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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 81<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für diese Entwicklung war die Schaffung neuer Kommunikations-<br />

technologien, was e<strong>in</strong>e rasche Abwicklung <strong>der</strong> weltweiten Transaktionen ermöglichte (vgl.<br />

McKenzie/Dwight: Quicksilver Capital; S. 58ff.). Technologische Innovationen bilden auch<br />

die Grundlage für die zunehmende Bedeutung des <strong>in</strong>ternationalen Handels mit Dienstleistungen<br />

38<br />

(vgl. hierzu Sauvant: Services and Data Service). Der allgeme<strong>in</strong>e Trend zu e<strong>in</strong>er wissensbasierten<br />

Dienstleistungsgesellschaft wurde ja schon im Rahmen <strong>der</strong> Diskussion um die post<strong>in</strong>dustrielle<br />

Gesellschaft zum Gegenstand <strong>der</strong> Darstellung. Die diesbezüglichen Thesen Daniel Bells (siehe<br />

S. LIVf.) können auch auf globalen Maßstab ausgedehnt werden, obwohl sie noch eher projek-<br />

tiven Charakter hatten, als er sie (1973) aufstellte. Bell war allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong><br />

die Dienstleistungen <strong>in</strong>s Zentrum <strong>der</strong> Ökonomie rücken sah, son<strong>der</strong>n bereits Fourastié hatte<br />

(1963) weitere Wachstumsmöglichkeiten hauptsächlich im tertiären Sektor gesehen, nachdem<br />

(<strong>in</strong> den Industriestaaten) die fortgeschrittene Sättigung mit <strong>in</strong>dustriellen Gütern die Wachstums-<br />

potentiale im sekundären Sektor begrenzt (vgl. Die große Hoffnung des zwanzigsten Jahrhun<strong>der</strong>ts;<br />

S. 241ff.).<br />

Was damals weitgehend Theorie war, ist heute zur bitteren Wirklichkeit für viele produzierende<br />

Unternehmen geworden. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge gezwungen, sich ihre Marktchancen durch<br />

die Umstellung von fordistischer Massenproduktion auf neue, <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Marktlage<br />

angepaßte Produktionsmethoden zu sichern. Innerhalb des gleichzeitig globalisierten und<br />

fragmentisierten Marktes muß nämlich schnell und flexibel auf zunehmend <strong>in</strong>dividualisierte<br />

Konsumbedürfnisse reagiert werden. Lash und Urry sprechen deshalb von +flexible specialization*<br />

(vgl. The End of Organized Capitalism; S. 199). David Harvey, <strong>der</strong> zu ganz ähnlichen Schluß-<br />

folgerungen gelangt, hat sich dagegen für die Bezeichnung +flexible accumulation* entschieden,<br />

um diesem Wandel begrifflichen Ausdruck zu verleihen (vgl. The Condition of <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>nity;<br />

39<br />

S. 147). In ihrer neuesten Arbeit betonen Lash und Urry jedoch, daß beide Begriffe – genauso<br />

wie die Rede vom <strong>Post</strong>-Fordismus – die aktuellen ökonomischen Verhältnisse nur ungenügend<br />

spiegeln: Denn diese seien durch die immer zentralere Rolle von Information und Wissen<br />

(auch im Produktionssektor) gekennzeichnet. Deshalb schlagen sie nunmehr die Bezeichnung<br />

+reflexive accumulation* vor, welche die aktuelle Entwicklung ihrer Me<strong>in</strong>ung nach am besten<br />

zu fassen vermag (vgl. Economies of Signs and Space; S. 60ff.).<br />

Doch wie weit ist die oben angesprochene Tertiärisierung <strong>der</strong> Wirtschaft tatsächlich fort-<br />

geschritten? – Ulrich Menzel hat hierzu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em schon mehrfach zitierten Aufsatz +Die neue

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