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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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150 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

184<br />

und Planung schafft, denn mittels ihrer läßt sich das erzeugte Gefühl <strong>der</strong> Unsicherheit redu-<br />

zieren (vgl. The Politics of Expertise; S. 3ff. u. S. 30ff).<br />

Benveniste offenbart im Rahmen dieser (vor allem, was ihren zweiten Teil betrifft) durchaus<br />

plausiblen These jedoch e<strong>in</strong> <strong>in</strong> gewisser Weise naives Verständnis vom Wesen des Experten.<br />

Denn er betont die Unverzichtbarkeit des Expertenwissens als Sachwissen und geht deshalb<br />

auch davon aus, daß die <strong>Politik</strong> bzw. <strong>der</strong> Fürst (wie Benveniste <strong>in</strong> Anlehnung an Machiavelli<br />

185<br />

formuliert) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abhängigkeit zum +Fachmann* gerät. Ronald Hitzler hat demgegenüber<br />

sehr klar herausgearbeitet, daß es – im Gegensatz zum Spezialisten, von dem erwartet wird,<br />

daß er tatsächlich Wissen hat und es auch anwenden kann (vgl. Wissen und Wesen des Experten;<br />

S. 25f.) – für den (politisch beratenden) Experten genügt, +sozial zu plausibilisieren, daß er<br />

über beson<strong>der</strong>e Kompetenzen verfügt* (ebd.; S. 27). Und beide, <strong>Politik</strong>er wie Experte, s<strong>in</strong>d<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> angewiesen (vgl. ebd.; S. 19).<br />

Ebenso Benveniste sieht jedoch, daß die Abhängigkeit des Fürsten vom Fachmann nicht total<br />

ist. Der Fachmann dient nicht nur dem Fürsten und macht sich dadurch für ihn unentbehrlich.<br />

Der Fürst bedient sich im Gegenzug des Fachmanns und versucht, diesen zu dom<strong>in</strong>ieren<br />

und zu kontrollieren. (Regierungs-)<strong>Politik</strong>er können beispielsweise Experten und Bürokratie<br />

gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ausspielen und so ihre Position beiden gegenüber stärken (vgl. ebd.; S. 64ff.).<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Möglichkeit, wie <strong>der</strong> Fürst den Fachmann <strong>in</strong>strumentalisieren kann, ist es (sich<br />

auf ihn berufend), die Notwendigkeit zur Erstellung e<strong>in</strong>es Gutachtens vorzuschieben, um<br />

Zeit zu gew<strong>in</strong>nen und ggf. gleichzeitig Fakten zu schaffen (vgl. ebd., S. 70). Ganz vorne steht<br />

aber natürlich die bereits oben angesprochene legitimatorische Funktion <strong>der</strong> Expertise. Mit<br />

Wolfgang Schnei<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich auf empirischer Ebene mit <strong>der</strong> Verwendung (sozialwissen-<br />

schaftlicher) Forschung <strong>in</strong> Verwaltung und <strong>Politik</strong> beschäftigt hat, läßt sich – entgegen <strong>der</strong><br />

Auffassung von Benveniste – sogar von e<strong>in</strong>er Dom<strong>in</strong>anz des legitimatorischen Gebrauchs von<br />

Wissenschaft sprechen (vgl. Kooperation als strategischer Prozeß; S. 317). Gestützt auf das<br />

Gutachten des Fachmanns kann gegenüber <strong>der</strong> Öffentlichkeit dargestellt werden, daß e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Entscheidung auf rational-technischen Gründen beruht. Gutachten entlasten also<br />

von persönlich zurechenbarer Entscheidung (vgl. ebd. S. 318). So kann Protest gegenüber<br />

dieser Entscheidung auf das Wissenschaftsystem abgelenkt o<strong>der</strong> sogar schon im Vorfeld getestet<br />

werden, ob e<strong>in</strong>e bestimmte Entscheidung zu Protest führen würde (vgl. auch Benveniste:<br />

The Politics of Expertise; S. 60f.).

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