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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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226 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

bemühte sich hier nämlich aktiv um e<strong>in</strong>e Anpassung an die Verhältnisse e<strong>in</strong>er post<strong>in</strong>dustriellen<br />

Ökonomie: durch Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramme, die gleichzeitig auch e<strong>in</strong> höheres<br />

42<br />

Maß an Geschlechtergleichheit sichern sollten. (Vgl. ebd.; S. 221–229)<br />

Esp<strong>in</strong>g-An<strong>der</strong>sen berücksichtigt bei diesen (im Jahr 1990 veröffentlichten) Überlegungen allerd<strong>in</strong>gs<br />

kaum die Wirkung von Globalisierungsprozessen. Auf post<strong>in</strong>dustriellen Wandel alle<strong>in</strong>e vermag<br />

das sozialdemokratische Modell (das mit se<strong>in</strong>er nationalen Interventionsstrategie letztendlich<br />

e<strong>in</strong> ebenso +konservatives* nationalistisches Projekt verfolgt wie <strong>der</strong> korporatistische Wohlfahrts-<br />

staat) vielleicht noch adäquate Antworten parat haben – auf e<strong>in</strong>e <strong>Post</strong><strong>in</strong>dustrialisierung im<br />

globalen Kontext aber wohl kaum mehr. So droht mit Globalisierung die Vere<strong>in</strong>heitlichung<br />

<strong>der</strong> drei Welten des Wohlfahrtskapitalismus, und zwar <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Anpassung nach +unten*,<br />

d.h. an das +liberale* Modell. Der <strong>in</strong>ternationale Wettbewerb begrenzt nämlich die Interventions-<br />

fähigkeit <strong>der</strong> nationalen <strong>Politik</strong>. Das mußte man <strong>in</strong> den letzten Jahren auch <strong>in</strong> Schweden<br />

erfahren, wo drastische Umbauten des Wohlfahrtsstaats <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er Liberalisierung vorge-<br />

43<br />

nommen wurden (vgl. z.B. Åkermann/Granatste<strong>in</strong>: Welfare States <strong>in</strong> Trouble). Nur so konnte<br />

auf den <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerbsdruck reagiert werden. Auch <strong>der</strong> Fall Schweden belegt<br />

damit die global feststellbare Tendenz zu e<strong>in</strong>er ›Re-Kommodifizierung‹ <strong>der</strong> Arbeit (vgl. Neyer/-<br />

Seelaib-Kaiser: Arbeitsmarktpolitik nach dem Wohlfahrtsstaat).<br />

Der amerikanische Ökonom (und ehemalige Arbeitsm<strong>in</strong>ister <strong>der</strong> Cl<strong>in</strong>ton-Adm<strong>in</strong>istration) Robert<br />

Reich hat die angesprochene, e<strong>in</strong>e neue Hierarchie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt bewirkende +Re-<br />

Kommodifizierung* <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch +Die neue Weltwirtschaft* (1991) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ganz e<strong>in</strong>deutigen<br />

Zusammenhang mit dem auch von ihm gesehenen Ende <strong>der</strong> nationalen Ökonomie und <strong>der</strong><br />

44<br />

+klassischen* Industriegesellschaft gebracht. Dort bemerkt er e<strong>in</strong>leitend:<br />

+Wir durchleben <strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong>e Transformation, aus <strong>der</strong> im kommenden Jahrhun<strong>der</strong>t neue Formen von<br />

<strong>Politik</strong> und Wirtschaft hervorgehen werden […] Das Grundkapital e<strong>in</strong>es jeden Landes werden die Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten se<strong>in</strong>er Bürger bilden. Vorrangige Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> wird es se<strong>in</strong>, gegen die Zentrifugalkräfte<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft anzugehen, die die nationale Bürgerschaft zu zerreißen drohen – <strong>in</strong>dem diejenigen mit<br />

den besten Fachkenntnissen und Fertigkeiten reichlich belohnt und die weniger ausgebildeten Hilfskräfte<br />

zu e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>kenden Lebensstandard verurteilt werden.* (S. 9)<br />

Die erste, die Gew<strong>in</strong>ner-Gruppe, von <strong>der</strong> Reich hier spricht, charakterisiert er im folgenden<br />

als +Symbol-Analytiker*: hoch gefragte Wissensarbeiter, die ihre Dienste global offerieren.<br />

Die zweite, weniger privilegierte (Verlierer-)Gruppe rekrutiert sich überwiegend aus den (<strong>in</strong>du-

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