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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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118 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

und Ressourcen ausgestattet werden müssen (vgl. weitergehend Mayntz: Implementation<br />

von regulativer <strong>Politik</strong>; S. 55ff.).<br />

Damit ist <strong>in</strong>direkt die dritte von Voigt genannte Verrechtlichungsdimension angesprochen:<br />

die Bürokratisierung. Im Fall <strong>der</strong> Bürokratisierung kann man sich nun – da sich <strong>der</strong> Begriff<br />

auf e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Tendenz <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Verwaltung (also <strong>der</strong> Exekutive) bezieht – darüber<br />

streiten, ob sie gleichermaßen wie Justizialisierung und Vergesetzlichung zum Phänomen <strong>der</strong><br />

Verrechtlichung zu zählen ist. Trotzdem möchte ich e<strong>in</strong>ige kurze Bemerkungen zu diesen<br />

Themenkomplex machen:<br />

Die Bürokratisierungsdebatte nimmt, wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal, bei Weber ihren Ansatzpunkt. Denn<br />

für Weber beruht <strong>der</strong> rationale Staat neben formal-rationalem Recht auf dem Fachbeamtentum<br />

118<br />

(vgl. Die rationale Staatsanstalt; § 1, S. 815). An an<strong>der</strong>er Stelle bezeichnet er die bürokratische<br />

Verwaltung gar als +Keimzelle des mo<strong>der</strong>nen okzidentalen Staates* (Die Typen <strong>der</strong> Herrschaft;<br />

§ 4, S. 128). Ihre zentralen Organisationspr<strong>in</strong>zipien s<strong>in</strong>d die sachliche Entscheidung aufgrund<br />

fachlicher Qualifikation und die Amtshierarchie mit klar festgelegten Kompetenzen (vgl. ebd.;<br />

S. 126f. sowie <strong>der</strong>s.: Wesen, Voraussetzungen und Entfaltung <strong>der</strong> bürokratischen Herrschaft;<br />

S. 551f.). Doch gerade aufgrund <strong>der</strong> so erreichten Präzision, Stetigkeit und Verläßlichkeit<br />

wohnt <strong>der</strong> Bürokratisierung die Ambivalenz jeglicher Rationalisierung <strong>in</strong>ne (siehe auch S.<br />

XXXff.): Die bürokratische Verwaltung ist an<strong>der</strong>en Organisationsformen nicht nur +technisch<br />

überlegen* (vgl. ebd.; S. 562), son<strong>der</strong>n Bürokratisierung bedeutet auch +die Herrschaft <strong>der</strong><br />

formalistischen Unpersönlichkeit* (Die Typen <strong>der</strong> Herrschaft; § 4, S. 129).<br />

Das politische Eigengewicht <strong>der</strong> Bürokratie wurde von Weber, wie auch von vielen späteren<br />

Autoren (vgl. z.B. Mises: Bureaucracy; S. 45ff.), eher ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geschätzt – gerade weil ja<br />

die bürokratische Verwaltung ihrem Wesen nach e<strong>in</strong> hierarchisches (<strong>der</strong> <strong>Politik</strong> untergeordnetes)<br />

System darstellt sowie an Recht und Gesetz gebunden ist. Auch von l<strong>in</strong>ker Seite wurde die<br />

Bürokratie lange Zeit nur als Erfüllungshelfer<strong>in</strong> <strong>der</strong> Staatsmacht gesehen. Dabei wurde betont,<br />

daß die Spitzen von <strong>Politik</strong> (und Verwaltung), Militär und Wirtschaft e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Machtelite<br />

bilden (vgl. Mills: The Power Elite). Gerade solche Wahrnehmungen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten e<strong>in</strong>e Schärfung<br />

des Blicks für die Selbstläufigkeit bürokratischer Organisation und <strong>der</strong>en Problematik, die<br />

erst relativ spät <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur thematisiert wurde (vgl. z.B. K<strong>in</strong>gsley: Representative Bureaucracy;<br />

<strong>in</strong>sb. Kap. IX). E<strong>in</strong>e Flexibilisierung <strong>der</strong> Verwaltung (die ja e<strong>in</strong>e gewisse Autonomie voraussetzt)<br />

und die <strong>in</strong>terne Anpassung politischer Zielvorgaben wird an<strong>der</strong>erseits heute vielfach als For<strong>der</strong>ung

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