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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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176 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

entscheiden gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> letztgenannten Funktion über das Maß an medialer Aufmerksamkeit,<br />

das politische Akteure erhalten. Nicht je<strong>der</strong> <strong>Politik</strong>er kann sich schließlich <strong>in</strong> gleichem Umfang<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung gewiß se<strong>in</strong>. Die Medien-Zuwendung ist u.a. abhängig von<br />

<strong>der</strong> offiziellen Position und hierarchischen Stellung im <strong>Politik</strong>system, den persönlichen Bezie-<br />

hungen zu Medienvertretern und den f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen (denn Öffentlichkeit <strong>in</strong> Form<br />

von Sendezeit o<strong>der</strong> Zeitungsspalten läßt sich auch kaufen). An<strong>der</strong>erseits ist für die <strong>Politik</strong>er<br />

nicht je<strong>der</strong> Journalist gleich wichtig. Ob e<strong>in</strong>e/e<strong>in</strong>er z.B. für e<strong>in</strong> bekanntes Blatt schreibt o<strong>der</strong><br />

für e<strong>in</strong>e unbedeutende Regionalzeitung macht e<strong>in</strong>en gewaltigen Unterschied, wenn nach<br />

e<strong>in</strong>em Interview-Term<strong>in</strong> gefragt wird. Viele Parlamentarier pflegen zudem +Freundschaften*<br />

mit ausgesuchten Journalisten, denen sie auch schon mal e<strong>in</strong>e +vertrauliche* Information zukom-<br />

men lassen (vgl. hierzu z.B. Buchste<strong>in</strong>er: Wir bedanken uns für dieses Gespräch).<br />

Auf <strong>der</strong> Seite des Publikums lassen sich nun, wenn man Bernhard Peters folgt, Repräsentanten,<br />

Advokaten, Experten und Intellektuelle vom +gewöhnlichen* Publikum unterscheiden. Bestimmte<br />

Personen können nämlich e<strong>in</strong>e repräsentative Sprecherrolle für Gruppierungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Publikums durch allgeme<strong>in</strong>e Zustimmung erlangen o<strong>der</strong> diese (auch z.B. als Pressesprecher<br />

e<strong>in</strong>er Organisation) ganz +offiziell* <strong>in</strong>nehaben. Advokaten machen sich <strong>in</strong> ähnlicher Weise,<br />

doch eigenmächtig, zum Anwalt und Sprecher von marg<strong>in</strong>alisierten Teilen des Publikums<br />

(wie beispielsweise von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten o<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n). Experten und Intellektuelle repräsentieren<br />

o<strong>der</strong> +verteidigen* dagegen nicht bestimmte Publikumsgruppierungen, son<strong>der</strong>n geben profes-<br />

232<br />

sionelle Gutachten ab bzw. äußern Me<strong>in</strong>ungen, die aufgrund ihres Bekanntheitsgrads und<br />

ihrer +Autorität* beson<strong>der</strong>es Gewicht haben. (Vgl. Der S<strong>in</strong>n von Öffentlichkeit; 56ff.)<br />

Mit den genannten Rollen des Repräsentanten, Advokaten, Experten und Intellektuellen versucht<br />

Peters – neben dem H<strong>in</strong>weis auf die Formierung von spezifischen Teilöffentlichkeiten – e<strong>in</strong>e<br />

Differenzierung und Stratifikation <strong>in</strong>nerhalb des Publikums plausibel zu machen. Tatsächlich<br />

handelt es sich me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach bei diesen +beson<strong>der</strong>en* Publikumsrollen jedoch eher<br />

um dezentrale, sekundäre Akteursrollen. Wenn man <strong>in</strong>nerhalb des Publikums auf hierarchische<br />

Differenzierungen aufmerksam machen will, so ist es aus me<strong>in</strong>er Sicht naheliegen<strong>der</strong>, nach<br />

<strong>der</strong> Bedeutung von bestimmten Publikumssegmenten für die Akteure zu fragen, d.h. zu fragen,<br />

wie wichtig ihnen bestimmten Personen(gruppen) als Adressaten für ihre Botschaften s<strong>in</strong>d.<br />

Im Wahlkampf zum Beispiel zählt nur das stimmberechtigte +Wählervolk* – Jugendliche o<strong>der</strong><br />

Auslän<strong>der</strong>, die ke<strong>in</strong> Stimmrecht haben, s<strong>in</strong>d nur sekundäres Publikum. Man kann also von

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