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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 181<br />

+Telepolis* führen könnte (vgl. Telepolis; S. 211ff.). Trotzdem betont auch Rötzer das <strong>in</strong>teraktive<br />

und reziproke Moment <strong>der</strong> neuen Medien:<br />

+Es gibt <strong>in</strong> vielen Bereichen […] e<strong>in</strong>en Sog, den distanzierten Zuschauer und Zuhörer immer weiter <strong>in</strong><br />

das mediale Geschehen, <strong>in</strong> die Medienwirklichkeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuziehen, was letztlich heißt, daß <strong>der</strong> Benutzer<br />

nicht mehr nur Abnehmer, Rezipient und Konsument e<strong>in</strong>es massenmedialen Produkts ist, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

das System als aktives und vor allem <strong>in</strong>dividuiertes Element <strong>in</strong>tegriert ist.* (Interaktion; S. 126)<br />

Alle<strong>in</strong>e daraus folgt für die <strong>Politik</strong> e<strong>in</strong> radikaler Wandel <strong>der</strong> Verhältnisse, <strong>der</strong> von ihr bisher<br />

we<strong>der</strong> begriffen, geschweige denn durch adäquate Anpassungen gespiegelt worden wäre.<br />

Denn durch die <strong>in</strong>teraktive Struktur <strong>der</strong> neuen Medien (und natürlich die oben angesprochenen<br />

Fragmentisierungsprozesse) läßt sich <strong>Politik</strong> nicht mehr als Massenereignis für e<strong>in</strong> beobachtendes<br />

Publikum <strong>in</strong>szenieren, da sich mit Interaktivität die scharfe Trennung von Akteuren und Publikum<br />

aufhebt. War das symbolische Medium des Fernsehens geradezu ideal geeignet für die sym-<br />

bolischen <strong>Politik</strong><strong>in</strong>szenierungen des <strong>in</strong>dustriellen Massenzeitalters, so verlangen die neuen<br />

<strong>in</strong>teraktiven Medien <strong>der</strong> post<strong>in</strong>dustriellen +zweiten Mo<strong>der</strong>ne* (Beck) nach <strong>in</strong>teraktiven <strong>Politik</strong>-<br />

darstellungen und -formen, die noch nicht gefunden wurden.<br />

Natürlich werden die neuen Medien das Fernsehen nicht völlig verdrängen. Die Durchsetzung<br />

<strong>der</strong> Fernsehtechnologie hat schließlich auch nicht zum Verschw<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Zeitungen, son<strong>der</strong>n<br />

nur zu ihrer schw<strong>in</strong>denden Relevanz als Informationsquellen und Me<strong>in</strong>ungsbildner geführt.<br />

Ebenso hat die <strong>in</strong>stitutionalisierte <strong>Politik</strong> die Entwicklung auch nicht völlig verschlafen. Parteien,<br />

M<strong>in</strong>isterien, staatliche Institutionen und Organisationen etc. haben heute z.B. zumeist bereits<br />

e<strong>in</strong>e +Homepage* im Internet. Diese Seiten werden sogar e<strong>in</strong>igermaßen häufig von Interessenten<br />

aufgerufen. Nur ist man eben darauf angewiesen, daß die digitalen Räume +freiwillig*, aus<br />

eigenem Antrieb heraus aufgesucht werden. Der <strong>in</strong>vasive Charakter <strong>der</strong> Medien nimmt damit<br />

ab und <strong>der</strong> passive, (politisch) un<strong>in</strong>teressierte Teil <strong>der</strong> Bevölkerung wird durch die politischen<br />

Netzangebote (noch) schwerer o<strong>der</strong> gar nicht mehr erreicht. Zudem ist es bisher mit <strong>der</strong> tat-<br />

sächlichen Interaktivität dieser Angebote meist nicht weit her, und es f<strong>in</strong>det (an<strong>der</strong>s als z.B.<br />

<strong>in</strong> den eher anarchischen News-Foren) auch kaum Diskussion statt. Die von Institutionen<br />

und Organisationen <strong>in</strong>s Netz gestellten Seiten beschränken sich überwiegend auf Information<br />

und (Selbst-)Darstellung. Sie erzeugen also ke<strong>in</strong>e (aktive) politische Öffentlichkeit, son<strong>der</strong>n<br />

f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressierte Öffentlichkeit vor, die die Informationsangebote nutzt.

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