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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 95<br />

Selbst die politische Weltorganisation UNO kann paradoxerweise als Argument für die weiter<br />

bestehende Dom<strong>in</strong>anz nationalstaatlicher <strong>Politik</strong> auf <strong>der</strong> Weltebene angeführt werden, denn<br />

auch hier +regiert* das Staatenpr<strong>in</strong>zip: Stimmberechtigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> UNO und ihren Organen s<strong>in</strong>d<br />

alle<strong>in</strong>e Staatenvertreter (vgl. Charta <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen; Art. 4 und 9). Allerd<strong>in</strong>gs ist mit<br />

73<br />

dem Ende des Ost-West-Konflikts die Paralysierung des Sicherheitsrats entfallen, und es<br />

hat auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> UNO verschiedentlich Bestrebungen zu e<strong>in</strong>em konzertierten Vorgehen<br />

gegeben. So formierte sich Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre die +Gruppe <strong>der</strong> 77* als Sprachrohr <strong>der</strong> Ent-<br />

wicklungslän<strong>der</strong>, auf <strong>der</strong>en Betreiben z.B. im Dezember 1974 (gegen die Stimmen vieler<br />

westlicher Industrielän<strong>der</strong>) e<strong>in</strong>e (rechtlich allerd<strong>in</strong>gs unverb<strong>in</strong>dliche) +Charta <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Rechte und Pflichten <strong>der</strong> Staaten* verabschiedet wurde, die e<strong>in</strong>e gerechtere <strong>in</strong>ternationale<br />

Wirtschaftsordnung garantieren sollte. Dabei wurde jedoch ausdrücklich die Unantastbarkeit<br />

<strong>der</strong> staatlichen Souveränität betont (vgl. Art. 1), denn gerade für +schwache* Staaten ist <strong>der</strong><br />

Erhalt <strong>der</strong> Souveränität e<strong>in</strong> wichtiges Ziel, und die Erlangung staatlicher Unabhängigkeit ist<br />

auch heute noch für viele politische Bewegungen zentral, so daß trotz aller Transnatio-<br />

nalisierungstendenzen, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den entwickelteren Regionen feststellbar s<strong>in</strong>d,<br />

weitere Fragmentisierungen (vor allem durch e<strong>in</strong>e ethnonationalistische Dynamik) drohen<br />

(vgl. hierzu auch Senghaas: Zwischen Globalisierung und Fragmentisierung).<br />

Es ist also letztendlich e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Interpretation, ob man Ansätze zu e<strong>in</strong>er politischen<br />

Globalisierung sehen will o<strong>der</strong> nicht, wenngleich für mich, aufgrund <strong>der</strong> dargestellten Zusammen-<br />

hänge, <strong>der</strong>zeit die Anzeichen überwiegen, daß die Strukturierung durch den Nationalstaat<br />

noch immer (welt)politisch dom<strong>in</strong>ierend ist. Doch die ökonomischen Prozesse machen deshalb<br />

nicht Halt und erzeugen e<strong>in</strong> Phänomen, das man <strong>in</strong> Anlehnung an Brock und Albert +multiple<br />

Staatlichkeit* nennen könnte, d.h. <strong>der</strong> politische Raum wird durch an<strong>der</strong>e +Funktionsräume*<br />

überformt (vgl. Entgrenzung <strong>der</strong> Staatenwelt; S. 266ff.). Angesichts dessen formuliert Menzel:<br />

+Der staatlich def<strong>in</strong>ierte Raum verschw<strong>in</strong>det, se<strong>in</strong>e Grenzen zerfließen, die Beziehungen zwischen<br />

den Staaten werden imag<strong>in</strong>är. Den Regierungen wird die Souveränität genommen, da sich die Virtu-<br />

alisierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Transaktionen den herkömmlichen Kontrollen und damit auch den<br />

staatlichen Steuerungskapazitäten entzieht.* (Internationale Beziehungen im Cyberspace; S. 53)<br />

Auf dieses grundsätzliche Dilemma des Nationalstaats, dem e<strong>in</strong>erseits die ökonomische Basis<br />

entzogen wird und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>erseits noch immer die politische +Realität* maßgeblich bestimmt

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