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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 171<br />

(1995) stellt Götz Großklaus diesen Wandel (an Elias anschließend) anhand zahlreicher Beispiele<br />

dar. Se<strong>in</strong>e Kernaussage lautet, daß durch e<strong>in</strong>e gleichzeitige Dehnung und Verdichtung <strong>der</strong><br />

Raum-Zeit-Struktur durch die Medien die Dom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> Raumwahrnehmung durch e<strong>in</strong>e<br />

Dom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> Zeitwahrnehmung abgelöst wurde (vgl. S. 103ff.), wodurch es zu e<strong>in</strong>er Erweiterung<br />

des Gegenwarts- bzw. Jetzt-Feldes gekommen ist (vgl. ebd.; S. 21). Die Fotographie stand<br />

220<br />

für Großklaus am Anfang dieser Entwicklung, und das Fernsehen war <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht<br />

ke<strong>in</strong>e wirklich radikale Neuerung, wie auch Spangenberg betont. Doch +trotzdem fällt die<br />

Sogwirkung auf, mit <strong>der</strong> das Fernsehen viele attraktive Angebote aus an<strong>der</strong>en Medien […]<br />

an sich ziehen konnte* (Komplexitätsebenen mo<strong>der</strong>ner Öffentlichkeit; S. 270). +Es ist zum<br />

Generalisten geworden, <strong>der</strong> Spezialisierungen provoziert […] Im Kontakt mit dem Fernsehen<br />

entwickelte sich <strong>der</strong> Hörfunk zu e<strong>in</strong>em Aktualitäts- und Begleitmedium, das man nach Musik-<br />

farben und aufgrund <strong>der</strong> Verkehrsnachrichten auswählt, zum Wecken benutzt und beim Bügeln<br />

e<strong>in</strong>schaltet. Das K<strong>in</strong>o […] mutierte – <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er kommerziell erfolgreichen Form – zum <strong>in</strong>tensitäts-<br />

orientierten Attraktivitätsmedium […]* (Ebd.; S. 276f.)<br />

Mit dieser Sicht des Fernsehens als Ausdifferenzierungskatalysator für das Mediensystem<br />

unterschätzt Spangenberg wahrsche<strong>in</strong>lich jedoch sogar se<strong>in</strong>e Bedeutung für die (vielleicht<br />

schon +überwundene*) <strong>in</strong>dustrielle Massengesellschaft. Wenn man sich dagegen Florian Rötzer<br />

anschließt, so stellt(e) das Fernsehen das e<strong>in</strong>zige historische Massenmedium überhaupt dar,<br />

denn +e<strong>in</strong> Massenmedium zeichnet sich dadurch aus, daß es [gleichzeitig] identische Informa-<br />

tionen an möglichst viele Empfänger übermittelt* (Interaktion – das Ende herkömmlicher Massen-<br />

medien; S. 132). +Texte <strong>in</strong> Form von Büchern, Flugblättern o<strong>der</strong> Zeitschriften haben vor den<br />

elektronischen Medien, die globale Gleichzeitigkeit ermöglichen, als Massenmedien [nur]<br />

im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Massenproduktion gewirkt* (ebd.). Diese fersehvermittelte Gleichzeitigkeit wird<br />

durch die neuen <strong>in</strong>teraktiven Medien (siehe unten) wie<strong>der</strong> zerstört. Nur das Fernsehen schuf<br />

also tatsächlich so etwas wie e<strong>in</strong> +globales Dorf*, das Marshall McLuhan <strong>in</strong> den 60er Jahren<br />

als Ergebnis <strong>der</strong> global ausgeweiteten Kommunikation entstanden gesehen hatte (vgl. Die<br />

magischen Kanäle; S. 103). Dies erreichte es, <strong>in</strong>dem es e<strong>in</strong> Gefühl von allumfassen<strong>der</strong><br />

Transparenz durch die Simultanität <strong>der</strong> Nachrichtenübermittlung und e<strong>in</strong>en (fast) weltweiten<br />

allgeme<strong>in</strong>en Zugang ermöglichte.<br />

Das Fernsehen produzierte also durch Gleichzeitigkeit e<strong>in</strong> globales öffentliches Bewußtse<strong>in</strong>.<br />

Doch dies vermochte es nur, <strong>in</strong>dem es <strong>in</strong>vasiv <strong>in</strong> die Privatsphäre e<strong>in</strong>drang. +Anstatt daß Informa-

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