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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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244 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

physischen, aber auch unseres kognitiven Apparates führt dazu, daß wir uns die möglichen<br />

Effekte unserer Artefakte nicht e<strong>in</strong>mal mehr vorstellen können, weshalb Günther An<strong>der</strong>s von<br />

e<strong>in</strong>er +Antiquiertheit des Menschen* (1980) gesprochen hat. 60<br />

Das Dilemma des reflexiven Protests auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite besteht dar<strong>in</strong>, daß eventuell gerade<br />

<strong>der</strong> Protest – durch die <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Folge ergriffenen deflexiven Maßnahmen gegen die erkannten<br />

Bedrohungen (sofern sie tatsächlich +effektiv* s<strong>in</strong>d) – das <strong>in</strong>s Schwanken geratene wissen-<br />

schaftlich-technische System (und das mit ihm verknüpfte <strong>in</strong>dustrielle System) <strong>der</strong>art stabilisiert,<br />

daß se<strong>in</strong> Zusammenbruch so lange h<strong>in</strong>ausgezögert wird, bis die Katastrophe total und unaufhalt-<br />

sam ist. Bernd Blanke scheut sich aus se<strong>in</strong>er funktionalistisch bee<strong>in</strong>flußten Perspektive nicht,<br />

die Risikobewältigung durch Risikosteigerung gar als Entwicklungsgesetz sozialer Systeme zu<br />

postulieren (vgl. Zur Aktualität des Risikobegriffs; S. 282ff.). Denn mo<strong>der</strong>ne Gesellschaften<br />

s<strong>in</strong>d risikobehaftet, weil sie def<strong>in</strong>itionsgemäß komplex s<strong>in</strong>d, so daß sich (die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Katastrophe be<strong>in</strong>haltende) Risiken niemals ausschließen lassen. +Die Bewältigung dieser Gefahr*,<br />

so Blanke, +kann wie<strong>der</strong>um nur von e<strong>in</strong>em erneuten gewaltigen Schub an Komplexitätssteigerung<br />

erwartet werden. Die Risiken <strong>der</strong> Zivilisation werden dadurch aber, so ist zu vermuten, ke<strong>in</strong>es-<br />

wegs ger<strong>in</strong>ger. Denn Risikosteigerung ist <strong>der</strong> Preis, <strong>der</strong> für die Bestandserhaltung auf immer<br />

komplexerem Niveau bezahlt werden muß.* (Ebd.; S. 285) Die <strong>Politik</strong> ist deshalb dazu +ver-<br />

dammt*, e<strong>in</strong> technologisches +risk tak<strong>in</strong>g* e<strong>in</strong>zugehen, wenn sie ihre (konservative) Aufgabe<br />

<strong>der</strong> +Bestandserhaltung* erfolgreich wahrnehmen will (die ihr faktisch zukommt).<br />

Doch wie zwangsläufig ist e<strong>in</strong>e solche +reflexiv-deflexive Risikospirale* tatsächlich, und stößt<br />

die (technologische) Komplexitätssteigerung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft nicht auch an +materielle*<br />

Limitierungen? Dies ist zum<strong>in</strong>dest die These, die im +Bericht zur Lage <strong>der</strong> Menschheit* des<br />

+Club of Rome* dargelegt wurde. Als jener (e<strong>in</strong> sehr negatives Bild zeichnende) Report 1972<br />

unter dem Titel +Die Grenzen des Wachstums* veröffentlicht wurde, löste er e<strong>in</strong>e breite Dis-<br />

kussion aus. Dennis Meadows und se<strong>in</strong>e Koautoren trafen mit ihrer (im Grunde gar nicht<br />

so neuen, son<strong>der</strong>n vielmehr geradezu klassisch malthusianischen) Kritik <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriegesell-<br />

schaftlichen Wachstumsideologie den Nerv <strong>der</strong> Zeit (vgl. v.a. Kap. I u. II). Sie zeigten nicht<br />

nur auf, daß die Nahrungsmittelproduktion auf Dauer unmöglich mit <strong>der</strong> exponentiell wach-<br />

senden Menschheit Schritt halten kann (vgl. ebd.; S. 37ff.), son<strong>der</strong>n wiesen ebenso auf die<br />

Problematik <strong>der</strong> Verzögerung ökologischer Prozesse h<strong>in</strong> (vgl. ebd.; S. 69ff.). Technologische<br />

Innovation kann nach Meadows et al. diese Probleme mil<strong>der</strong>n, die Grenzen des Wachstums

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