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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 3: DIE ANTINOMIEN +KLASSISCHER* POLITIK IN DER GLOBALEN RISIKOGESELLSCHAFT 213<br />

Beleg dafür ist nicht nur die bereits oben zitierte Schrift von Jean-Luc Dallemagne. Fred Hirsch<br />

zeigte z.B. 1976 mit e<strong>in</strong>drücklichen Argumenten +Die sozialen Grenzen des Wachstums* auf,<br />

wobei se<strong>in</strong>e zentrale These lautet, daß die kapitalistische Wachstumsideologie im Verbund<br />

mit <strong>der</strong> Ökonomisierung <strong>der</strong> Sozialbeziehungen auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>in</strong>dividueller Nutzenkalküle<br />

hohe +gesellschaftliche Kosten* verursacht und zu e<strong>in</strong>er problematischen Verschärfung <strong>der</strong><br />

6<br />

Ungleichheit führt (vgl. <strong>in</strong>sb. Kap. 7 u. 8). Aus e<strong>in</strong>er im Grundansatz ähnlichen Haltung heraus,<br />

jedoch <strong>in</strong> umfassen<strong>der</strong>er Perspektive, formulierte auch die +Gruppe von Lissabon* um den<br />

italienischen Ökonomen Ricardo Petrella jüngst ihre Thesen über +Die Grenzen des Wettbewerbs*<br />

(1995). 7<br />

Am <strong>in</strong>teressantesten aus dieser ke<strong>in</strong>eswegs vollständig aufgezählten – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

8<br />

Gegenwart wie<strong>der</strong> stark anwachsenden – Reihe <strong>der</strong> sich mit den Grenzen des Marktes und<br />

<strong>der</strong> kapitalistischen Ökonomie beschäftigenden Publikationen ersche<strong>in</strong>t mir jedoch <strong>der</strong> Versuch<br />

von Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf, die +Grenzen <strong>der</strong> Globalisierung* (1996) darzulegen: 9<br />

In ihrer umfangreichen Arbeit <strong>in</strong>terpretieren Altvater und Mahnkopf den sich verselbständigenden<br />

Kapitalismus <strong>der</strong> angebrochenen postfordistischen Ära (siehe auch S. 81f.) als e<strong>in</strong>en globalen<br />

Entbettungsmechanismus. 10<br />

Der Entbettungsprozeß f<strong>in</strong>det auf verschiedenen Ebenen statt: Zum e<strong>in</strong>en erfolgt e<strong>in</strong>e Heraus-<br />

lösung <strong>der</strong> Wirtschaft aus <strong>der</strong> Gesellschaft (vgl. S. 109–116). Darauf hatte schon Karl Polanyi<br />

h<strong>in</strong>gewiesen (vgl. The Great Transformation und siehe auch S. 76). Doch damit nicht genug:<br />

11<br />

Es kommt (und hier schließen Altvater und Mahnkopf an Giddens an) <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Durchkapi-<br />

talisierung <strong>der</strong> Welt ebenfalls zu e<strong>in</strong>em umfassenden kulturellen +Disembedd<strong>in</strong>g*, zu e<strong>in</strong>er<br />

Herrschaft des Kapitals über die Raum- und Zeitstrukturen (vgl. Grenzen <strong>der</strong> Globalisierung;<br />

S. 120–127). Denn im globalen Wettbewerb gilt, so banal es vielleicht kl<strong>in</strong>gen mag: Zeit<br />

ist Geld – und damit für +produktive* Tätigkeiten reserviert.<br />

Der Raum <strong>in</strong> <strong>der</strong> +globalen Stadt* wie<strong>der</strong>um ist nur mehr e<strong>in</strong> bloßer (Ver)markt(ungs)platz,<br />

<strong>der</strong> sich auf die Bedürfnisse des Handels und des Kapitals auszurichten hat. Davon künden<br />

– als Wahrzeichen <strong>der</strong> Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>es entbetteten Geldes, das immer weniger als konkretes<br />

Zahlungsmittel dient, son<strong>der</strong>n als abstrakt-symbolisches Spekulationsmedium e<strong>in</strong>gesetzt wird<br />

(vgl. ebd. S. 129–132) – die Hochhaustürme <strong>der</strong> Banken und Versicherungen, die die +Skyl<strong>in</strong>e*<br />

so vieler Metropolen beherrschen. Und um den Motor <strong>der</strong> rastlosen globalen Wirtschaft am<br />

Laufen zu halten, die sich solche +Denkmale* setzt, erfolgt e<strong>in</strong>e rücksichtslose, für den Menschen

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