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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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182 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Im Gegensatz dazu haben NGOs und Aktivisten mit <strong>der</strong> Versendung von Kettenbriefen,<br />

238<br />

+Mailbomben* und <strong>der</strong> Informationsverbreitung via Mail<strong>in</strong>g-Listen etc. immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige<br />

Möglichkeiten gefunden, politischen Protest durch das Netzwerk des Internets zu mobilisieren.<br />

Interessant ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch die Cyberpunk-Bewegung, die im Kampf für<br />

totale Informationsfreiheit und gegen das Establishment zu noch viel rabiateren Methoden<br />

greift, z.B. <strong>in</strong> Regierungscomputer +e<strong>in</strong>bricht*, geheime Informationen veröffentlicht o<strong>der</strong><br />

Netze von Unternehmen mit Computer-Viren <strong>in</strong>fiziert. Die Maximen <strong>der</strong> Cyberpunk-Bewegung<br />

239<br />

nach +Mondo 2000* (e<strong>in</strong>er elektronischen Cyberpunk-Zeitschrift) lauten:<br />

• Information will frei se<strong>in</strong><br />

• Der Zugang zu Computern und zu allem, was dich etwas darüber lehrt, wie die Welt<br />

funktioniert, sollte unbegrenzt und total se<strong>in</strong><br />

• Vergiß niemals den Bezug zur Praxis<br />

• Mißtraue <strong>der</strong> Autorität<br />

• Do it yourself<br />

• Bekämpfe die Macht<br />

• Füttere Rauschen zurück <strong>in</strong>s System<br />

• Surfe auf <strong>der</strong> Schneide<br />

Vivian Sobchak, auf <strong>der</strong>en Darstellung ich mich oben bezogen habe, steht diesem Cyberpunk-<br />

Anarchismus jedoch kritisch gegenüber. Sie will <strong>in</strong> den zitierten Pr<strong>in</strong>zipien e<strong>in</strong>e libertäre Grund-<br />

haltung erkennen und befürchtet e<strong>in</strong>e Privatisierung des elektronischen öffentlichen Raumes<br />

durch e<strong>in</strong>e entpolitisierte Ideologie <strong>der</strong> freien Information, +was sowohl zu <strong>der</strong> Struktur e<strong>in</strong>es<br />

anarchistischen Individualismus als auch zu den Strukturen e<strong>in</strong>es korporativen Kapitalismus<br />

240<br />

paßt* (Demokratisches ›Franchise‹ und die elektronische Grenze; S. 334). Aber bei aller<br />

berechtigter Kritik am vielleicht zuallererst e<strong>in</strong> wenig naiv zu nennenden Cyberpunk-Aktivismus<br />

– Sobchak verkennt me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach das subversive, subpolitische Potential, das durchaus<br />

<strong>in</strong> den neuen Medientechnologien steckt und das von den Cyberpunks für ihre Ziele trickreich<br />

genutzt wird. Mit dem sich abzeichnenden Verschw<strong>in</strong>den <strong>der</strong> lokal bzw. national zentrierten<br />

Massenöffentlichkeit, eröffnen sich neue Möglichkeiten für dezentrierte globale Netzwerke<br />

subpolitischer Bewegungen, die sich durch Nutzung technologischer +Tunnel* zu e<strong>in</strong>flußreichen<br />

Suböffentlichkeiten formieren und aufschaukeln können. Der von Fiske propagierte +techno-

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