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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT 231<br />

herausgebildeten Handlungslogik – e<strong>in</strong>e auf Konkurrenz statt auf Kooperation beruhende<br />

nationale Strategie verfolgt wird, die jedoch global betrachtet kaum geeignet ersche<strong>in</strong>t, das<br />

ökonomische System dauerhaft zu stabilisieren. Und auch die politischen Handlungsspielräume,<br />

die alle<strong>in</strong>e durch die ökonomischen +Grenzüberschreitungen* bereits genug e<strong>in</strong>geengt s<strong>in</strong>d,<br />

werden durch ihre Anwendung aktiv weiter reduziert. Das an die Wettbewerbslogik angepaßte<br />

+M<strong>in</strong>ussummenspiel* <strong>der</strong> nationalen Strategie verstärkt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das durch die parallell<br />

mit <strong>der</strong> ökonomischen Globalisierung stattf<strong>in</strong>denen Tertiärisierungsprozesse (und die <strong>in</strong> ihrer<br />

Folge bewirkte +Verengung* des Arbeitsmarktes) ohneh<strong>in</strong> enorme f<strong>in</strong>anzielle wie <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Dilemma des nationalen Wohlfahrtsstaates. Diesem fehlen zunehmend die Mittel für se<strong>in</strong>e<br />

Umverteilungsprojekte, so e<strong>in</strong>erseits die praxologische Integration <strong>der</strong> Gesellschaft durch Konsum<br />

erschwert wird, während an<strong>der</strong>erseits das soziale Kontroll<strong>in</strong>strument <strong>der</strong> (Erwerbs-)Arbeit<br />

an Macht e<strong>in</strong>büßt. Bemühungen um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ter- bzw. transnationale Verregelung, wie im Expan-<br />

sionsmodell <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> vorgeschlagen, wären deshalb s<strong>in</strong>nvoll, um durch gegensteuernde<br />

Maßnahmen auf übergeordneter Ebene e<strong>in</strong>e (Re-)Stabilisierung des Systems zu erreichen.<br />

Doch wie <strong>der</strong> folgende Abschnitt zeigen wird, impliziert das politische Instrument <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitu-<br />

tionell-rechtlichen Regulation ebenfalls e<strong>in</strong>e Reihe Dilemmata.<br />

3.2 DAS INSTITUTIONELL-RECHTLICHE DILEMMA<br />

Das Recht und das Rechts- bzw. Justizsystem (als se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionelle +Rahmung*) stellt, wie<br />

die Analyse <strong>in</strong> Abschnitt 2.2 ergab, e<strong>in</strong>e zentrale Ressource und e<strong>in</strong> zentrales Medium für<br />

die <strong>Politik</strong> dar: E<strong>in</strong>erseits wird <strong>Politik</strong> im Rechtsstaat nicht nur am (Verfassungs-)Recht +gemessen*,<br />

son<strong>der</strong>n besteht – zum<strong>in</strong>dest formal – sogar primär <strong>in</strong> Rechtsetzung (Legislative) und -umsetzung<br />

(Exekutive). An<strong>der</strong>erseits eröffnet die rechtsförmige Fassung und die Übermittlung von politischen<br />

Problemen an die Judikative die Möglichkeit zur Deflexion: Der politische (d.h. <strong>der</strong> +willkürliche*,<br />

dezisionale) Charakter e<strong>in</strong>er Entscheidung wird durch den Wechsel <strong>der</strong> +Diskursart* (also<br />

die Übertragung e<strong>in</strong>es politischen Problems <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e rechtliche Fragestellung) +verschleiert*,<br />

um das politische System von Entscheidungsdruck o<strong>der</strong> Entscheidungsrechtfertigung zu entlasten.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e solche politische Instrumentalisierung des Rechtssystem wurde mit <strong>der</strong><br />

Analyse des Verfassungsgerichtsverfahrens zum Somalia-E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Bundeswehr gegeben<br />

(siehe S. 111ff.).

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