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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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122 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

das durch die Kapital<strong>in</strong>teressen bed<strong>in</strong>gt ist: Für den +Kapitalisten* nämlich ist die Masch<strong>in</strong>erie,<br />

die Technik e<strong>in</strong> Instrument, um sich von menschlicher Arbeitskraft unabhängiger zu machen<br />

und gleichzeitig den relativen Mehrwert (sprich: se<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n) zu erhöhen. 123<br />

Marx’ Betrachtung <strong>der</strong> Technik als angewandte (Natur-)Wissenschaft konzentriert sich hier<br />

auf ihre historisch konkrete Manifestation – er beschreibt also notwendigerweise e<strong>in</strong>e noch<br />

relativ +ungeschm<strong>in</strong>kte*, (prä)tayloristische Ausbeutung des Fabrikarbeiters. Technik als Mittel<br />

zur Emanzipation von den Zwängen <strong>der</strong> Natur und (wissenschaftlicher) Fortschritt an sich<br />

124<br />

werden dagegen begrüßt. Dies zeigt sich beson<strong>der</strong>s an den fast euphorischen Formulierungen<br />

im kommunistischen +Manifest*, wo die Leistungen <strong>der</strong> Bourgeoisie zur Entwicklung <strong>der</strong> Pro-<br />

125<br />

duktivkräfte hervorgehoben werden (vgl. S. 35). Gerade die Entfesselung <strong>der</strong> Produktivkräfte<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs nach Marx und Engels die Grundlage für den prognostizierten Untergang <strong>der</strong><br />

bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, denn ihre Produktionsweise basiert auf immanenten<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchen, so daß die erzeugte Dynamik, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ihre soziale Komponente, nicht<br />

aufgefangen werden kann (siehe dazu auch S. XIX). Der Sozialismus, den man explizit als<br />

wissenschaftliches System verstand, ist die Reflexion, <strong>der</strong> +Gedankenreflex* dieser Wi<strong>der</strong>-<br />

sprüchlichkeit (vgl. Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von <strong>der</strong> Utopie zur Wissenschaft;<br />

Abschnitt III, S. 402).<br />

In gewisser Weise ist mit diesen Vorstellungen auch die marxistische Perspektive – obwohl<br />

hier das Problembewußtse<strong>in</strong> für den Macht-Aspekt des Technischen beson<strong>der</strong>s ausgeprägt<br />

ist – im +techno-logisch* halbierten neuzeitlichen Rationalitätsdenken gefangen (siehe S. XXXff.).<br />

In Frage gestellt wird nicht das e<strong>in</strong>seitige Rationalitätspr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> wissenschaftlich-technischen<br />

Vernunft, son<strong>der</strong>n primär die selektive Anwendung dieser Vernunft, die dort, wo bestimmte<br />

soziale Interessen berührt werden, +aussetzt* und damit +ideo-logisch* wird. Erst die Kritische<br />

Theorie entwickelte e<strong>in</strong> Verständnis dafür, daß die auch aktuell (noch) dom<strong>in</strong>ierende Rationalität<br />

126<br />

neuzeitlich-aufklärerischer Prägung an sich e<strong>in</strong>e selektive Rationalitätsform darstellt (siehe<br />

auch S. XXXIIf.): Als <strong>in</strong>strumentelle Vernunft ordnet sie sich – an<strong>der</strong>s als das philosophische<br />

Denken früherer Epochen – <strong>der</strong> ökonomischen Zweckrationalität unter. Ihre (subjektivistisch<br />

verkürzte) +Objektivität* und ihre +Positivität* (die auf Denker wie Bacon und Descartes zurück-<br />

127<br />

geht) machen sie +haltlos* und öffnen sie für e<strong>in</strong>e +pragmatische* Pervertierung im Dienst<br />

des Kapitals (vgl. Horkheimer: Zur Kritik <strong>der</strong> <strong>in</strong>strumentellen Vernunft; <strong>in</strong>sb. Kap. 1 u. 2). 128<br />

Dieser Wandel des Charakters <strong>der</strong> Vernunft ist nach Horkheimer und Adorno das Ergebnis

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