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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT 219<br />

verhältnisses hat er nicht mehr dieselbe Bedeutung wie früher.* (Globales Kapital und nationaler<br />

Staat; S. 30)<br />

Die Mobilität des Kapitals, das sich dem staatlichen Zugriff +elegant* durch globale Transaktionen<br />

und Verschiebungen entzieht, stellt vor allem die wohlfahrtsstaatliche Umverteilungspolitik<br />

vor große Probleme, da ihr durch die +Flüchtigkeit* des Kapitals zunehmend die Mittel fehlen,<br />

um jene Redistribution durchzuführen, die den sozialen Frieden (und damit <strong>in</strong>direkt auch<br />

die Stabilität des politischen und ökonomischen Systems) so lange sicherte. Ich werde unten<br />

(siehe S. 224–230) noch näher auf diese Problematik e<strong>in</strong>gehen. Wenn die nationale <strong>Politik</strong><br />

aber auf diese Bedrohung aufgrund ihrer Systemlogik nicht mit transnatioanler Expansion<br />

reagieren kann (o<strong>der</strong> will), um das flüchtige Kapital wie<strong>der</strong> +e<strong>in</strong>zufangen*, wie versucht sie<br />

dann, dem Dilemma zu entgehen? – Sie verfolgt dazu das, was ich die nationale Strategie<br />

nennen möchte, und die im Grunde auf e<strong>in</strong>em liberalistischen Wettbewerbsmodell beruht,<br />

betreibt also e<strong>in</strong>e Selbstökonomisierung. Dazu Joachim Hirsch:<br />

+Grob gesprochen, konzentriert sich staatliche <strong>Politik</strong> zunehmend darauf, e<strong>in</strong>em global flexibler agierenden<br />

Kapital <strong>in</strong> Konkurrenz mit an<strong>der</strong>en Staaten günstige Verwertungsvoraussetzungen zu verschaffen.* (Der<br />

nationale Wettbewerbsstaat; S. 103)<br />

Die Logik dieser Strategie ist denkbar e<strong>in</strong>fach: Man läßt sich auf jenen zu Beg<strong>in</strong>n dieses<br />

Abschnitts mit Marcos und Luttwak an die Wand gemalten (vierten) +Welt(wirtschafts)krieg*<br />

e<strong>in</strong>, hofft im Konkurrenzkampf mit den an<strong>der</strong>en Nationen zu bestehen und sich so e<strong>in</strong> möglichst<br />

großes Stück vom globalen +Verteilungskuchen* zu sichern. Dazu öffnet man den eigenen<br />

Markt, senkt die sozialen Standards, erhebt niedrige Kapitalsteuern (o<strong>der</strong> verzichtet ganz darauf)<br />

und gewährt <strong>in</strong>vestitionswilligen Unternehmen Vergünstigungen (wie kostenlose Baugrundstücke)<br />

o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>rechte (wie die Nichte<strong>in</strong>haltung von Schadstoffbegrenzungen bei <strong>der</strong> Produktion)<br />

24<br />

etc. Durch diese (segmentäre) +Liberalisierung* und Deregulierung erstrebt man e<strong>in</strong>en Erhalt<br />

bzw. die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Ankurbelung <strong>der</strong> Wirtschaft.<br />

Und über die Besteuerung des Konsums und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Arbeitnehmer, die weit<br />

schwerer flüchten können als das Kapital, sollen dann Gel<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Staatskassen fließen,<br />

die e<strong>in</strong>e wohlfahrtsstaatliche Grundsicherung garantieren, so daß die sozialen Spannungen<br />

auf e<strong>in</strong>em +erträglichen* Niveau bleiben – wenn das Globalisierungsargument nicht ohneh<strong>in</strong><br />

nur (ideologisch) vorgeschoben wird, um den Abbau des Sozialstaats zu betreiben.

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