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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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220 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Die nationale Strategie wird heute von vielen Län<strong>der</strong>n verfolgt, und das alle<strong>in</strong>e reicht aus,<br />

um sie (über den entstandenen Anpassungs- und Wettbewerbsdruck) auch <strong>der</strong> restlichen<br />

Welt mehr o<strong>der</strong> weniger aufzuzw<strong>in</strong>gen. Hirsch sieht im Zuge dieser Entwicklung sogar e<strong>in</strong>en<br />

neuen, +dezentrierten* Typ des kapitalistischen Staates – eben den +nationalen Wettbewerbs-<br />

staat* – entstehen, <strong>der</strong> nur noch e<strong>in</strong>e beschränkte Vermittlungsfunktion wahrnimmt (vgl. ebd.;<br />

25<br />

S. 114ff.), wodurch e<strong>in</strong>e neuerliche +Transformation <strong>der</strong> Demokratie* (Agnoli) <strong>in</strong> Gang gesetzt<br />

26<br />

wird. Denn mit dem Rückzug <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> laufen auch die demokratischen Prozesse <strong>in</strong>s Leere,<br />

was die Defizite <strong>der</strong> liberalen Demokratie nach Hirsch noch stärker als bisher hervortreten<br />

läßt. So kommt es zu e<strong>in</strong>er (politikmüden) Entfremdung vom System bzw. e<strong>in</strong>er Delegitimierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Politik</strong> <strong>in</strong> den Augen <strong>der</strong> Bevölkerung (vgl. ebd.; S. 136ff.) – wofür es (z.B. mit s<strong>in</strong>kenden<br />

Wahlbeteiligungen und e<strong>in</strong>em auch empirisch +meßbaren* Vertrauensverlust) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat gewisse<br />

Anzeichen gibt (siehe hierzu auch nochmals S. 199). Auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Problem im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Abdankung <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> im nationalen Wettbewerbsstaat, dem +Machtwechsel vom<br />

Staat zum Markt*, <strong>der</strong> auch die <strong>in</strong>ternationalen Asymmetrien verschärft, weist Susan Strange<br />

27<br />

h<strong>in</strong>. Denn für sie tun sich gefährliche +Lücken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Exekutivgewalt* (gaps <strong>in</strong> government)<br />

auf, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das weltweite organisierte Verbrechen zu nutzen weiß (vgl. The Limits<br />

of Politics).<br />

Nicht nur deshalb läßt sich me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach behaupten: Die nationale Strategie ist letzt-<br />

28<br />

endlich e<strong>in</strong>e <strong>fatal</strong>e Strategie. Was sie anstrebt (die Sicherung <strong>der</strong> nationalen Wohlfahrt),<br />

untergräbt sie <strong>in</strong> Wirklichkeit. In <strong>der</strong> gegenseitigen Konkurrenz schwächen sich die Staaten<br />

und entziehen sich Gestaltungsfreiräume wie ökonomische Ressourcen, denn <strong>in</strong>dem sie sich<br />

<strong>der</strong> kapitalistischen Wettbewerbslogik unterordnen, geht ohneh<strong>in</strong> begrenzte politische Autonomie<br />

verloren, und <strong>in</strong>dem sie sich gegenseitig unterbieten, um Kapital anzulocken, muß <strong>in</strong>sgesamt<br />

von <strong>der</strong> Kapitalseite immer weniger Transfer an die Gesellschaft geleistet werden (vgl. auch<br />

29<br />

Asp<strong>in</strong>wall: The Unholy Social Tr<strong>in</strong>ity; S. 130f.). Der <strong>in</strong>ternationale +Weltwirtschaftskrieg*<br />

(nicht <strong>der</strong> <strong>der</strong> Unternehmen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>der</strong> Staaten) ist global betrachtet für die <strong>Politik</strong><br />

30<br />

deshalb e<strong>in</strong> +M<strong>in</strong>ussummenspiel*, e<strong>in</strong> +Wettlauf ohne Sieger* (Altvater). Die Ökonomisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Politik</strong> durch die nationale Strategie trägt so zur Verschlimmerung des unten behandelten<br />

Dilemmas des Wohlfahrtsstaates bei. Bevor dieses aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en verschiedenen Dimensionen<br />

dargestellt werden kann, steht es noch aus, drei weitere mögliche politische Strategien auf<br />

die ökonomische Globalisierung kurz zu thematisieren: die (subnationalistische) Strategie <strong>der</strong>

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