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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT 229<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit den aktuellen Wi<strong>der</strong>sprüchen <strong>der</strong> Arbeitsgesellschaft darstellt, geht<br />

aber noch weiter und ist auch +radikaleren* Gedanken wie z.B. dem e<strong>in</strong>es +Bürgere<strong>in</strong>kommens*<br />

im Pr<strong>in</strong>zip gegenüber aufgeschlossen. Dieses vielfach aufgegriffene, von Robert Theobald<br />

schon Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre <strong>in</strong> die Debatte e<strong>in</strong>gebrachte Modell beruht (da auch Theobald<br />

das Ende <strong>der</strong> Vollbeschäftigung kommen gesehen hatte) auf <strong>der</strong> Annahme, daß nur über<br />

e<strong>in</strong>e +negative Steuer* bzw. e<strong>in</strong> staatlich garantiertes M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Massenkonsum<br />

weiterh<strong>in</strong> als Wirtschaftsmotor dienen könne. Überdies würde durch diese Maßnahme kreatives<br />

unternehmerisches Potential entfesselt (vgl. Free Man and Free Markets sowie The Guaranteed<br />

Income). Rifk<strong>in</strong> betont allerd<strong>in</strong>gs weniger letzteren Effekt, son<strong>der</strong>n plädiert dafür, daß die<br />

vom Wirtschaftssystem freigesetzten Personen geme<strong>in</strong>nützige Tätigkeiten verrichten sollten<br />

(vgl. Das Ende <strong>der</strong> Arbeit; S. 193ff.). In e<strong>in</strong>e ähnliche Richtung weist aktuell auch Ulrich Beck<br />

mit se<strong>in</strong>en Überlegungen zum +Modell Bügerarbeit* (1999). 50<br />

Wie auch immer: Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach ist kaum geklärt, woher die Mittel für diese (pr<strong>in</strong>zipiell<br />

51<br />

durchaus wünschenswerte) wohlfahrtsstaatliche Initiative kommen sollten. Selbst im Fall<br />

<strong>der</strong> (immer noch) wohlhabenden Bundesrepublik würde e<strong>in</strong> garantiertes M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>kommen<br />

von nicht allzu üppigen 1.000 DM pro Monat e<strong>in</strong>e jährliche Belastung des Staatshaushalts<br />

von fast e<strong>in</strong>er Billiarde Mark bedeuten – und damit mehr als die Hälfte <strong>der</strong> gesamten öffentlichen<br />

52<br />

E<strong>in</strong>nahmen aufzehren. Der Staat müßte also, um das +Bürgergeld* auszuzahlen und um<br />

se<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>en Aufgaben nicht zu vernachlässigen, kurzfristig se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>nahmen steigern, was<br />

ihm jedoch gerade unter den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> globalen Konkurrenz nahezu unmöglich gemacht<br />

wird – denn das Potential <strong>der</strong> Besteuerung von (über das M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>kommen h<strong>in</strong>ausgehenden)<br />

Arbeitse<strong>in</strong>kommen ist, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Deutschland, fast ausgeschöpft, und das Kapital wird<br />

sich e<strong>in</strong>em verstärkten staatlichen Zugriff durch Abwan<strong>der</strong>ung zu entziehen wissen.<br />

Doch warum muß das eigentlich so se<strong>in</strong>? Könnte es nicht geschehen, daß die Wirtschaft<br />

(<strong>in</strong> ihrem eigenen Interesse) die Idee e<strong>in</strong>es Bürgere<strong>in</strong>kommens subventioniert? Stephan Leibfried<br />

und Elmar Rieger haben nämlich ganz recht, wenn sie darauf verweisen, daß die Funktions-<br />

fähigkeit des Wohlfahrtsstaats e<strong>in</strong>e Voraussetzung für e<strong>in</strong>e günstige Entwicklung des Kapitalismus<br />

war und ist. Schließlich war +das Zentrum* (d.h. die westlichen Industrienationen) nicht zufällig<br />

ökonomisch so überaus erfolgreich: Se<strong>in</strong>e hohe politische Stabilität und soziale Integration<br />

stellte e<strong>in</strong>en nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Konkurrenz<br />

53<br />

dar (vgl. Wohlfahrtsstaat und Globalisierung; S. 218f.). Doch das letztgenannte Argument

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