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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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136 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Erfassung bzw. (Re)-Konstruktion komplexerer Zusammenhänge und damit e<strong>in</strong>e Annäherung<br />

an +Wirklichkeit* erlauben – denn Wirklichkeit ist (vermutlich) komplex. Erst zwischen Wissen-<br />

schaft und Technik zu unterscheiden, erlaubt es also, den Zusammenhang von Wissenschaft<br />

und Technik (differenziert) auszudrücken (und darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Wissenschaft zu imag<strong>in</strong>ieren,<br />

die sich von ihrem <strong>in</strong>strumentellen Verwendungskontext, <strong>der</strong> Technik, emanzipiert).<br />

Doch was ist mit <strong>der</strong> Trennung Natur–Gesellschaft bzw. Natur–Technik? – Wer, gestützt auf<br />

die Beobachtung, daß diese Trennung <strong>in</strong> unserer technikdurchdrungenen Welt praktisch auf-<br />

gehoben ist, deshalb auch von <strong>der</strong> konzeptionell-begrifflichen Trennung Abschied nehmen<br />

möchte, <strong>der</strong> hat damit Natur elim<strong>in</strong>iert, sie als Möglichkeit getilgt. Nur: Welche Möglichkeit<br />

wäre Natur? – Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach läßt sich grundsätzlich zwischen zwei Naturbegriffen<br />

unterscheiden: e<strong>in</strong>em metaphysischen, <strong>der</strong> auf die +Natur <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge*, ihr +Wesen* abzielt,<br />

und e<strong>in</strong>em +physischen*, <strong>der</strong> <strong>in</strong> unserem Kontext relevant ist und Natur im weitesten S<strong>in</strong>n<br />

als (Um-)Welt versteht. Letzere Aussage muß allerd<strong>in</strong>gs noch präzisiert werden, denn nicht<br />

jede Umwelt ist +Natur*. Als Natur im engeren S<strong>in</strong>n gilt nämlich im allgeme<strong>in</strong>en Verständnis<br />

nur, +was […] ohne Zutun des Menschen existiert o<strong>der</strong> sich entwickelt* (Duden Universallexikon).<br />

Dies ist e<strong>in</strong> Naturkonzept, das sich bereits bei Aristoteles f<strong>in</strong>det (vgl. Physik; Buch II, Kap.<br />

1). Es steckt implizit <strong>in</strong> so gut wie allen gängigen Naturbil<strong>der</strong>n, egal, ob diese nun Natur als<br />

bedrohlich und unberechenbar o<strong>der</strong> als gütig und verzeihend betrachten. 156<br />

Damit läßt sich e<strong>in</strong>e +natürliche* von e<strong>in</strong>er +technischen* Umwelt abgrenzen, denn (d<strong>in</strong>gliche)<br />

Technik kann wie<strong>der</strong>um – ebenfalls auf Aristoteles aufbauend – als die Gesamtheit dessen<br />

aufgefaßt werden, was vom Menschen hergestellt bzw. (materiell) erschaffen wurde. Die<br />

Übergänge zwischen natürlicher und technischer Umwelt s<strong>in</strong>d jedoch fließend, und es gibt<br />

auch so etwas wie e<strong>in</strong>e technisch geformte Natur, die wir zumeist mit Begriffen wie +Kultur-<br />

landschaft* o<strong>der</strong> ähnlichem bezeichnen, die aber genau genommen die gesamte uns praktisch<br />

zugängliche +Natur* umfaßt, da <strong>der</strong> anthropogene E<strong>in</strong>fluß heute (z.B. durch die Freisetzung<br />

von +Klimagasen*) überall h<strong>in</strong> reicht (siehe auch Übersicht 3). 157<br />

Die Unterscheidung Natur–Technik (das vom Menschen Hergestellte) bzw. Natur–Gesellschaft<br />

(die menschliche Geme<strong>in</strong>schaft) beruht damit aber auf <strong>der</strong> Exklusion des Menschen aus <strong>der</strong><br />

Natur, <strong>der</strong> über diese Differenz und die Identifizierung mit se<strong>in</strong>en Artefakten, <strong>der</strong> Technik,<br />

se<strong>in</strong>e Identität def<strong>in</strong>iert (dies galt zum<strong>in</strong>dest für e<strong>in</strong>e lange Periode westlicher Kulturgeschichte).<br />

Damit ist auch e<strong>in</strong>e Haltung verbunden, die aus <strong>der</strong> konstruierten +Tatsache* <strong>der</strong> Differenz

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