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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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232 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Die Übersetzung von <strong>Politik</strong> <strong>in</strong> (<strong>in</strong>stitutionalisierte) Rechtsverfahren und rechtliche Regulation<br />

wirft allerd<strong>in</strong>gs auch Probleme auf. Schon die Frage, ob und wie e<strong>in</strong>e Sache rechtsförmig<br />

geregelt werden sollte, ist schwierig zu beantworten und be<strong>in</strong>haltet potentielle +Fallstricke*.<br />

Denn genauso, wie jede unterlassene Regulation problematisch werden kann, impliziert auch<br />

jede erfolgte Regulation e<strong>in</strong> +Risiko* (ist also nicht immer erfolgreich). Dieses grundsätzliche<br />

regulative Dilemma zeigt sich deutlich an dem <strong>in</strong> Kapitel 4 behandelten Fallbeispiel +BSE*<br />

(siehe <strong>in</strong>sb. S. 292f.). Das <strong>in</strong>stitutionell-rechtliche Dilemma reicht allerd<strong>in</strong>gs tiefer: Die rechts-<br />

förmig vollzogene politische Intervention endet letztendlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verrechtlichung des Gegen-<br />

stands, d.h. es werden formalisierte Regeln und Verfahren angewandt o<strong>der</strong> im Zuge <strong>der</strong> politisch-<br />

rechtlichen Problembearbeitung (weiter)entwickelt, die vorzugsweise auf etablierten Institutionen<br />

(und Organisationen) aufbauen. Nur falls sich diese als ungenügend herausstellen, werden<br />

– um e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Bearbeitung des Problemfelds zu sichern – neue (Rechts-)Institutionen<br />

geschaffen (Institutionalisierung). Verrechtlichungsprozesse und die mit ihnen verbundenen<br />

Institutionalisierungsprozesse haben allerd<strong>in</strong>gs trotz <strong>der</strong> Vorteile, die sie zweifellos implizieren<br />

(Sicherheit, Berechenbarkeit <strong>der</strong> Verhältnisse, Zuweisbarkeit von Zuständigkeiten etc.), generell<br />

e<strong>in</strong>e Reihe negativer Neben- und Folgeeffekte. Und sie s<strong>in</strong>d zudem <strong>in</strong> sich wi<strong>der</strong>sprüchlich.<br />

In diesem Zusammenhang lassen sich drei Hauptargumente nennen: 1. das Erstarrungsargument,<br />

2. das Entfremdungsargument und 3. das Entpolitisierungsargument.<br />

Das Erstarrungsargument hat schon Georges Gurvitch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schrift +Grundzüge <strong>der</strong> Soziologie<br />

des Rechts* (1940) treffend auf den Punkt gebracht. Dort bemerkt er:<br />

+[…] die Starrheit des Systems <strong>der</strong> Gesetzes- und Vertragssouveränität, die nur das organisierte, im voraus<br />

fixierte Recht zu Hilfe nehmen kann, beschleunigt […] se<strong>in</strong>en Ru<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem es heftige Konflikte mit dem<br />

spontanen, flexiblen, von <strong>der</strong> ökonomischen Gesellschaft erzeugten Sozialrecht hervorruft.* (S. 200f.)<br />

Gurvitch hebt hier darauf ab, daß <strong>der</strong> Charakter des rechtsstaatlichen Systems aufgrund se<strong>in</strong>er<br />

immanenten Logik +konservativ* ist, d.h. es wird vor Modifizierungen und Neuregelungen,<br />

wie auch schon oben angesprochen, zunächst immer versucht, Probleme im Rahmen bestehen<strong>der</strong><br />

Regeln, Institutionen und Verfahren zu lösen, denn Rechtsstaatlichkeit besteht schließlich<br />

genau <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> staatlichen Gewalt an das geltende Recht, das so zu fassen ist,<br />

daß es möglichst <strong>in</strong> allen auftretenden Fällen anwendbar ist. Es hat also notwendig abstrakten,<br />

formalen Charakter und ist nicht auf den konkreten E<strong>in</strong>zelfall fixiert. Diese Formalität des

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