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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT 239<br />

läufige Dialektik. Sie manifestiert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er immer weiter voranschreitenden Normierung<br />

<strong>der</strong> meisten Lebensbereiche durch immer mehr und immer detailliertere Gesetze und Verord-<br />

nungen sowohl auf nationaler Ebene (siehe S. 116f.) wie auch auf transnationaler Ebene (was<br />

sich am Beispiel des ausufernden europäischen Geme<strong>in</strong>schaftsrechts zeigen läßt), während<br />

es gleichzeitig bei den sozialen Sicherungssystemen zu e<strong>in</strong>er +Liberalisierung* (im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

Entrechtlichung) kommt. Gerade auch <strong>in</strong> vielen +fortgeschrittenen* Gesellschaften hat es, aufgrund<br />

des sich zuspitzenden ökonomischen Dilemmas des nationalen Wohlfahrtsstaates (siehe nochmals<br />

Abschnitt 3.1), drastische E<strong>in</strong>schnitte <strong>in</strong>s soziale Netz gegeben: Die Unterstützungsleistungen<br />

für die immer zahlreicheren Arbeitslosen werden gekürzt, Beihilfen für Bedürftige werden<br />

auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum reduziert, sogar im öffentlichen Gesundheitswesen wird am Notwendigen<br />

gespart, um nur e<strong>in</strong>ige Punkte zu nennen. Damit werden die (post)<strong>in</strong>dustriegesellschaftlichen<br />

Dase<strong>in</strong>srisiken zunehmend +<strong>in</strong>dividualisiert*. Anrechte, die die Individuen +materiell* e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den<br />

und damit e<strong>in</strong>e zentrale +Ligatur* darstellen, entfallen, und so könnten <strong>in</strong> Zukunft verstärkt<br />

57<br />

anomische Ersche<strong>in</strong>ungen auftreten. Wenn es, wie bisher, nur zu e<strong>in</strong>er Entfremdung zwischen<br />

<strong>Politik</strong> und Lebenswelt kommt, so kann dies als e<strong>in</strong>e noch relativ harmlose Konsequenz von<br />

Verrechtlichung und verrechtlichter Deregulierung (denn auch Deregulierung erfolgt schließlich<br />

zunächst <strong>in</strong> Form von Deregulierungs-Gesetzen) angesehen werden.<br />

Aus den hier dargestellten Wi<strong>der</strong>sprüchen <strong>der</strong> Verrechtlichung (die <strong>in</strong> Abschnitt 4.2 am Fall-<br />

beispiel +BSE* konkret gemacht werden sollen) folgt also, daß politische Deflexion durch<br />

Recht nur bed<strong>in</strong>gt erfolgversprechend ist. Denn durch Verrechtlichung selbst wird e<strong>in</strong> Prozeß<br />

<strong>der</strong> reflexiven H<strong>in</strong>terfragung von Rechtsnormen und den politischen Rechtsetzungs<strong>in</strong>stanzen<br />

ausgelöst. Auch Deregulierung (wenn sie sich als Entrechtlichung manifestiert) stellt hier ke<strong>in</strong>en<br />

Ausweg dar. E<strong>in</strong>e ähnliche Problematik gilt für die nachfolgend behandelten Deflexionsressourcen<br />

Technik und Wissenschaft.<br />

3.3 DAS TECHNOLOGISCH-WISSENSCHAFTLICHE DILEMMA<br />

58<br />

Mart<strong>in</strong> Heidegger hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schrift +Die Technik und die Kehre* die Technik (o<strong>der</strong> vielmehr<br />

ihr +Wesen*, um das es ihm primär geht) als +Gestell* charakterisiert. Was me<strong>in</strong>t er mit dieser<br />

nur auf den ersten Blick unmittelbar e<strong>in</strong>leuchtenden Bezeichnung? – Heidegger schließt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Betrachtung zunächst an die beiden von ihm identifizierten konventionellen Def<strong>in</strong>ition

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