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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? XXV<br />

manifesten und den erst zu ermittelnden latenten Funktionen, die e<strong>in</strong>er Struktur zugrunde<br />

liegen, unterscheidet.<br />

Auch Niklas Luhmann setzt bei Parsons an, um sich von ihm zu entfernen. Wie Merton stellt<br />

er den Funktionsbegriff heraus und bezeichnet +se<strong>in</strong>e* Systemtheorie als +funktional-strukturell*.<br />

Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ursprünglichen strukturell-funktionalen Variante Parsons’ ist es jedoch e<strong>in</strong> strukturelles<br />

Moment, das mo<strong>der</strong>ne von vormo<strong>der</strong>nen Gesellschaften unterscheidet – allerd<strong>in</strong>gs mit e<strong>in</strong>em<br />

wichtigen Unterschied: Parsons g<strong>in</strong>g noch von e<strong>in</strong>em hierarchisch aufgebauten System und<br />

e<strong>in</strong>er geschichteten Gesellschaft aus. Luhmann dagegen versteht +die mo<strong>der</strong>ne Gesellschaft<br />

im Unterschied zu allen älteren Gesellschaftsformen als funktional differenziertes System […],<br />

das nicht mehr nach sozialen Rangordnungen, son<strong>der</strong>n nur nach [autonomen] Funktionsbereichen<br />

wie Wirtschaft, <strong>Politik</strong>, Erziehung, Recht, Wissenschaft, Religion usw. geglie<strong>der</strong>t ist* (Soziologie<br />

für unsere Zeit; S. 58). Durch diese funktionale Differenzierung wird die stratifikatorische Diffe-<br />

renzierung <strong>der</strong> vormo<strong>der</strong>nen Schichtungsgesellschaften aufgehoben (vgl. Gesellschaftsstruktur<br />

und Semantik; Band 1, S. 25). 32<br />

Neben funktionaler Differenzierung sieht Luhmann mo<strong>der</strong>ne Gesellschaften vor allem durch<br />

e<strong>in</strong>e hohe Systemkomplexität charakterisiert. Zwar haben +soziale Systeme […] die Funktion<br />

<strong>der</strong> Erfassung und Reduktion von [Umwelt-]Komplexität* (Soziologie als Theorie sozialer Systeme;<br />

S. 116). Um aber diese Aufgabe leisten zu können, müssen sie gerade ihre <strong>in</strong>terne Komplexität<br />

steigern. Denn +das System muß h<strong>in</strong>reichend viele Zustände annehmen können, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

sich än<strong>der</strong>nden Umwelt bestehen zu können* (ebd.). Aus dieser analytisch-distanzierten<br />

Perspektive rückt weniger die Dependenz des Individuums von den sozialen Machtstrukturen<br />

als die Interdependenz <strong>der</strong> Systemelemente allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Mittelpunkt. Das Individuum<br />

gilt Luhmann folglich als bloßes Element <strong>der</strong> Systemumwelt – das kann man schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

33 34<br />

frühen Schriften so lesen, tritt aber erst recht <strong>in</strong> jüngerer Zeit hervor. Der Fokus verschiebt<br />

sich nun auch auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es +Kennzeichen* mo<strong>der</strong>ner Gesellschaften: Im Zuge se<strong>in</strong>er Rezeption<br />

des (radikalen) Konstruktivismus wird die Kategorie <strong>der</strong> Selbstreferenz bzw. Autopoiesis immer<br />

35<br />

zentraler <strong>in</strong> Luhmanns Theoriegebäude. Die Gesellschaft, die er als re<strong>in</strong>en Kommunikationszu-<br />

sammenhang versteht, bezieht sich diskursiv auf sich selbst und weitet sich (im Zuge <strong>der</strong><br />

Entwicklung neuer Kommunikationstechnologien) zum globalen System aus. 36<br />

Mittels neuer Kommunikationsmedien (und natürlich auch durch e<strong>in</strong>en erhöhten wirtschaftlichen<br />

Austausch) kommt es also letztendlich zu e<strong>in</strong>er Globalisierung und Universalisierung auf <strong>der</strong>

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