher Regulation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er grundsätzlich<br />

risikobehafteten (Technik-)Welt aufgeworfen werden, kann man mit Ra<strong>in</strong>er Wolf, <strong>der</strong> sich<br />

wie<strong>der</strong>um an Beck anlehnt, e<strong>in</strong>e +Antiquiertheit des Rechts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Risikogesellschaft* (1987)<br />

konstatieren. Die (latente) Risikodimension von Technologien ist allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong> Unteraspekt<br />

<strong>der</strong> im folgenden dargelegten wissenschaftlich-technischen Aspekte des BSE-Dramas.<br />

4.3 WISSENSCHAFTLICH-TECHNISCHE ASPEKTE DES BSE-DRAMAS<br />

BSE ist greifbar und doch unwirklich. Es ist e<strong>in</strong>e konkrete materielle Existenzgefährdung für<br />

die britischen Bauern und noch mehr für die R<strong>in</strong><strong>der</strong>, die ihre Schlachtung +befürchten* müssen.<br />

Für die Konsumenten britischen R<strong>in</strong>dfleisches stellt BSE dagegen kaum mehr als e<strong>in</strong>e dunkle<br />

Drohung dar. Und während sich <strong>in</strong> den Hirnen <strong>der</strong> R<strong>in</strong><strong>der</strong> die Seuche ganz manifest <strong>in</strong><br />

schwammartigen Verän<strong>der</strong>ungen, <strong>in</strong> Eiweiß-Ablagerungen und Vakuolen äußert, so ist <strong>der</strong><br />

d<strong>in</strong>gliche Auslöser, <strong>der</strong> +Erreger* für diese Erkrankung ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>deutig identifiziert. Gewiß,<br />

die Prionentheorie, die von Stanley Prus<strong>in</strong>er seit Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre propagiert wird, hat<br />

sich im wissenschaftlichen Diskurs weitgehend durchgesetzt (siehe S. 278f.). Prus<strong>in</strong>er wurde<br />

für se<strong>in</strong>e Arbeit 1997 sogar mit dem Mediz<strong>in</strong>-Nobelpreis ausgezeichnet (siehe auch nochmals<br />

Anmerkung 26). An<strong>der</strong>erseits ist diese Auszeichnung durch das sonst eher +konservative* Nobel-<br />

Komitee für viele e<strong>in</strong> nicht m<strong>in</strong><strong>der</strong>es Mysterium als <strong>der</strong> BSE-Erreger selbst. Denn (bis jetzt)<br />

ist die Prionentheorie <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e vielversprechende Spekulation, die nicht nur mit<br />

biologischen Paradigmen bricht, son<strong>der</strong>n, wie dargelegt, auch bestimmte Aspekte <strong>der</strong> BSE-<br />

Erkrankung schlecht o<strong>der</strong> gar nicht erklären kann. Viele Wissenschaftler halten deshalb an<br />

<strong>der</strong> konventionellen Virus-Theorie fest (siehe S. 277f.), die aber ebenso ihre Schwachstellen

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