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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT 265<br />

die Reaktionen des politischen Publikums zu berechnen und politische E<strong>in</strong>heit durch den<br />

88<br />

Bezug auf geme<strong>in</strong>same +Codes* herzustellen. Genauso wie die sozialen Bereiche ause<strong>in</strong>-<br />

an<strong>der</strong>fallen – was <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> die (translatorische) Deflexion von reflexiven Impulsen auf <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Seite natürlich erleichtert –, fragmentisieren und fraktalisieren sich die Bereiche <strong>in</strong>tern<br />

– was (rituell-<strong>in</strong>tegrative) Deflexion allerd<strong>in</strong>gs verkompliziert: Soziale Differenzierung und<br />

die Diffusion <strong>der</strong> Kultursphäre machen die Lebenswelten undurchsichtig, und <strong>in</strong> dieser Undurch-<br />

sichtigkeit entziehen sie sich immer mehr <strong>der</strong> Kolonialisierung durch das (politische) System,<br />

aber auch die praxologische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung durch legitimitäts- und e<strong>in</strong>heitsstiftende politische<br />

Verfahren wie Wahlen wird durch Fragmentisierungsprozesse erschwert (die sogar auf die<br />

subjektiven Identitäten übergreifen). 89<br />

E<strong>in</strong>en (temporären) Ausweg aus diesem Dilemma stellt(e) das Mittel <strong>der</strong> ästhetisch-symbolischen<br />

Integration dar. Wenn man davon ausgeht, daß <strong>der</strong> formal-ästhetische Aspekt <strong>in</strong> <strong>der</strong> (post-)mo-<br />

<strong>der</strong>nen Kultur e<strong>in</strong>e Aufwertung erfahren hat, dann ist es naheliegend, zum Zweck <strong>der</strong> Herstellung<br />

von sozialer und politischer E<strong>in</strong>heit auf die Bil<strong>der</strong>welt <strong>der</strong> Medienlandschaft (Mediascapes)<br />

zu bauen, anstatt auf politische Ideenwelten (Ideoscapes) mit nachlassen<strong>der</strong> gesellschaftlicher<br />

90<br />

+Durchdr<strong>in</strong>gung* zu rekurrieren. Doch diese potentiell <strong>in</strong> Entpolitisierung endende Ästhetisierung<br />

und Kulturalisierung <strong>der</strong> <strong>Politik</strong>, die umgekehrt allerd<strong>in</strong>gs die Kultursphäre (und ihre Inhalte)<br />

immer mehr zu e<strong>in</strong>er politischen Kampfszene macht (vgl. auch Münch: Dialektik <strong>der</strong> Kommuni-<br />

kationsgesellschaft; S. 265f. u. S. 302f.), ergibt nur so lange S<strong>in</strong>n, wie e<strong>in</strong> Reservoir an geme<strong>in</strong>-<br />

samen Bil<strong>der</strong>welten existiert und politische Inszenierungen auf e<strong>in</strong> Massenpublikum hoffen<br />

können. Die fortschreitende ästhetische Differenzierung (auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> schon oben<br />

herausgestellten Pluralisierung <strong>der</strong> Lebensstile und -welten) und die parallele Aufsplitterung<br />

<strong>der</strong> Medienlandschaft selbst versperrt immer mehr auch diese Möglichkeit für die <strong>Politik</strong> (worauf<br />

bereits im vorangegangenen Abschnitt h<strong>in</strong>gewiesen wurde).<br />

Wenn nun auch noch (durch die <strong>in</strong> Abschnitt 3.1. dargelegten Wi<strong>der</strong>sprüche des nationalen<br />

Wohlfahrtsstaates) die ökonomische Basis für den ausgelösten Individualisierungsprozeß weg-<br />

bricht, +postmaterialistische* Werteorientierungen aber gleichzeitig schon so weit ausgebreitet<br />

s<strong>in</strong>d, daß sie nicht e<strong>in</strong>fach dadurch <strong>in</strong> sich zusammenfallen, so besteht e<strong>in</strong>e doppelte Gefahr<br />

für die (<strong>in</strong>stitutionalisierte) <strong>Politik</strong>: E<strong>in</strong>erseits drohen durch die ausgelöste +Frustration* (wie<br />

schon oben unter Verweis auf Abschnitt 2.5 und die dort referierten empirischen Befunde<br />

angesprochen) e<strong>in</strong>e auf breiter Ebene stattf<strong>in</strong>dende apathische Abwendung vom +System*

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