09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 83<br />

den ökonomischen Transformationsprozessen h<strong>in</strong>terherh<strong>in</strong>kt. Bevor dies aber durch e<strong>in</strong>e Analyse<br />

<strong>der</strong> politischen (Welt-)Strukturverän<strong>der</strong>ungen geschehen kann, sollte man sich bewußt machen,<br />

daß Globalisierung als Begriff auch e<strong>in</strong> erhebliches ideologisches Moment be<strong>in</strong>haltet und,<br />

als ökonomischer Angleichungsprozeß verstanden, durchaus fraglich ist (vgl. z.B. Hirst/Thompson:<br />

44<br />

Globalization <strong>in</strong> Question). Allzu häufig verdeckt die Rede von <strong>der</strong> Globalisierung nur die<br />

anhaltende ungleiche regionale Entwicklung und dient überdies als willkommene (neoliberale)<br />

Rechtfertigung für den Abbau des Sozialstaats, da angesichts <strong>der</strong> globalisierten Märkte die<br />

nationale Wirtschaft angeblich nur durch drastische E<strong>in</strong>schnitte <strong>in</strong>s soziale Netz konkurrenzfähig<br />

zu erhalten sei (vgl. hierzu auch Borchert: Sozialstaat unter Druck). 45<br />

Bisher wurde hier ökonomische Globalisierung also vere<strong>in</strong>fachend weitgehend ohne die Berück-<br />

sichtigung bestehen<strong>der</strong> regionaler Disparitäten dargestellt. Diese zunächst durchaus s<strong>in</strong>nvolle,<br />

die Verlaufsdynamik herausstellende Beschränkung erzeugte jedoch, wie angemerkt, e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>seitiges und +falsches* Bild des stattf<strong>in</strong>denden Globalisierungsprozesses, da dieser nicht<br />

homogen und egalisierend, son<strong>der</strong>n heterogen und hierarchisierend verläuft. Das entstandene<br />

verzerrte Bild muß nun durch e<strong>in</strong>e räumlich differenzierende Analyse korrigiert und ergänzt<br />

werden. Dazu ist e<strong>in</strong> Rückgriff auf die von Wallerste<strong>in</strong> getroffene Unterscheidung zwischen<br />

Zentrum, Semiperipherie und Peripherie s<strong>in</strong>nvoll:<br />

Die Zentrumsnationen s<strong>in</strong>d laut Wallerste<strong>in</strong> kulturell hoch <strong>in</strong>tegriert (weshalb er hier auch<br />

an<strong>der</strong>s als bei Peripherie und Semiperipherie den Begriff +Nationen* verwendet), haben sich<br />

e<strong>in</strong>e effiziente Staatsmasch<strong>in</strong>erie geschaffen und können (deshalb) auch e<strong>in</strong>en hohen öko-<br />

nomischen +Entwicklungsstand* aufweisen. Die peripheren Gebiete verfügen dagegen nur<br />

über e<strong>in</strong>e schwache kulturelle Integration wie politische Organisation, was se<strong>in</strong>e Ursache<br />

im (Neo-)Kolonialismus <strong>der</strong> Zentrumsnationen hat, von <strong>der</strong>en Wirtschaftssystem die Ökonomie<br />

<strong>der</strong> Peripherie stark abhängig ist. Die Semiperipherie nimmt bezüglich ihrer kulturellen, poli-<br />

tischen und ökonomischen Entwicklung e<strong>in</strong>e Mittelposition e<strong>in</strong>, doch stellt sie nicht e<strong>in</strong>fach<br />

e<strong>in</strong>e Verlegenheitskategorie dar, son<strong>der</strong>n sie ist e<strong>in</strong> notwendiges strukturelles Element im<br />

System <strong>der</strong> kapitalistischen Weltökonomie, da sie auf <strong>der</strong> Weltebene e<strong>in</strong>e ähnliche +Pufferrolle*<br />

spielt wie die Mittelschichten im kapitalistischen Staat. (Vgl. The Mo<strong>der</strong>n World-System; S.<br />

349f.) 46<br />

47<br />

Diese Dreiteilung <strong>in</strong> Peripherie, Semiperipherie und Zentrum ist sicher vere<strong>in</strong>fachend, und<br />

externe Faktoren s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Analyse von Ungleichheit, an<strong>der</strong>s als Wallerste<strong>in</strong>s theoretische

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!