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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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128 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

durch Formen +flexibler Akkumulation* (siehe S. 81) – zu ihrem Nie<strong>der</strong>gang führen könnte<br />

(vgl. <strong>der</strong>s. Die Erf<strong>in</strong>dung Amerikas; S. 470ff.).<br />

Hughes’ Ansatz ist auch hierzulande aufgegriffen worden. E<strong>in</strong>ige Beispiele dafür f<strong>in</strong>den sich<br />

unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> dem Sammelband +The Development of Large Technological Systems* (1988),<br />

den Hughes zusammen mit Renate Mayntz herausgegeben hat. Bernward Joerges, <strong>der</strong> diesen<br />

Band mit e<strong>in</strong>em Review-Artikel eröffnet, hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr <strong>in</strong>teressanten neueren Aufsatz<br />

e<strong>in</strong> eigenes (systemtheoretisches) Verständnis und Konzept technischer Großsysteme entwickelt.<br />

Diese s<strong>in</strong>d für ihn <strong>in</strong> zweifacher H<strong>in</strong>sicht prekär – denn sie erzeugen die Voraussetzungen<br />

für ihre eigene Transformierung, <strong>in</strong>itiieren immer weitere wissenschaftlich-technische Innovation<br />

und führen so geradezu zwangsläufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kontroll- wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vertrauenskrise (vgl. Große<br />

technische Systeme; S. 48ff.). Dabei kommt ihnen nicht e<strong>in</strong>fach <strong>der</strong> Statuts e<strong>in</strong>es sozialen<br />

Subsystems – ähnlich wie Wirtschaft, Bildung o<strong>der</strong> Recht – zu, son<strong>der</strong>n es handelt sich bei<br />

ihnen um Systeme zweiter Ordnung, d.h. sie stellen e<strong>in</strong>e Systemebene dar, die für alle Funktions-<br />

systeme relevant ist, und bilden e<strong>in</strong>e Art (makroskopisches) +Heteronetz* aus (vgl. ebd.; S.<br />

58ff.).<br />

Joerges will mit dieser Auslegung dem Mythos <strong>der</strong> Steuer- und Beherrschbarkeit von Technik-<br />

Systemen entgegenwirken und lehnt so auch sozialkonstruktivistische Vorstellungen ab, die<br />

ja grundsätzlich von <strong>der</strong> (sozialen) Bee<strong>in</strong>flußbarkeit von Technik ausgehen, <strong>in</strong>dem sie ihren<br />

Konstruktcharakter herausarbeiten (siehe unten). An<strong>der</strong>s als bei Hughes steht deshalb für Joerges<br />

das autonome Moment <strong>der</strong> technischen Systeme im Vor<strong>der</strong>grund. Se<strong>in</strong> Konzept weist dar<strong>in</strong><br />

durchaus gewisse Berührungspunkte mit Gernot Böhmes Vorstellung e<strong>in</strong>er alle persönlichen<br />

und sozialen Beziehungen durchdr<strong>in</strong>genden +Technostruktur* auf (vgl. Technische Zivilisation;<br />

S. 28ff.). Diese hat sich laut Böhme, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> kulturkritischen Tradition von Ellul und Gehlen<br />

steht (siehe S. XXXVIIf. sowie S. 142ff.), verselbständigt, und so ist es +nach Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

des Enthusiasmus <strong>in</strong> bezug auf Technik und Wissenschaft […] heute sehr schwierig, nicht<br />

e<strong>in</strong> sehr düsteres Bild zu entwerfen* (ebd.; S. 37). Joerges wie Böhme – <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e eher +neutral*<br />

und im Pr<strong>in</strong>zip durchaus technikaufgeschlossen, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger Stellungnahme<br />

und technikpessimistisch – bestreiten also genau das, was den sozialkonstruktivistischen Ansatz,<br />

dem wie<strong>der</strong>um Hughes nahe steht, so +mächtig* macht: nämlich, daß er den konstruierenden<br />

Subjekten im Erkennen des Konstruierens ihre (Eigen-)Mächtigkeit, o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest doch e<strong>in</strong><br />

Stück davon, zurückgibt.

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