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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT 217<br />

Die <strong>Politik</strong> gew<strong>in</strong>nt, <strong>in</strong>dem sie die Hülle des zu eng gewordenen Nationalstaats abstreift und<br />

<strong>in</strong> die <strong>in</strong>ter- bzw. transnationale Sphäre expandiert, wie<strong>der</strong> an E<strong>in</strong>flußmöglichkeiten und Gestal-<br />

tungsfreiräumen. Nutzt sie diese positiv, so kann auf regionaler (und später vielleicht sogar<br />

globaler) Ebene erreicht werden, was im Kontext des Nationalstaats lange Zeit gelang: die<br />

19<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche des Kapitalismus latent zu halten. Und das impliziert natürlich auch die Mil-<br />

<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> vom kapitalistischen Wirtschaftssystem bewirkten sozialen Spannungen und Ungleich-<br />

heiten sowie die Vorsorge gegen (ökologisch <strong>fatal</strong>e) ökonomische Kurzsicht. Die <strong>Politik</strong> versucht<br />

also im Expansionsmodell mit ihrer Ausweitung zusammenzuhalten, was ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>driftet,<br />

und reagiert durch die Bemühung um e<strong>in</strong>e neue koord<strong>in</strong>ierende Verregelung auf die von<br />

außen über sie here<strong>in</strong>brechenden Denationalisierungsprozesse (vgl. auch z.B. Zürn: Jenseits<br />

<strong>der</strong> Staatlichkeit sowie Habermas: Jenseits des Nationalstaats). 20<br />

Doch dieses Expansionsmodell ist offensichtlich nicht <strong>der</strong> Weg, <strong>der</strong> überwiegend von <strong>der</strong><br />

<strong>Politik</strong> beschritten wird, um auf Globalisierungsprozesse zu reagieren. Wie <strong>in</strong> Abschnitt 2.1<br />

dargestellt, gibt es <strong>der</strong>zeit nur e<strong>in</strong>ige wenige Ansätze zur Transnationalisierung <strong>der</strong> (<strong>in</strong>stitu-<br />

tionellen) <strong>Politik</strong>. Am ausgeprägtesten s<strong>in</strong>d solche Prozesse <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union,<br />

wo die regionale Integration sich auch immer weiter auf die politische Ebene erstreckt (siehe<br />

S. 93f.). Die Entwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU kann jedoch nicht als stellvertretend für die gesamte Welt<br />

angesehen werden. Und selbst hier kollidiert die fortschreitende politische Integration zuweilen<br />

mit den real fortbestehenden (kulturellen) Nationalismen (vgl. auch Smith: Nations and<br />

Nationalism <strong>in</strong> a Global Era; Kap. 6). Zudem ist die ausgedehnte Übertragung von nationalen<br />

Hoheitsrechten auf EU-Organe solange unter Demokratiegesichtspunkten zum<strong>in</strong>dest proble-<br />

matisch, wie diese ke<strong>in</strong>e ausreichende demokratische Legitimation besitzen (vgl z.B. Classen:<br />

Europäische Integration und demokratische Legitimation).<br />

Doch was vielleicht sogar noch wichtiger ist: Das Expansionsmodell <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> berücksichtigt<br />

nicht die dem politischen Institutionensystem immanente Systemlogik, die die <strong>Politik</strong>er daran<br />

h<strong>in</strong><strong>der</strong>t, gemäß <strong>der</strong> im Expansionsmodell vorgeschlagenen Strategie zu handeln. Die <strong>Politik</strong><br />

als Funktionssystem (um es <strong>in</strong> systemtheoretisch-funktionalistischer Term<strong>in</strong>ologie auszudrücken)<br />

hat zwar – <strong>in</strong>nerhalb ihres nationalstaatlichen Gehäuses bzw. Makrosystems – e<strong>in</strong>en gewissen<br />

Grad an Autonomie gewonnen, dabei jedoch e<strong>in</strong>e auf diesen Nationalstaat fixierte Handlungs-<br />

logik entwickelt und darüber h<strong>in</strong>aus auch ihre Reproduktionsmechanismen (z.B. mit dem<br />

+Inlän<strong>der</strong>*-orientierten aktiven und passiven Wahlrecht) an se<strong>in</strong>e räumlichen Strukturen ge-

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