09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

174 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Sarc<strong>in</strong>elli unterscheidet nun im wesentlichen vier Strategien bzw. Instrumentarien <strong>der</strong> <strong>Politik</strong>-<br />

vermittlung durch Adaption an das Medienformat <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Massenmedien: E<strong>in</strong>e plakative<br />

Sprache überdeckt zum e<strong>in</strong>en die Komplexität <strong>der</strong> politischen Gegenstände für das Publikum.<br />

Um die (programmatisch verwischten) Unterschiede zwischen den politischen Lagern bzw.<br />

Parteien hervorzukehren, besteht für die politischen Akteure gegenüber <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

zum an<strong>der</strong>en auch e<strong>in</strong>e Tendenz zu polarisierenden Aussagen. Drittens ersetzen (visualisierbare)<br />

Problemlösungssurrogate konkrete Problemlösungen – Thomas Meyer spricht <strong>in</strong> diesem<br />

229<br />

Zusammenhang von e<strong>in</strong>er +Inszenierung des Sche<strong>in</strong>s* (1992). Solche Inszenierungen beruhen<br />

(viertens) auch auf e<strong>in</strong>er Personalisierung politischer Fragen, da Personen besser darstellbar<br />

s<strong>in</strong>d als Themen. (Vgl. Massenmedien und <strong>Politik</strong>vermittlung; S. 47–54) 230<br />

E<strong>in</strong>e aufschlußreiche empirische Untersuchung <strong>der</strong> Bedeutung symbolischen Handelns <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Politik</strong> hat Sarc<strong>in</strong>elli am Beispiel <strong>der</strong> Wahlkampfkommunikation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

231<br />

durchgeführt. Diese Analyse führte ihn u.a. zur These e<strong>in</strong>er +Symbiose* politischer und<br />

medialer Akteure (vgl. Symbolische <strong>Politik</strong>; S. 213ff.). <strong>Politik</strong>er und Medien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> angewiesen. Es kam deshalb, so könnte man folgern, auch zwischen dem Medien-<br />

und dem <strong>Politik</strong>system zu e<strong>in</strong>er deflexiven Ko-Evolution, ganz ähnlich wie sie bereits für das<br />

Rechts- und das Wissenschaftssystem von mir behauptet wurde. Für die Publikumsöffentlichkeit<br />

ist diese ko-evolutive +Symbiose* nicht immer offensichtlich. Zwar wird die parteipolitische<br />

Konkordanz e<strong>in</strong>iger Medien vom (deutschen) Publikum klar wahrgenommen – so z.B. e<strong>in</strong>e<br />

CDU/CSU-nahe Berichterstattung durch das ZDF (vgl. Schmitt-Beck: <strong>Politik</strong>vermittlung durch<br />

Massenkommunikation; S. 171). Es überwiegt <strong>in</strong>sgesamt jedoch e<strong>in</strong>e unkritische E<strong>in</strong>stellung<br />

gegenüber <strong>der</strong> Medienberichterstattung. Dabei fiel bei empirischen Studien auf, daß Zeitungsleser<br />

häufiger als Fernsehzuschauer Unausgewogenheiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung bemerken. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

dom<strong>in</strong>iert auch bei ihnen e<strong>in</strong> grundsätzlicher Glaube an die Neutralität <strong>der</strong> Presse – und<br />

dies <strong>in</strong> Ost und West <strong>in</strong> ähnlichem Ausmaß (siehe Tab. 10).<br />

Die Symbiose von Medien und <strong>Politik</strong> bleibt also im Bewußtse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Publikums-Öffentlichkeit<br />

weitgehend verdeckt. Schließlich <strong>in</strong>szenieren sich die Medien auch selbst gerne als vierte,<br />

die <strong>Politik</strong> kontrollierende Gewalt, die über Mißstände <strong>in</strong>formiert und politische Skandale<br />

aufdeckt. Damit ersche<strong>in</strong>en sie dem Publikum, o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>em großen Teil, als kritische<br />

Instanz. Doch wie Richard Münch klar herausgearbeitet hat: Selbst die Aufdeckung e<strong>in</strong>es<br />

Skandals ist ke<strong>in</strong> Bruch mit dem System – im Gegenteil: Skandale haben als gesellschaftliches

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!