09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

216 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

• Und es gibt politische Grenzen <strong>der</strong> Globalisierung. Sie liegen nicht etwa <strong>in</strong> den Staatengrenzen<br />

(die dem Kapital e<strong>in</strong>st Schutz gewährten). Es hat diese (nachdem sie es aktuell mehr be-<br />

h<strong>in</strong><strong>der</strong>n als beför<strong>der</strong>n) bereits weitgehend überwunden (siehe Abschnitt 2.1). Vielmehr<br />

liegen die politischen Grenzen <strong>der</strong> Globalisierung <strong>in</strong> den Regulationsdefiziten, die dem<br />

globalen Kapital <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart zwar nutzen, da ihm die Schwäche <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> immense<br />

Profitmöglichkeiten eröffnet. Doch dies könnte <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>in</strong> Zukunft vielleicht teuer<br />

zu stehen kommen. Denn wenn die Grenzen <strong>der</strong> Globalisierung aus ihrer selbstentfalteten<br />

Dynamik heraus überschritten werden, ohne daß die <strong>Politik</strong> e<strong>in</strong>schreitet, könnten nicht<br />

nur ökologische und soziale Krisen die Folge se<strong>in</strong> (die wie<strong>der</strong>um auf das Wirtschaftsgeschehen<br />

negativ rückwirken), son<strong>der</strong>n es könnten auch ökonomische Beben auftreten. Die Globali-<br />

sierung des Kapitals entzieht <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> jedoch die Machtbasis für ihre notwendigen regulie-<br />

renden E<strong>in</strong>griffe. Denn (ökonomische) Globalisierung unterm<strong>in</strong>iert den Staat als wirtschaftliche<br />

und soziale E<strong>in</strong>heit und damit das (bestehende) ökonomisch-politische Gehäuse. 17<br />

Im folgenden soll speziell dieses ökonomische Dilemma des nationalen Wohlfahrtstaats näher<br />

dargelegt werden. Dabei drängen sich zunächst zwei Fragen auf: Was geschieht mit dem<br />

alten Nationalstaat im Kontext e<strong>in</strong>er globalisierten Ökonomie, und welche Maßnahmen könnte<br />

die <strong>Politik</strong> ergreifen, um nicht vor <strong>der</strong> entfalteten ökonomischen Dynamik zu kapitulieren?<br />

Neben vielen an<strong>der</strong>en hat sich auch Ulrich Beck hier jüngst um Antworten bemüht und dabei<br />

auf e<strong>in</strong>en ebenso naheliegenden wie verbreiteten (im Pr<strong>in</strong>zip bereits von Kant vorgezeichneten) 18<br />

Gedanken zurückgegriffen, <strong>der</strong> be<strong>in</strong>haltet, was ich das Expansionsmodell <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> nennen<br />

möchte. Die <strong>Politik</strong> sollte gemäß dieser Strategie versuchen, durch regionale bzw. <strong>in</strong>ternationale<br />

Kooperation im Globalisierungswettlauf mit <strong>der</strong> Ökonomie aufzuholen. Das politische Gehäuse<br />

muß also erweitert, muß +transnationalisiert* werden, um es zu stablisieren:<br />

+Die zentrale E<strong>in</strong>sicht lautet: Ohne Europa gibt es ke<strong>in</strong>e Antwort auf Globalisierung […] Nur im trans-<br />

nationalen Raum Europa kann die e<strong>in</strong>zelstaatliche <strong>Politik</strong> vom Objekt drohen<strong>der</strong> zum Subjekt gestalten<strong>der</strong><br />

Globalisierung werden […] Der <strong>Politik</strong> <strong>der</strong> Deregulierung <strong>der</strong> transnationalen Organisationen wäre die<br />

For<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er Regulierung, <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führung sozialer und ökologischer Standards, entgegenzusetzen.*<br />

(Beck: Was ist Globalisierung?; S. 261f.)<br />

Das (transnationalistische) Expansionsmodell <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> (das Beck im Zitat auf den Integrations-<br />

raum Europa bezieht) sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e logische Antwort auf ökonomische Globalisierung zu se<strong>in</strong>:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!