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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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XX POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

ZU EINEM DYNAMISCHEN VERSTÄNDNIS VON MODERNE: DER PROZESS DER MODER-<br />

NISIERUNG AUS SOZIOLOGISCHER PERSPEKTIVE<br />

Die Vielzahl <strong>der</strong> geschichtlichen E<strong>in</strong>ordnungsmöglichkeiten wirkt verwirrend: Die Mo<strong>der</strong>ne<br />

ist je nach Blickw<strong>in</strong>kel e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e und dementsprechend unterschiedlich kann ihr Beg<strong>in</strong>n<br />

festgesetzt werden. Wie ließe sich diese Verwirrung auflösen o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest positiv nutzen?<br />

– Der Begriff +Mo<strong>der</strong>ne* impliziert eher Statik und ist als Epochenbezeichnung auf e<strong>in</strong>e<br />

historische Datierbarkeit angewiesen. In <strong>der</strong> Soziologie spricht man, an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichts-<br />

wissenschaft, jedoch ohneh<strong>in</strong> primär von +Mo<strong>der</strong>nisierung* – es <strong>in</strong>teressiert also weniger die<br />

bloße Abfolge <strong>der</strong> nur unsauber abgrenzbaren Epochen als die Entwicklungsrichtung e<strong>in</strong>es<br />

dynamisch aufgefaßten Prozesses.<br />

Es gibt nun e<strong>in</strong>e ganze Vielzahl von soziologischen Mo<strong>der</strong>nisierungstheorien und auch hier<br />

kommt es wie<strong>der</strong> darauf an, welchen Teilprozeß die e<strong>in</strong>zelne Theorie <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

stellt. Denn wie bereits klar geworden se<strong>in</strong> dürfte: Die Mo<strong>der</strong>ne ist vielschichtig und eigentlich<br />

nur im Plural zu denken. Entsprechend wird auch die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Gesellschaft nicht<br />

nur durch e<strong>in</strong>en Faktor ausgelöst und <strong>in</strong> Gang gehalten. E<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten und vielverspre-<br />

chenden Ansatz, das Phänomen Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en verschiedenen Teilaspekten zu<br />

erfassen, haben deshalb vor kurzem Hans van <strong>der</strong> Loo und Wilhelm van Reijen vorgelegt<br />

– wenngleich natürlich auch ihr Modell ke<strong>in</strong>esfalls alle Momente berücksichtigt. Immerh<strong>in</strong><br />

aber basiert ihr Konzept auf vier Dimensionen, die die beiden nie<strong>der</strong>ländischen Autoren aus<br />

Parsons’ Handlungstheorie entlehnen.<br />

Parsons skizziert <strong>in</strong> dem Band +Toward a General Theory of Action* (1951) sowie <strong>in</strong> den von<br />

ihm (mit)herausgegebenen +Work<strong>in</strong>g Papers <strong>in</strong> the Theory of Action* (1953) e<strong>in</strong>en 4-dimen-<br />

sionalen Handlungsrahmen, durch den er das Verhalten von Individuen determ<strong>in</strong>iert sieht:<br />

Das Subjekt als Aktor (1. Determ<strong>in</strong>ante) wird zum e<strong>in</strong>en von se<strong>in</strong>er sozialen Umwelt (2. Deter-<br />

m<strong>in</strong>ante) bee<strong>in</strong>flußt, d.h. <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne kann nicht e<strong>in</strong>fach se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Impulsen folgen,<br />

son<strong>der</strong>n muß se<strong>in</strong> Tun auf an<strong>der</strong>e und mit an<strong>der</strong>en abstimmen. Diese <strong>in</strong>teraktionistische<br />

Komponente wird dadurch ergänzt, daß (zum großen Teil ver<strong>in</strong>nerlichte) kulturelle Werte<br />

und Normen (3. Determ<strong>in</strong>ante) steuernd E<strong>in</strong>fluß nehmen. Auch die Beschaffenheit <strong>der</strong> materialen<br />

Umwelt und die eigene Körperlichkeit des Organsystems Mensch (4. Determ<strong>in</strong>ante) s<strong>in</strong>d<br />

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handlungsrelevant. Diese vier Determ<strong>in</strong>anten korrespondieren mit den vier grundlegenden<br />

Subsystemen, die Parsons <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Systemtheorie postuliert: Der Person kommt hier die Aufgabe

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