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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 179<br />

Öffentlichkeit als Kollektivzusammenhang wird <strong>in</strong>folge ihrer Atomisierung, ihrer Auflösung<br />

<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>zelte Sphären immer diffuser, verliert an Trennschärfe, da immer unklarer wird, wen<br />

die durch die Medien veröffentlichten Botschaften tatsächlich noch erreichen. Es handelt<br />

sich um e<strong>in</strong>e durch Informationsüberflutung ausgelöste, sich nach <strong>in</strong>nen drehende mediale<br />

Individualisierungsspirale, die Öffentlichkeit auf e<strong>in</strong>en verwischten, imag<strong>in</strong>ären Punkt im Nichts<br />

<strong>der</strong> virtuellen Welten zusammenschrumpfen läßt. So läuft mit <strong>der</strong> digitalen Revolution auch<br />

<strong>der</strong> +altl<strong>in</strong>ke* Kampf um die Herstellung e<strong>in</strong>er Gegenöffentlichkeit potentiell <strong>in</strong>s Leere – jedenfalls<br />

234<br />

wenn man sich dem kritischen Resümee aus e<strong>in</strong>em Papier <strong>der</strong> +Agentur Bilwet* anschließt.<br />

Denn die neuen Medien +schaffen nicht länger Massen und Öffentlichkeiten* (The Digital<br />

Society and Its Enemies; S. 366).<br />

Der von John Fiske vorgedachte und nachgezeichnete +Technikkampf* von M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten 235<br />

mittels <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> politisch mobilisierenden Ressourcen von Audio- und Videotechniken<br />

zur Durchsetzung ihrer ansonsten aus dem öffentlichen Bewußtse<strong>in</strong> verdrängten Interessen<br />

(vgl. Media Matters; Kap. 5) steht deshalb vor dem Problem, daß er e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ablösung bef<strong>in</strong>dliches<br />

Modell medialer Massenöffentlichkeit voraussetzt. Auch wenn <strong>der</strong> von Fiske u.a. angeführte<br />

236<br />

Fall des Rodney K<strong>in</strong>g zeigt, daß Video(low)tech sich tatsächlich zur Mobilisierung e<strong>in</strong>er<br />

Gegenöffentlichkeit nutzen läßt (vgl. ebd.; S. 126ff.), än<strong>der</strong>t dies nichts an dem Umstand,<br />

daß <strong>der</strong> von ihm propagierte +technostruggle* <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich abzeichnenden neuen Medienlandschaft<br />

wohl zum<strong>in</strong>dest an<strong>der</strong>e Formen annehmen muß.<br />

Die Gleichzeitigkeit des Erlebens, die das Fernsehen e<strong>in</strong>st so bequem für die Zuschauer auf<br />

dem heimischen Sofa wie für die politischen Akteure erzeugte, wird jedenfalls durch die<br />

fortschreitenden Fragmentisierungsprozesse bald e<strong>in</strong> Ende haben und auch an<strong>der</strong>e Mobilisierungs-<br />

mechanismen für die Formierung von Gegenöffentlichkeiten erfor<strong>der</strong>n als aufrüttelnde Fernseh-<br />

bzw. Videobil<strong>der</strong>. Wir bef<strong>in</strong>den uns, um mit de Kerckhove zu sprechen (siehe auch nochmals<br />

S. 171), +Jenseits des globalen Dorfes*. Was uns <strong>in</strong> diesem Jenseits, das vielleicht das Ende<br />

des panoptischen Systems markiert (vgl. Baudrillard: Agonie des Realen; S. 47ff.), erwartet,<br />

kann euphorisch bis kritisch <strong>in</strong>terpretiert werden (siehe unten). De Kerckhove selbst ist unsicher,<br />

was aus den sich abzeichnenden Entwicklungen, <strong>der</strong> sich ergebenden Verb<strong>in</strong>dung von privatem<br />

und öffentlichem Bewußtse<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er reziproken Netz-Struktur, politisch zu folgern ist. Nur<br />

e<strong>in</strong>es steht für ihn fest: Die immer rascher sich ausbreitenden Netze s<strong>in</strong>d Vorboten e<strong>in</strong>er<br />

gründlich verän<strong>der</strong>ten politischen Landschaft, und +gerade als wir dachten, wir hätten sie

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