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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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172 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

tionen von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelperson verarbeitet werden […], setzt mir <strong>der</strong> Bildschirm Informationen<br />

vor, die von e<strong>in</strong>em Kollektiv für e<strong>in</strong> Kollektiv aufbereitet worden s<strong>in</strong>d* (de Kerckhove: Jenseits<br />

des globalen Dorfes; S. 138). Das Fernsehen, aber auch <strong>der</strong> Hörfunk, transportieren e<strong>in</strong>en<br />

Ausschnitt <strong>der</strong> großen Welt <strong>in</strong> den privaten Raum und nehmen so, zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Stück weit,<br />

von ihm Besitz. Will man sich dieser Invasion, die im Radioempfänger und im Fernsehmonitor<br />

ihre d<strong>in</strong>gliche Repräsentanz hat, entziehen, so ist es nur möglich, ab- o<strong>der</strong> umzuschalten.<br />

Die Information selbst ist vorgefiltert und bricht gleichsam über uns here<strong>in</strong>.<br />

Vorfilterung bzw. die Selektion von Information und Themen sowie die Konzentration auf<br />

e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit von Akteuren s<strong>in</strong>d zwangsläufige Ersche<strong>in</strong>ungen von Öffentlichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Massengesellschaft. Dies gestehen auch von Habermas bee<strong>in</strong>flußte Befürworter e<strong>in</strong>es normativen,<br />

diskursiven Öffentlichkeitsmodells zu (vgl. vor allem Peters: Der S<strong>in</strong>n von Öffentlichkeit). Wirklich<br />

problematisch wird dies nach ihnen erst, wenn die Selektion <strong>in</strong> manipulativer Absicht geschieht,<br />

<strong>der</strong> Ausschluß bestimmter Individuen o<strong>der</strong> Themen pr<strong>in</strong>zipiellen Charakter hat und Öffentlichkeit<br />

damit nicht mehr e<strong>in</strong>e Sphäre sozialer Verständigung ist, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> ihrem Medium symbolische<br />

Gewalt ausgeübt wird (vgl. ebd.; S. 51–70).<br />

E<strong>in</strong>e Form solcher symbolischer Gewalt durch die Massenmedien ist das sog. +Agenda-Sett<strong>in</strong>g*<br />

221<br />

(vgl. McCombs/Shaw: The Agenda-Sett<strong>in</strong>g Function of Mass Media). Damit ist geme<strong>in</strong>t,<br />

daß die Medien <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> und <strong>der</strong> Öffentlichkeit bestimmte Themen diktieren können (allerd<strong>in</strong>gs<br />

muß man e<strong>in</strong>schränken, daß die Medien auch beim Agenda-Sett<strong>in</strong>g auf e<strong>in</strong>e Resonanz des<br />

222<br />

Publikums für die von ihnen aufgegriffenen Themen angewiesen s<strong>in</strong>d). Mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

von W<strong>in</strong>fried Schulz herausgestellten +Konstruktion von Realität <strong>in</strong> den Nachrichtenmedien*<br />

223<br />

(1976) haben die Medien zudem e<strong>in</strong>e wichtige Def<strong>in</strong>itionsmacht. Deshalb wurde nicht<br />

nur <strong>in</strong> Deutschland schon sehr früh <strong>der</strong> Versuch unternommen, diese Def<strong>in</strong>itionsmacht durch<br />

staatliche Medien staatlich zu monopolisieren. Die Wochenschau im Dritten Reich und ihre<br />

Pendants bei den Kriegskontrahenten Deutschlands wie überhaupt die Kriegsberichterstattung<br />

können hier als beson<strong>der</strong>s drastische Beispiele gelten, e<strong>in</strong>e im S<strong>in</strong>n <strong>der</strong> eigenen Interessen<br />

224<br />

funktionale Realität +abzubilden*. Nach dem Krieg etablierte sich hierzulande dann e<strong>in</strong><br />

+öffentlicher* (d.h. halbstaatlicher) Rundfunk und später das +öffentlich-rechtliche* Fernsehen.<br />

Erst 1986, also vergleichsweise spät, erfolgte e<strong>in</strong>e +Liberalisierung* mit <strong>der</strong> Etablierung des<br />

sog. +dualen Systems*, d.h. <strong>der</strong> Koexistenz von privaten und +öffentlichen* Sen<strong>der</strong>n, was,<br />

wenn man Frank Marc<strong>in</strong>kowski folgt, zu e<strong>in</strong>er partiellen Entpolitisierung <strong>der</strong> Medien geführt

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