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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 149<br />

Der Staat schafft nämlich nicht nur rechtliche Grenzen für Wissenschaft (z.B. im Gentech-<br />

nikgesetz), son<strong>der</strong>n da e<strong>in</strong> (wenn auch schrumpfen<strong>der</strong>) Teil <strong>der</strong> Wissenschaft sich im universitären<br />

Bereich und <strong>in</strong> staatlichen Forschungs<strong>in</strong>stituten abspielt, kann von <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> leicht E<strong>in</strong>fluß<br />

genommen werden. Diese leistet sich auch sog. +th<strong>in</strong>k tanks* – Ideenagenturen, die die eigenen<br />

Positionen argumentativ unterfüttern helfen sollen, wo also ke<strong>in</strong>esfalls nur abgeschieden, offen<br />

und kreativ +räsoniert* wird (vgl. hierzu auch Gellner: Ideenagenturen für <strong>Politik</strong> und Öffent-<br />

lichkeit; S. 19ff.). Wirtschaftliche Interessen wie<strong>der</strong>um fließen <strong>in</strong> Forschung nicht nur dadurch<br />

e<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong>e potentielle ökonomische Umsetzbarkeit von den Wissenschaftlern bereits bei<br />

<strong>der</strong> Planung ihrer Forschung antizipiert wird. Die Industrie ist immer mehr zum direkten<br />

Hauptauftraggeber und F<strong>in</strong>anzier von Wissenschaft geworden (siehe Tab. 9), die damit<br />

selbstverständlich ebenfalls über die Forschungsziele (mit)bestimmt.<br />

Tabelle 9: Das Ausgabenprofil für Forschung und Entwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Jahr Anteil <strong>der</strong> Wirtschaft am ge- Anteile <strong>der</strong> Wirtschaft Anteil <strong>der</strong> Hochschulen<br />

samten F<strong>in</strong>anzierungsaufwand bei <strong>der</strong> Durchführung bei <strong>der</strong> Durchführung<br />

1962 49% 55% 20%<br />

1973 49% 59% 21%<br />

1987 62% 71% 13%<br />

Quelle: Simonis: Technik<strong>in</strong>novation im ökonomischen Konkurrenzsystem; Tab. 1, S. 45 (Orig<strong>in</strong>alquelle: Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Forschung und Technik)<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe <strong>der</strong> +Produktivkraft Wissenschaft* ist es dabei auch, durch weitere<br />

Innovation deflexive Technologien zu entwickeln (als Paradebeispiel kann hier <strong>der</strong> +Katalysator*<br />

dienen), die das (Selbst-)Gefährdungspotential reflexiver Technologien auffangen (siehe auch<br />

nochmals S. 138).<br />

Doch zurück zum Verhältnis Wissenschaft–<strong>Politik</strong>: Sicher, e<strong>in</strong>e gewisse +Entmündigung durch<br />

183<br />

Experten* (Illich) auch des <strong>Politik</strong>ers ist gegeben. Praktisch zeigt sich me<strong>in</strong>er Ansicht nach<br />

jedoch weniger e<strong>in</strong>e Herrschaft <strong>der</strong> Technokraten und Experten, als vielmehr e<strong>in</strong>e Herrschaft<br />

mittels Expertise. Die <strong>Politik</strong> versucht unter Zuhilfenahme des +Legitimitäts-Pools* wissen-<br />

schaftlicher Objektivität, die entfaltete reflexive Dynamik deflexiv zu entschärfen. Wie das<br />

funktioniert, hat schon <strong>in</strong> den 70er Jahren Guy Benveniste ansatzweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr aufschluß-<br />

reichen Buch dargelegt. Dieser betont zunächst <strong>in</strong> ganz konventioneller Manier, daß <strong>der</strong><br />

beschleunigte soziale Wandel, den wir erleben, e<strong>in</strong> erhöhtes Bedürfnis für Expertenwissen

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