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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 4: DER FALL +BSE* 275<br />

Die erwähnten Verkaufse<strong>in</strong>schränkungen galten aber nur für das Inland und nicht für den<br />

Export. Die Bundesrepublik reagierte deshalb im Mai 1989 mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>fuhrsperre für Tiermehl<br />

9<br />

aus Großbritannien. Im Juli 1989 (also genau e<strong>in</strong> Jahr nach den ersten Schritten <strong>der</strong> britischen<br />

Regierung) beschloß dann die Europäische Kommission e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fuhrstopp für R<strong>in</strong><strong>der</strong> aus<br />

Großbritannen, die bis dah<strong>in</strong> älter als e<strong>in</strong> Jahr waren (was offensichtlich die sofortige Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Anti-BSE-Maßnahmen unterstellte). Im Februar 1990 wurde dieses Import-Verbot verschärft.<br />

Man gestattete nunmehr lediglich die E<strong>in</strong>fuhr von Kälbern unter sechs Monaten aus +BSE-freien* 10<br />

Beständen (wenngleich nicht ganz klar ersche<strong>in</strong>t, welche Bedrohung lebende Tiere selbst<br />

11<br />

für den fleischverzehrenden EG-Bürger darstellten). Im folgenden Monat wurde auch e<strong>in</strong>e<br />

12<br />

EG-weite Meldepflicht für BSE e<strong>in</strong>geführt. Was schließlich den zentralen Punkt des Handels<br />

mit Fleisch betrifft, so durfte ab Juni 1990 +nur noch* Ware aus seit m<strong>in</strong>destens zwei Jahren<br />

BSE-freien Betrieben une<strong>in</strong>geschränkt <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e EG-Staaten exportiert werden. 13<br />

Diese (sehr begrenzte) Export- bzw. Importsperre für britisches R<strong>in</strong>dfleisch korreliert zeitlich<br />

mit <strong>der</strong> ersten Welle größerer, auch <strong>in</strong>ternationaler Medienaufmerksamkeit: Aufgrund von<br />

Tierversuchen (siehe unten) machten sich Spekulationen breit, daß BSE doch durch Fleischverzehr<br />

auf den Menschen übertragen werden könne. Die offiziellen Stellen betonten aber nach wie<br />

vor, daß diese Angst unbegründet sei. Im Dezember 1994 lockerte die Europäische Kommission<br />

sogar (entgegen vor allem deutschem Wi<strong>der</strong>stand) die E<strong>in</strong>fuhrbeschränkungen für R<strong>in</strong>dfleisch<br />

aus Großbritannien, und zwar mit dem H<strong>in</strong>weis darauf, daß schließlich bereits seit 1988 dort<br />

ke<strong>in</strong>e Tiermehle mehr verfüttert würden. Zu diesem Zeitpunkt waren die BSE-Fallzahlen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Tat schon im Abs<strong>in</strong>ken begriffen (siehe Abb. 8), und wenn man e<strong>in</strong>e Aufschlüsselung<br />

nach Geburtskohorten vornimmt, zeigt sich, daß beim Geburtsjahrgang 1988/89 (also den<br />

nach dem Fütterungsverbot geborenen Tieren) e<strong>in</strong> starker Rückgang gegenüber dem Peak<br />

beim Jahrgang davor zu verzeichnen war (siehe Abb. 9). 14<br />

Doch 1994/95 erfolgte e<strong>in</strong>e neue breite Berichterstattungswelle <strong>in</strong> den Medien, nachdem<br />

e<strong>in</strong> gehäuftes Auftreten <strong>der</strong> Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) – wie Kuru o<strong>der</strong> die letale familiäre<br />

Insomnie (LFI) e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> spongiformen Enzephalopathie beim Menschen (siehe Tab.<br />

15 16<br />

12) – unter britischen Farmern immer wahrsche<strong>in</strong>licher schien. Auch fand man heraus,<br />

daß e<strong>in</strong>e Reihe <strong>der</strong> CJK-Fälle aus <strong>der</strong> jüngeren Vergangenheit sich nicht mit dem klassischen<br />

Bild deckte, son<strong>der</strong>n im Hirnbefund eher BSE glich (vgl. Will et al.: A New Variant of Creutzfeldt-<br />

17<br />

Jakob Disease <strong>in</strong> the United K<strong>in</strong>gdom). Dies veranlaßte (auf Anraten des SEAC) am 20. März

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