09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

224 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

gischen Zumutungen des globalen Marktes und überw<strong>in</strong>den die (Ver)fest(ig)ungen des politischen<br />

Systems. Die politische Selbstorganisation <strong>der</strong> reflexiv-bewußten Individuen wird so dem<br />

entbetteten ökonomischen Individualismus und e<strong>in</strong>er diesen (deflexiv) spiegelnden <strong>in</strong>stitutionellen<br />

<strong>Politik</strong> entgegengestellt. 34<br />

Mit Sicherheit würden aber bereits Ansätze zu e<strong>in</strong>er solchen (+revolutionären*) globalen Sub-<br />

politisierung – welche damit nicht nur die territorialen Grenzen, son<strong>der</strong>n auch die Grenze<br />

zur +echten* <strong>Politik</strong> überschritten hätte – vielfache Wi<strong>der</strong>stände hervorrufen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

wären heftige Gegenreaktionen von <strong>der</strong> Seite des Kapitals und <strong>der</strong> herausgefor<strong>der</strong>ten <strong>in</strong>stitu-<br />

tionellen <strong>Politik</strong> zu erwarten, die beide erhebliche Machtpotentiale besitzen. Auch ist es mehr<br />

als zweifelhaft, ob die Individuen (aktuell) überhaupt <strong>in</strong> relevantem Umfang bereit wären,<br />

sich zu e<strong>in</strong>er mühevollen Selbstorganisation zu bewegen. Schließlich dom<strong>in</strong>iert – trotz feststell-<br />

barer Individualisierungstendenzen – weitgehend e<strong>in</strong> +politischer Konsumismus*, das heißt,<br />

man ist ganz zufrieden damit, daß e<strong>in</strong> soziales Subsystem existiert, das für politische Fragen<br />

+zuständig* ist. (Gemäßigter) Unmut regt sich nur dann, wenn das politische System die von<br />

ihm z.B. durch Wahlversprechen geweckten und an es gerichteten Erwartungen nicht erfüllt.<br />

An<strong>der</strong>erseits besitzt Subpolitik e<strong>in</strong>en gewissen +Globalisierungsvorsprung* vor <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitu-<br />

tionalisierten <strong>Politik</strong> (siehe auch S. 96f.), da sie nicht (o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest nicht aus Gründen<br />

<strong>der</strong> Selbst- und Systemerhaltung, son<strong>der</strong>n nur notgedrungen) auf die Staatengrenzen Rücksicht<br />

nehmen muß. Subpolitik ist also von vorne here<strong>in</strong> weniger nationalstaatsfixiert als die <strong>in</strong>stitu-<br />

tionalisierte <strong>Politik</strong>.<br />

Wie oben ausgeführt, ist aber genau die Nationalstaatsfixierung e<strong>in</strong> zentrales Problem im<br />

Kontext ökonomischer Globalisierung, und die nationale Strategie, die von <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionalisierten<br />

<strong>Politik</strong> aufgrund ihrer system<strong>in</strong>tern herausgebildeten Handlungslogik favorisiert wird (siehe<br />

oben), verschärft die Probleme also eher, als daß sie sie löst. Das sieht man deutlich, wenn<br />

man e<strong>in</strong>en Blick auf die dilemmatische aktuelle Situation des nationalen Wohlfahrtsstaats<br />

wirft, <strong>der</strong> lange Zeit die Wi<strong>der</strong>sprüche des Kapitalismus durch se<strong>in</strong>e ausgleichende <strong>Politik</strong><br />

überdecken konnte: <strong>der</strong> +große Leviathan* als <strong>der</strong> große +Umverteiler*, <strong>der</strong> die Individuen<br />

durch Konsum praxologisch <strong>in</strong> das System <strong>in</strong>tegriert. 35<br />

Doch Wohlfahrtsstaat war und ist nicht gleich Wohlfahrtsstaat. Vielmehr lassen sich mit Gøsta<br />

Esp<strong>in</strong>g-An<strong>der</strong>sen +drei Welten des Wohlfahrtskapitalismus* unterscheiden, die die ihnen gestellte<br />

36<br />

Aufgabe <strong>der</strong> +De-Kommodifizierung* auf unterschiedliche Weise meistern: Zum e<strong>in</strong>em gibt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!