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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 123<br />

<strong>der</strong> +Dialektik <strong>der</strong> Aufklärung* (1944): Deren Ziel war es ehemals, im Dienst <strong>der</strong> Befreiung<br />

des Menschen und <strong>der</strong> Emanzipation des Individuums +die Mythen auf[zu]lösen und E<strong>in</strong>bildung<br />

durch Wissen [zu] stürzen* (S. 9). Doch <strong>in</strong> diesem Bemühen war Aufklärung <strong>der</strong>art +rück-<br />

sichtslos*, daß sie auch vor ihren eigenen Grundlagen nicht Halt machte und ihre ursprüngliche<br />

Orientierung aus den Augen verlor (vgl. ebd.; S. 10). So schlug Aufklärung letztendlich selbst<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mythos um, und die Verheißungen <strong>der</strong> wissenschaftlich-technischen Zivilisation,<br />

die diesem Mythos entsprangen, s<strong>in</strong>d nichts an<strong>der</strong>es als die dürftigen Entschädigungen für<br />

e<strong>in</strong>en umfassenden S<strong>in</strong>nverzicht (vgl. ebd.; S. 128ff.).<br />

Herbert Marcuse hat diesen Zusammenhang mit dem Begriff <strong>der</strong> +repressiven Entsublimierung*<br />

ausgedrückt (siehe auch S. XXXIII). Se<strong>in</strong>e Interpretation von Wissenschaft und Technik ist<br />

noch e<strong>in</strong>e Stufe +radikaler* als die Horkheimers und Adornos. Er bemerkt:<br />

+Der Begriff <strong>der</strong> technischen [<strong>in</strong>strumentellen] Vernunft ist vielleicht selbst Ideologie. Nicht erst ihre<br />

Verwendung, son<strong>der</strong>n schon die Technik ist Herrschaft […], methodische, wissenschaftliche, berechnete<br />

und berechnende Herrschaft. Bestimmte Zwecke und Interessen <strong>der</strong> Herrschaft s<strong>in</strong>d nicht erst ›nach-<br />

träglich‹ und von außen <strong>der</strong> Technik oktroyiert – sie gehen schon <strong>in</strong> die Konstruktion des technischen<br />

Apparates selbst e<strong>in</strong> […]* (Zitiert nach Habermas: Technik und Wissenschaft als ›Ideologie‹; S. 49f.) 129<br />

E<strong>in</strong>e Auflösung des technisch-wissenschaftlichen, ökonomisch-politischen Herrschaftszusam-<br />

menhangs ist deshalb im Rahmen des bestehenden Wissenschaftssystems unmöglich:<br />

+Was ich herauszustellen versuche, ist, daß die Wissenschaft aufgrund ihrer eigenen Methode und<br />

Begriffe e<strong>in</strong> Universum entworfen und beför<strong>der</strong>t hat, wor<strong>in</strong> Naturbeherrschung mit <strong>der</strong> Beherrschung<br />

des Menschen verbunden blieb […] So verschmilzt die rationale Hierarchie mit <strong>der</strong> gesellschaftlichen.<br />

Wenn dem so ist, würde die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Richtung des Fortschrittes, die dieses verhängnisvolle Band<br />

lösen könnte, auch die Struktur <strong>der</strong> Wissenschaft selbst bee<strong>in</strong>flussen – den Entwurf <strong>der</strong> Wissenschaft.*<br />

(Marcuse: Der e<strong>in</strong>dimensionale Mensch; S. 180f.)<br />

Jürgen Habermas’ Analyse des Zusammenhangs von Herrschaft, Wissenschaft und Technik<br />

erfolgt <strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Position Marcuses. In se<strong>in</strong>em bekannten Aufsatz +Technik<br />

und Wissenschaft als ›Ideologie‹* (1968), <strong>der</strong> Marcuse zum 70. Geburtstag gewidmet ist (und<br />

dem auch, wie angegeben, das erste hier wie<strong>der</strong>gegebene Marcuse-Zitat entnommen wurde), 130<br />

setzt er sich allerd<strong>in</strong>gs von dessen Sichtweise ab. Habermas, <strong>der</strong> die +zweite Generation*<br />

<strong>der</strong> Kritischen Theorie verkörpert, arbeitet hier – ganz ähnlich zu se<strong>in</strong>en Vorgängern – heraus,

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