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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 189<br />

die aus <strong>der</strong> Arbeiterschicht stammen, hat sich von 1951 (4%) bis 1982 (17,3%) mehr als<br />

vervierfacht (vgl. Risikogesellschaft; S. 127f.). Damit verwischen zunehmend die Klassen-,<br />

Schicht- und Milieugrenzen, die zu e<strong>in</strong>em großen Teil auch durch symbolisch-kulturelle Barrieren<br />

verfestigt worden waren, und die erfolgten E<strong>in</strong>kommenssteigerungen erlauben selbst Arbeit-<br />

nehmern e<strong>in</strong> Konsumverhalten auf +gehobenem* Niveau, das zur Entfaltung <strong>in</strong>dividualisierter<br />

Lebensstile führt – e<strong>in</strong> Phänomen, was <strong>in</strong> den USA bereits <strong>in</strong> den 70er Jahren beschrieben<br />

wurde (vgl. Zablocki/Kanter-Moss: The Differentiation of Life-Styles). E<strong>in</strong> immer ger<strong>in</strong>gerer<br />

Teil des E<strong>in</strong>kommens muß nämlich für das Lebensnotwendige aufgewendet werden. In Anleh-<br />

nung an Mooser (siehe oben) bemerkt Beck:<br />

+Noch bis 1950 verschlangen Nahrung, Kleidung und Wohnung [bei Arbeitern] drei Viertel des Haushalts-<br />

budgets, während dieser Anteil 1973 – bei e<strong>in</strong>em qualitativ erhöhten Niveau – auf 60% sank. Gleichzeitig<br />

kam es zu e<strong>in</strong>er Art ›Demokratisierung‹ von symbolischen Konsumgütern – Radio, Fernsehgerät, […] Eisschrank<br />

und das Auto […] Es reichte sogar für die Bildung persönlichen Besitzes […] Die Sparquote stieg beträchtlich<br />

von 1–2% 1907 auf 5,6% im Jahre 1955 und verdoppelte sich noch e<strong>in</strong>mal bis zum Jahre 1974 auf 12,5%<br />

[…] Sogar das ›Traumziel‹ des Haus- und Wohnungseigentums wurde für viele erschw<strong>in</strong>glich. Waren<br />

es 1950 6% <strong>der</strong> Arbeiterhaushalte, die sich ihren Wunsch von den eigenen vier Wänden erfüllen konnten,<br />

so wuchs diese Zahl 1968 auf 32% und 1977 auf 39% an.* (Risikogesellschaft; S. 123)<br />

Allerd<strong>in</strong>gs muß gerade aufgrund neuerer Daten relativierend angemerkt werden, daß das<br />

Reale<strong>in</strong>kommen abhängig Beschäftigter seit Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

weitgehend stagniert, so daß die E<strong>in</strong>kommenskluft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zwischen den Selbständigen<br />

(die ihre ökonomische Position erheblich verbessern konnten) und den Arbeitnehmern tatsächlich<br />

252<br />

wie<strong>der</strong> zunimmt (vgl. Welzmüller: Differenzierung und Polarisierung). In den USA mußten<br />

auf <strong>der</strong> Arbeitnehmerseite sogar erhebliche E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen h<strong>in</strong>genommen werden,<br />

so daß dort die Zahl <strong>der</strong> sog. +work<strong>in</strong>g poor* stark zugenommen hat (vgl. z.B. Swartz/Weigert:<br />

253<br />

America’s Work<strong>in</strong>g Poor). Das än<strong>der</strong>t aber nichts daran, daß <strong>der</strong> Wohlstandssockel <strong>in</strong> den<br />

meisten +fortgeschrittenen* Gesellschaften noch immer beträchtlich ist.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten hat also – trotz <strong>der</strong> gemachten E<strong>in</strong>schränkungen – e<strong>in</strong><br />

dramatischer Wandel <strong>der</strong> Verhältnisse stattgefunden, und so steht Beck mit se<strong>in</strong>er Analyse<br />

denn auch ke<strong>in</strong>eswegs alle<strong>in</strong>e auf weiter Flur. Die (allerd<strong>in</strong>gs aus e<strong>in</strong>em grundsätzlichen<br />

+Unbehagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nität* heraus formulierte) Rede von <strong>der</strong> +Pluralisierung <strong>der</strong> sozialen<br />

Lebenswelten* (Berger/Berger/Kellner) zum Beispiel weist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganz ähnliche Richtung,

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