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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT 255<br />

Fall <strong>der</strong> Verrechtlichung (Abschnitt 3.2) und im Fall <strong>der</strong> Verwissenschaftlichung (Abschnitt<br />

3.3) herausgestellt, bedeutet e<strong>in</strong>e deflexive, an die Mediensemantik angepaßte +Veröffentlichung*<br />

von <strong>Politik</strong> also e<strong>in</strong>e Entpolitisierung und Selbstentmachtung – nicht nur durch e<strong>in</strong>e Auf- und<br />

Übergabe von politischen Kompetenzen, son<strong>der</strong>n auch durch die automatisch erfolgende<br />

Reduzierung <strong>der</strong> politischen Gehalte durch <strong>der</strong>en +Übersetzung*.<br />

Wenn dieser deflexive Zusammenhang, mit dem sich die <strong>Politik</strong> sich selbst und dem Publikum<br />

entfremdet, wahrgenommen wird, dann muß mit e<strong>in</strong>em (zum<strong>in</strong>dest partiellen) Legitimitätsentzug<br />

gerechnet werden. Die dramaturgische Deflexion hat dann allerd<strong>in</strong>gs natürlich ihr explizites<br />

Ziel, nämlich Legitimität +symbolisch*, anstatt durch rationale Begründungen zu schaffen,<br />

verfehlt. Die politische Inszenierung wurde also entwe<strong>der</strong> schlecht an das Medienformat<br />

angepaßt o<strong>der</strong> die Haltung und die +Reflexivität* <strong>der</strong> Öffentlichkeit wurde falsch e<strong>in</strong>geschätzt<br />

(wie dies me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach beson<strong>der</strong>s deutlich für das <strong>in</strong> Kapitel 4 behandelte Fallbeispiel<br />

+BSE* gilt). Solche Defizite <strong>der</strong> dramaturgischen Deflexion s<strong>in</strong>d nicht grundsätzlicher Natur,<br />

son<strong>der</strong>n ließen sich durch e<strong>in</strong>e +Verbesserung* <strong>der</strong> politischen Darstellungen beheben. Die<br />

Anpassung an die Mediensemantik und die Publikumsorientierung erzeugt allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

nicht vermeidbare +objektive* Probleme. Dazu zählt <strong>der</strong> oben angesprochene Übersetzungs-<br />

verlust, welcher sich bei <strong>der</strong> Übertragung von politischen Fragen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Kontexte zwangsläufig<br />

ergibt – allerd<strong>in</strong>gs nicht nur +Verluste* produziert, son<strong>der</strong>n auch den Vorteil e<strong>in</strong>er Komplexitäts-<br />

reduktion e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt, weshalb es schließlich überhaupt zu Übersetzungen kommt.<br />

68<br />

Viel +dramatischer* ist e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e notwendige Folge <strong>der</strong> +<strong>Politik</strong> <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>* (Hartley), <strong>der</strong><br />

Adaption an das Medienformat: Da <strong>der</strong> Zeithorizont <strong>der</strong> Medien (wie jener <strong>der</strong> Ökonomie)<br />

von Kurzfristigkeit, von e<strong>in</strong>er Dom<strong>in</strong>anz des Jetzt-Feldes geprägt ist (siehe auch S. 299 sowie<br />

die Thesen von Großklaus <strong>in</strong> Abschnitt 2.4, S. 170f.), ist die <strong>Politik</strong> gezwungen, sich an diesen<br />

e<strong>in</strong>geschränkten Zeithorizont anzupassen, wenn sie ihr Publikum erreichen will (was sie muß,<br />

um sich zu legitimieren). Die <strong>Politik</strong> im Geschw<strong>in</strong>digkeitsrausch <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne und ihrer beschleu-<br />

nigten, zeitlich entbetteten Medienrealität, wird so <strong>fatal</strong>er Weise dazu getrieben, schnelle<br />

Entscheidungen zu treffen und langfristige Entwicklungen auszublenden – was noch durch<br />

den kurzen Rhythmus <strong>der</strong> Legislaturperioden verstärkt wird (vgl. auch Virilio: Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und <strong>Politik</strong> sowie Spaemann: Ars longa vita brevis).<br />

Erschwerend h<strong>in</strong>zu kommt die Tatsache, daß die Medien e<strong>in</strong> grundsätzlich ambivalenter Faktor<br />

s<strong>in</strong>d, wie auch Barbara Adam aufweist: e<strong>in</strong>erseits spiegeln sie den status quo, an<strong>der</strong>erseits

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