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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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254 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

66<br />

S. 151ff.). Als Gegenstrategien empfiehlt er deshalb e<strong>in</strong>e +naive* Suche nach +vernünftigen<br />

Alternativen zu den Funktionen, die sich das System, autopoietisch, selbst gesucht hat* (ebd.;<br />

S. 193) und for<strong>der</strong>t +e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> ontologischen Differenz zwischen erfahrener<br />

Lebenswelt und erlebter Bild<strong>in</strong>szenierung* (ebd.; S. 196) durch e<strong>in</strong>e kritische Medienpädagogik<br />

und politische Kulturarbeit – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form +radikaler* Theorien wie z.B. <strong>der</strong> These vom<br />

Simulakrum Baudrillards (siehe S. LVf.), welche nach Meyer gerade <strong>in</strong> ihrer Übertreibung<br />

Möglichkeiten zu e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung des bestehenden Systems aufzeigen kann. 67<br />

Die sich bei Baudrillard (und auch Meyer) Ausdruck verleihende kritische Distanz zur konstru-<br />

ierten +Medienrealität* verweist auf die Ambivalenz <strong>der</strong> politischen Inszenierung und die imma-<br />

nente +Dialektik <strong>der</strong> Kommunikationsgesellschaft* (Münch). Insofern diese noch den Charakter<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriellen Massengesellschaft trägt, ist ihr Öffentlichkeitssystem, wie <strong>in</strong> Abschnitt 2.4<br />

dargestellt (siehe S. 167–177) durch Anonymität, Hierarchisierung und +E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit*<br />

(Invasivität) gekennzeichnet. Die Anonymisierung <strong>der</strong> Öffentlichkeit ist dabei, auch wenn<br />

Meyer e<strong>in</strong>e solche Argumentation zynisch nennen mag, e<strong>in</strong>e logische Folge <strong>der</strong> im Zuge <strong>der</strong><br />

Ausweitung <strong>der</strong> öffentlichen Kommunikation notwendig gewordenen Mediatisierung des<br />

öffentlichen Diskurses, was auch die Ausdifferenzierung von spezifischen Publikums- und<br />

Akteursrollen (und somit Hierarchisierung) bewirkte. Die Invasivität <strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dustriellen Massengesellschaft ist dagegen eher e<strong>in</strong>e Folge des Charakters +ihrer* Medien<br />

(also Illustrierte, Hörfunk und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Fernsehen), die <strong>in</strong> den privaten Raum mit<br />

ihren vorselektierten Angeboten sowie d<strong>in</strong>glich e<strong>in</strong>- und durchdr<strong>in</strong>gen. H<strong>in</strong>zu kommt die<br />

schon angesprochene Bildfixierung des Fernsehen und auch <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>tmedien. In dieser spezi-<br />

fischen Komb<strong>in</strong>ation bot das Öffentlichkeitssystem <strong>der</strong> +klassischen* Industriegesellschaft west-<br />

licher Prägung günstige Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e dramaturgische Deflexion durch die <strong>Politik</strong>,<br />

die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Massendemokratie über öffentliche Zustimmung legitimieren muß und darum<br />

auf e<strong>in</strong> Mediensystem angewiesen ist, das es ihr erlaubt, sich darzustellen. Die +Popularisierung*<br />

<strong>der</strong> <strong>Politik</strong> erfolgte also +mediengerecht* durch Inszenierung.<br />

Aber dramaturgische Deflexion war gerade deshalb auch unter diesen günstigen Rahmenbe-<br />

d<strong>in</strong>gungen niemals unproblematisch. Jede Anpassung an das Medienformat durch die <strong>Politik</strong><br />

führt zwangsläufig zu Verlusten: an politischen Inhalten und Differenzierungen, aber auch<br />

an Wahlmöglichkeiten für Handlungsalternativen. Wie analog schon im Fall <strong>der</strong> Ökonomisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Politik</strong> durch die Übernahme <strong>der</strong> ökonomischen Wettbewerbslogik (Abschnitt 3.1), im

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