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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 207<br />

Auch Technologie und Wissenschaft (Abschnitt 2.3) sowie das mediale Öffentlichkeitssystem<br />

(Abschnitt 2.4) können von <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> als Deflexions-Ressourcen genutzt werden. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

zeigte sich hier e<strong>in</strong> weit ambivalenteres Bild als im Fall des Rechtssystems. Im E<strong>in</strong>klang mit<br />

<strong>der</strong> Ausgangsthese wurden nämlich <strong>in</strong> beiden Bereichen durchaus Wandlungsprozesse deutlich,<br />

die für die <strong>Politik</strong> problematisch s<strong>in</strong>d und nicht adäquat von ihr gespiegelt wurden. Zwar<br />

kann die <strong>Politik</strong> wissenschaftliche Expertisen noch immer für ihre Zecke e<strong>in</strong>setzen und sich<br />

so durch wissenschaftliche +Objektivität* legitimieren. Aber die (nebenfolgenreiche) zunehmende<br />

+Reflexivität* von Technologien und – auch immer mehr sich selbst h<strong>in</strong>terfragendes – Wis-<br />

senschafts-Wissen br<strong>in</strong>gen das <strong>Politik</strong>system zuweilen aus se<strong>in</strong>em Gleichgewicht.<br />

Ähnlich +zweischneidig* ist die Entwicklung im Bereich <strong>der</strong> Medien und <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

<strong>Politik</strong>er s<strong>in</strong>d auf +Öffentlichkeit* angewiesen und gehen deshalb häufig mit Medienvertretern,<br />

die ihrerseits Informationen benötigen, symbiotische Beziehungen e<strong>in</strong>. An<strong>der</strong>erseits decken<br />

die Medien nur allzu gerne politische Skandale auf und s<strong>in</strong>d so auch +Gegner* <strong>der</strong> politischen<br />

Akteure. Aber dieses schon ohneh<strong>in</strong> ambivalente Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wird noch problematischer<br />

durch den sich abzeichnenden neuerlichen +Strukturwandel <strong>der</strong> Öffentlichkeit*, <strong>der</strong> Etablierung<br />

neuer, <strong>in</strong>teraktiver Medien, die die politische Inszenierung allgeme<strong>in</strong> erschweren.<br />

Wie sich <strong>in</strong> diesen Bemerkungen bereits andeutete, gel<strong>in</strong>gt also das deflexive Zusammenspiel<br />

nicht immer, son<strong>der</strong>n es be<strong>in</strong>haltet auch Risiken. Primär drohen Entfremdungsersche<strong>in</strong>ungen.<br />

Diese können e<strong>in</strong>er subpolitischen Dynamik (wie sie <strong>in</strong> diesem Abschnitt anhand des Beispiels<br />

<strong>der</strong> neuen sozialen Bewegungen verdeutlicht wurde) Auftrieb geben – allerd<strong>in</strong>gs gilt dies<br />

eben nur dann, wenn auch die ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen +stimmen*. Der Abschnitt<br />

3.1, <strong>der</strong> das durch Globalisierungsprozesse ausgelöste Dilemma des nationalen Wohlfahrtsstaats<br />

<strong>in</strong> den Blickpunkt rückt, wird aber plausibel machen, daß genau das nicht zu erwarten ist.<br />

Die bisher dargestellten (reflexiven) Transformationsprozesse und die ausgleichenden Deflexions-<br />

bemühungen <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> müssen also noch e<strong>in</strong>mal kritisch betrachtet und problematisiert<br />

werden. War dieses Kapitel <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> rekonstruktives, <strong>in</strong>dem die (abgetrennten) Diskurse<br />

nachgezeichnet wurden, so ist das folgende Kapitel, folglich e<strong>in</strong> primär dekonstruktives –<br />

das bedeutet, die dilemmatische Seite <strong>der</strong> aktuellen Transformationsprozesse und die Anti-<br />

nomien, die die im Diskurs manifestierte Konstruktion <strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> Systeme bewirkt,<br />

sollen (allerd<strong>in</strong>gs noch immer <strong>in</strong> den Grenzen dieser Konstruktion) aufgezeigt und entfaltet<br />

werden.

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